GELD-Magazin, Dezember 2022 / Jänner 2023

Die Stimmung war schon im Vorfeld der Weltklimakonferenz im ägyptischen Sharm El-Sheikh nicht die beste: Widersprüchliche Interessen der Teilnehmer, politische Winkelzüge, mächtige Erdöl-Lobbys – was kann da schon Vernünftiges herauskommen? Meilenstein errichtet Hat die COP27 also tatsächlich nur heiße Luft produziert? Das wäre zu einfach und unfair. Das GELD-Magazin interviewte zum Thema Joachim Raich, Sprecher für Klimagerechtigkeit bei Südwind, einer maßgeblichen österreichischen Organisation für Entwicklungspolitik. Er war mit anderen Vertretern des Südwind-Teams am COP27 und konnte die Verhandlungen vor Ort beobachten. Der wohl wichtigste Punkt war: „Endlich haben die reichen Länder einem Fonds zugestimmt, der durch den Klimawandel verursachte Verluste und Schäden kompensieren soll. Das muss als Sieg für den globalen Süden und als Meilenstein gewertet werden, es handelt sich dabei um ein positives Signal für die Zukunft und Solidarität. Denn die südlichen Länder der Welt leiden erwiesenermaßen am meisten unter dem Klimawandel – und das obwohl sie am wenigsten dazu beitragen. Es war aber vom ersten bis zum letzten Tag ein harter Kampf in den Verhandlungen, ob der Fonds überhaupt etabliert wird. Wobei die Forderung nach so einem ,Finanztopf‘ übrigens schon 30 Jahre alt ist.“ Allerdings könnte der Teufel im Detail stecken: Denn es ist noch nicht klar, wer wann wieviel an wen bezahlen soll. Raich dazu: „Wichtig ist, dass der globale Süden jetzt die Chance auf finanziellen Ausgleich bekommen hat. Es erfolgte die Einigung, dass der Fonds 2023 eingerichtet werden soll, ein Übergangskomitee soll Empfehlungen erstellen, wie der Fonds ausgestattet werden kann. Die Beschlussfassung ist für den Klimagipfel im kommenden Jahr vorgesehen.“ Also heißt es weiter: Bitte warten. Auch scheinen Streitereien und politischer Hickhack vorprogrammiert. China hat bereits angekündigt, dass es sich als Empfänger- und nicht als Gebernation betrachtet. Eine ziemlich dreiste Behauptung, rühmt sich das Reich der Mitte doch an anderer Stelle, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt zu sein – globaler Führungsanspruch inklusive. Frage der Finanzierung Aber kehren wir zurück in die Gegenwart des COP27. Alles in allem gibt es viel Lob an Teilergebnissen, nicht zuletzt aus der Finanzbranche. Vicki Bakhshi, Director Responsible Investment bei Columbia Threadneedle, kommentiert: „Wir sind der Meinung, dass die Einrichtung eines Fonds für Verluste und Schäden, auch wenn noch viele Details zu BRENNPUNKT . Umweltpolitik Trostpflaster Die Erderwärmung stellt eine massive Bedrohung unserer Lebensgrundlage dar. Angesichts der drastischen Problematik sind die Ergebnisse der Klimakonferenz COP27 bescheiden ausgefallen. Doch etwas bewegte sich in die richtige Richtung. HARALD KOLERUS Klimakonferenz: Nicht nur heiße Luft. Credits: beigestellt/Leo Sollereder; Archiv; Rafael Henrique/stock.adobe.com 10 . GELD-MAGAZIN – Jänner 2023 „ESG-Investitionen sind einer der am schnellsten wachsenden Trends an den Finanzmärkten. “ Elena Maria Drew, Nachhaltigkeits-Expertin bei T. Rowe Price

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