GELD-Magazin, Dezember 2022 / Jänner 2023

AUSBL ICK 2023 Österreichische Post AG | MZ 03Z035262 M | 4profit Verlag GmbH, Rotenturmstraße 19/1/29 B, 1010 Wien | Dezember 2022 – Jänner 2023 | 6,90 Euro Finanzpolitik + Volkswirtschaft + Länder- und Branchenanalysen + Banking + Investmentfonds + Aktien + Immobilien + Rohstoffe + Blockchain + Alternative Investments + Versicherungen DAS MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, POLITIK & INVESTMENTPRODUKTE Die attraktivsten Märkte Wie sich die wichtigsten Regionen entwickeln und wo man jetzt investieren sollte. Klimawandel als Chance Mega-Investitionen in Neue Energien und Energieeffizienz lassen hohe Renditen erwarten. Die smartesten Branchen Technologie-, Healthcare- oder Finanzwerte? Welche speziellen Ertrags-Möglichkeiten winken. Stabile Fixverzinste Der Zinsgipfel ist absehbar. Nun kommen wieder günstige Zeitpunkte für Bondkäufe.

MARKETING-ANZEIGE DJE – ZINS & DIVIDENDE KONSEQUENT FLEXIBEL UND AUSGEWOGEN DR. JAN EHRHARDT Fondsmanager und Vorstand DJE Kapital AG Kapital erhalten – Mehrwert schaffen Wird es turbulent an den Märkten, trennt sich die Spreu vom Weizen. Der DJE – Zins & Dividende kann sein Aktienengagement auf ein Minimum beschränken, in Anleihen mit Zinserträgen investieren oder die Cash-Quote erhöhen. Aktives Management setzt auf Branchen und Unternehmen, die auch in Krisen Gewinne erzielen können. Dies ist eine Marketing-Anzeige. Bitte lesen Sie den Verkaufsprospekt des betreffenden Fonds und das KIID, bevor Sie eine endgültige Anlageentscheidung treffen. Darin sind auch die ausführlichen Informationen zu Chancen und Risiken enthalten. Diese Unterlagen können in deutscher Sprache kostenlos auf www.dje.de unter dem betreffenden Fonds abgerufen werden. Eine Zusammenfassung der Anlegerrechte kann in deutscher Sprache kostenlos in elektronischer Form auf der Webseite unter www.dje.de/zusammenfassung-der-anlegerrechte abgerufen werden. Alle hier veröffentlichten Angaben dienen ausschließlich Ihrer Information, können sich jederzeit ändern und stellen keine Anlageberatung oder sonstige Empfehlung dar.

