I m Frühjahr 2023 könnte das Zinshoch in den USA durchaus erreicht werden. Davon würden Technologiewerte besonders stark profitieren, da diese besonders zinssensitiv sind. Lei Qiu, Portfoliomanagerin des AB International Technology bei AllianceBernstein, meint zur Einschätzung der Lage: „Der Fachkräftemangel und der Wettbewerb um knappe Ressourcen sind längerfristige Trends. Wir glauben, dass die hohe Inflation uns länger erhalten bleiben wird. Die straffe Geldpolitik der Notenbanken verringert das Wachstumspotenzial zyklisch ausgerichteter Unternehmen mit mangelnder Preissetzungsmacht. Daher konzentrieren wir uns auf Firmen mit strukturell starken Wachstumstreibern. Wir achten auf die S-Kurven, die das Marktdurchdringungspotenzial darstellen, und ob sich diese an einem Umkehrpunkt mit starker Beschleunigung des Wachstums befinden.“ Lei Qui setzt etwa auf Anbieter von Technologieprodukten für den Aufbau der digitalen Infrastruktur, Halbleiterhersteller und Anbieter von Produkten, die für die Beschleunigung der Geschwindigkeit der Datenverarbeitung verantwortlich sind. Auch Technologie-Player im Segment des Internets der Dinge zählen hierzu, da dieses für das starke Wachstumssegment der Künstlichen Intelligenz (KI) erforderlich ist. Weiters favorisiert die Fondsmanagerin Softwareanbieter im Bereich Netzwerksicherheit. Krisensignal Kündigungen? Meta streicht über 11.000 Stellen, Amazon kündigt ebenfalls über 10.000 Mitarbeiter – solche News sind im Technologiesektor eine Seltenheit. Wird die Hightech-Branche doch von einer stärkeren Krise erfasst? Dazu Lei Qui: „Personalkürzungen bedeuten nicht, dass Technologie tot wäre: im Gegenteil! Das gilt besonders für die Ausrüster der digitalen Infrastruktur. Unternehmen, die in der digitalen Ökonomie überleben wollen, müssen sicherstellen, dass ihre Personalstrukturen flexibel und effizient sind. Sie müssen in cloudbasierte Infrastruktur investieren. Dieser Bereich wird auch in einem düsteren Konjunkturszenario gut laufen. Gleiches gilt für das Segment Netzwerksicherheit. Viele Technologiefirmen weisen eine starke Resilienz gegenüber Wachstumseinbrüchen in der breiteren Wirtschaft auf, da sie von einem starken Zuwachs der Marktdurchdringung ihrer Produkte und Dienstleistungen profitieren.“ Die Deglobalisierung weist auf eine weniger internationale und mehr lokale Produktion hin, ein Paradigmenwechsel, der die Preismacht vieler Unternehmen aushöhlt und der Expansion der Gewinnmargen engere Grenzen setzt. Viele dieser Unternehmen setzen daher auf technologische Innovationen, die Probleme wie mangelnde Effizienz, Nachhaltigkeit und Flexibilität der Kostenstrukturen adressieren. Ein höherer Automatisierungsgrad und der stark wachsende Einsatz erneuerbarer Energien sind Begleittrends. Investitionen in diese Bereiche werden sich als robust erweisen. Die hohe Inflation macht den Einsatz von Technologieprodukten attraktiv, um den Kostendruck durch Knappheit beim Personal und bei Rohstoffen sowie durch die Rückverlagerung von Lieferketten zu managen. Schwache Technologiesegmente Die auf den privaten Konsumenten ausgerichteten Technologiesegmente zeigen in der Tat ein nachlassendes Wachstum, dafür ziehen die Investitionen im Bereich TechnoFahren auf Sicht Technologieinvestoren können ein wenig aufatmen: Sollten die Finanzmärkte bis zum kommenden Frühjahr keine neuen Tiefkurse mehr ausbilden, dürfte das Schlimmste überstanden sein. Bis dahin heißt es: Investieren und Fahren auf Sicht. WOLFGANG REGNER Credits: Archiv; greenbutterfly/stock.adobe.com DigitaleWerbung Ein Krisensymptom? Seit der (extremen) Hausse in der Corona-Pandemie fällt das Wachstum der digitalen Werbung zurück. Quelle: Bloomberg MÄRKTE & FONDS - Ausblick 2023 . Technologie „Personaleinsparungen bedeuten nicht, dass Technologie ein toter Trend wäre: das Gegenteil ist der Fall“ Lei Qiu, Portfoliomanagerin des AB International Technology 0 5 50 10 100 15 150 20 200 25 250 30 300 35 350 40 2020 152,7 15,3% 2021 211,2 2022e 239,9 13,6% 2023e 270,7 12,9% 2024e 293,3 8,4% 2025e 315,3 7,5% 38,3% Prozent Mrd. USD Digitale Werbeausgaben(links) Veränderung (rechts) 36 . GELD-MAGAZIN – Jänner 2023
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