Manche Aussagen haben es in sich: „Betrachtet man die Weltwirtschaft und geht davon aus, dass eine Kette nur so stark ist wie ihr schwächstes Glied, so ist die Eurozone eindeutig das schwächste Glied in der globalen Wirtschaftskette“, so Serdar Kucukakin, Anleiheanalyst bei Aegon Asset Management. Wahre Worte: Der „Alte Kontinent“ wird vom brutalen Überfall auf die Ukraine überproportional getroffen und die starke Energieabhängigkeit von Russland fällt uns jetzt krachend auf den Kopf. Günstig auf Einkaufstour 2022 war also wirklich kein gutes Jahr für Europa. 2023 könnte dem Kontinent sogar eine Rezession bevorstehen. Doch Anleger, die sich davon nicht abschrecken lassen, können von Investitionen in europäische Unternehmen zu derzeit attraktiven Preisen profitieren. Das meint Jamie Mills O’Brien, Investmentmanager bei abrdn: „Aktien haben ihr schlechtestes Jahr seit der Weltwirtschaftskrise hinter sich. Vor diesem Hintergrund sind die Anleger nicht unbedingt in der Stimmung, sich darauf einzulassen, dass europäische Aktien derzeit zu historisch günstigen Kursen gehandelt werden.“ Es wachse die Sorge, dass Europa längerfristig von Problemen geplagt wird, dass es eine „alte“, zyklische Wirtschaft ohne Binnenwachstum ist, und sich die Überzeugung einnistet, dass sich die Anleger fernhalten sollten. O’Brien: „Wir sind jedoch anderer Meinung als die Kritiker und glauben, dass die Aussichten für Europa heute so gut sind wie schon lange nicht mehr.“ Der Experte sieht drei wesentliche Gründe für Optimismus: „Erstens gibt es zahlreiche Unternehmen, die das beneidenswerte Erbe und die Geschichte Europas mit modernster Innovation und Technologie verbinden. Zweitens baut der Kontinent weiter auf seine Stärken in den Bereichen Nachhaltigkeit und grüne Technologien. Und schließlich unterschätzen die Anleger immer noch die wachsenden Stärken Europas im Bereich der industriellen Digitalisierung.“ Wichtig: Fundamentalanalyse Jetzt gilt es allerdings, in diesem reichen Angebot die Streu vom Weizen zu trennen. Comgest, eine Fondsgesellschaft, die sich einer strengen Aktien-Fundamentalanalyse verschrieben hat, findet rund um den Globus spannende Titel – so auch in Europa. Wolfgang Fickus, Produktspezialist bei Comgest, sagt zum GELD-Magazin: „ASML, Novo Nordisk und Straumann sind drei Unternehmen, von deren Wachstumsaussichten wir langfristig überzeugt sind – auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Der niederländische Halbleiterspezialist und MarktStock-Picking ist Trumpf Europa hat im geopolitischen Kräftemessen derzeit leider nicht die besten Karten: Die geografische Nähe zum Ukraine-Krieg und die hohe Energieabhängigkeit belasten. Dennoch gibt es spannende Unternehmen. HARALD KOLERUS Credits: beigestellt/Archiv; Anton Balazh/stock.adobe.com Der EuroStoxx50 hat auf Sicht von zwölf Monaten den Weltaktienindex outperformt. Im Vergleich von drei und fünf Jahren zieht Europa aber den Kürzeren. EuroStoxx vs. MSCIWorld MÄRKTE & FONDS - Ausblick 2023 . Europa Europa leidet jetzt ganz besonders unter der Teuerungswelle, im Laufe der beiden kommenden Jahre sollte die Inflationsrate aber doch deutlich zurückgehen. Inflations-Ausblick: Druck lässt nach Quelle: Bloomberg 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 0% 6% 8% 10% 4% 2% Inflation in der Eurozone Prognose 2022 Prognose 2023 Prognose 2024 26 . GELD-MAGAZIN – Jänner 2023 -20% 0% -10% 80% 90% 60% 70% 40% 50% 20% 30% 10% 2019 2020 2021 2022 EuroStoxx 50 TR EUR MSCI World TR EUR
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