Jänner 2023 – GELD-MAGAZIN . 3 Das ereignisreiche Jahr 2022 geht zu Ende. Und es hatte einige Überraschungen parat, die noch darüber hinaus wirken: Den Beginn des Krieges Russlands gegen die Ukraine am 24. Februar, die Verwerfung an den Energiemärkten mit Preisvervielfachungen für Gas- und Strombezug und in der Folge eine Inflation im zweistelligen Prozentbereich. Und nicht zuletzt katapultierten die Zinsanhebungen der EZB etliche Kreditnehmer aus der Komfortzone. Doch Mitte Oktober gaben die Inflationsraten in den USA nach beherzten Zinsanhebungen durch die Fed wieder nach, womit Anleger neue Hoffnung auf steigende Kurse schöpften. Hinzu kamen aufgrund sich verlangsamender Volkswirtschaften sinkende Preise bei den meisten Rohstoffen, was den Kostendruck bei Unternehmen verringert – und damit die Gewinnaussichten nicht so stark, wie ursprünglich befürchtet, tangiert werden. In Europa hinkt die EZB der Entwicklung hinterher und agiert prinzipiell taubenhafter, was zwar die Schätzungen für die Inflation für das Jahr 2023 auf rund sechs bis sieben Prozent steigen ließ, jedoch im Gegenzug nun eine mildere Rezession erwartet wird. Auch wenn die Notenbanken die Leitzinsen im ersten Halbjahr 2023 moderat weiter anheben werden, so zeichnet sich langsam ein Zinsgipfel ab, womit an den Anlagemärkten im Laufe des Jahres eine weitere Entspannung durchaus möglich ist. Zum Jahreswechsel widmen wir uns im GELD-Magazin traditionell wieder einem umfangreichen Ausblick auf die zu erwartenden Entwicklungen in den wichtigsten Anlage-Regionen (ab Seite 24) und -Branchen (ab Seite 34). Vorweg, das Jahr 2023 dürfte wieder mehr Positives als 2022 für uns bereithalten. In der Brennpunkt-Story (ab Seite 10) berichten wir zum brisanten Themenkreis „Klimakrise“ – diesmal über die Ergebnisse der UN-Klimakonferenz in Sharm ElSheik und zur Abrundung stellen wir Ihnen ab Seite 48 die Gewinner des FNGSiegels (Forum Nachhaltiger Geldanlage) vor. Dazu finden Sie noch in dieser Ausgabe, was Sparer bezüglich der Zinsentwicklung erwarten können (Seite 20), was sich für Häuslbauer ändert (Seite 74) oder auch, welches die spannendsten Rohstoffe für die Klimawende sind (Seite 54). In diesem Sinne wünschen wir Ihnen einen schönen Jahreswechsel und ein erfolgreiches Jahr 2023. Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin Tendenz steigend editorial impressum MEDIENEIGENTÜMER UND HERAUSGEBER 4profit Verlag GmbH · MEDIENEIGENTÜMER-, HERAUSGEBER- UND REDAKTIONSADRESSE Rotenturmstraße 19/1/29B, 1010 Wien T: +43/676/570 95 10 · E: [email protected] · GESCHÄFTSFÜHRUNG Snezana Jovic, Mario Franzin · CHEFREDAKTEUR Mario Franzin REDAKTION Mar io Franz in, Mag. Harald Kolerus, Michael Kordovsky, Wol fgang Regner, Mor i tz Schuh MSc, Mag. Chr ist ian Sec, LEKTORAT Mag. Rudolf Preyer GRAFISCHE LEITUNG Noura El-Kordy · COVERFOTO SyahCreation/stock.adobe.com · DATENANBIETER Lipper Thomson Reuters*, Morningstar · VERLAGSLEITUNG Snezana Jovic · BACKOFFICE & EVENTMARKETING Ivana Jovic · PROJEKTLEITUNG Dr. Anatol Eschelmüller IT-MANAGEMENT Oliver Uhlir · DRUCK Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Str. 80 · VERTRIEB PGV Austria, 5412 Puch, Urstein Süd 13. www.geld-magazin.at ABO-HOTLINE: +43/699/1922 0326 · [email protected] * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performancewerte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen.

12.2022/01.2023 Brennpunkt 06 Kurzmeldungen Gas-Krise: Dickes Ende kommt noch+ Ukraine-Krieg: BipolareWelt droht. 08 Interview Peter Brezinschek Der Chefanalyst von Raiffeisen Research erläutert die wirtschaftliche Großwetterlage. 10 Klimagipfel Der COP-27 brachte nicht nur heiße Luft. Kritik setzte es trotzdem. Wirtschaft 14 Kurzmeldungen Österreich: Industrie imAbwärtstrend+ Inflation: EZB liegt oft falsch. Banking 16 Kurzmeldungen USA: Fed nimmt Fuß vom Gas + Banken: So profitabel wie schon lange nicht. 20 Sparbuch &Co. Endlich kommt reale Verzinsung in Sicht! Märkte & Fonds 22 Kurzmeldungen Lebensmittel: Wirtschaftsfaktor Verschwendung+Rendite: Die wilde Jagd. 24 Regionen-Ausblick 2023 Stock-Picking rund um den Globus lautet das Gebot der Stunde. 26 Europa Der „Alte Kontinent“ hat im geopolitischen Wirrwarr nicht die besten Karten. 28 USA Sehr innovative Unternehmen, starke Börse, Energieunabhängigkeit: Vieles spricht heute für Uncle Sam. 30 Asien EmergingMarkets haben Nachholbedarf. 35 Branchen-Ausblick 2023 Spannende Sektoren bieten gute Chancen im kommenden Jahr. 36 Technologie Motto: Investieren und fahren auf Sicht. 38 Healthcare Die defensiven Qualitäten des Gesundheitssektors bringen Stabilität ins Portfolio. 40 Finanzwesen Banken und andere Finanzwerte sind die großen Gewinner der Zinswende. 42 Anleihen-Ausblick 2023 Marktexpertenwittern Einstiegschancen. 46 Institutional Investors Congress Anlageprofis stellen für das GELD-Magazin aktuelle und künftige Trends vor. 48 Nachhaltigkeit Wie das FNG-Gütesiegel für wichtige Orientierungshilfe imESG-Bereich sorgt. 54 Rohstoffe Die grüne Energiewende kommt speziellen Branchen und Unternehmen zugute. inhalt Credits: ivanashoots; Bussarin & SyahCreations /stock.adobe.com, Christine Lagarde: ECB/Sanziana Perju „Wirtschaftliche Aufhellung“ ortet Peter Brezinschek, Chefanalyst von Raiffeisen Research. Seite 8 Das FNG-Gütesiegel: Maßstab für Nachhaltigkeit von ESG-Investments. Seite 48 4 . GELD-MAGAZIN – Jänner 2023

AKTIEN 58 Kurzmeldungen Börseunwort: „Übergewinnsteuer“+ Hauptversammlungen: Qual der Wahl. 60 Anlagetipps Bossard: Schweizer Perle +Weyerhaeuser: Viel Holz vor der Hütte +Walt Disney: Neue Besen kehren gut. 62 Börse Deutschland Nach einigen Turbulenzen: 2023 könnte auch in Frankfurt zum erhofften Jahr der Entspannung werden. 64 BörseWien Der Inflationsdruck fällt, die Rezession sollte milde ausfallen, die Stimmung hellt sich langsamwieder auf. blockchain 68 Kurzmeldungen Bitcoin: Kleinanleger stocken auf + Kraken: Krypto-Börse feuert Mitarbeiter. 70 InterviewOliverVins Der Krypto-Spezialist der Börse Stuttgart über den skandalösen Crash von FTX. Immobilien 72 Kurzmeldungen Wohneigentum: Preise fallen + Mieten: Es wird noch teurer. 74 Immo-Ausblick 2023 Ratgeber für „Häuslbauer“. Versicherung & Vorsorge 76 Kurzmeldungen Wintermonate: Vorsicht Rutschgefahr + Betriebliche Versicherung: Unterschätzt. 77 FLV-Listing Monatlicher Überblick zur Fondsgebun- denen Lebensversicherung. 78 Costumer Convenience Wie den Kunden überzeugen? Versicherungen setzen auf Digitalisierung und das „gute alte“ persönliche Gespräch. 82 Buchtipps Volker Quaschnigg: Erneuerbare Energien und Klimaschutz +Gerd Kommer: Souverän investierenmit Indexfonds und ETFs. Coverstory Der große Ausblick für Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Immobilien im GELDMagazin. Ab Seite 24 Bonds are back Experten sehen jetzt gute Chancen für Anleihen- Investoren. Seite 42 Jänner 2023 – GELD-MAGAZIN . 5

6 . GELD-MAGAZIN –Jänner 2023 BRENNPUNKT . Kurzmeldungen Credits: beigestellt/Archiv; misu & BillionPhotos.com/stock.adobe.com Cannabis-Gesetz Höhenflug Meilenstein. US-Präsident Biden hat Anfang Dezember den „Medical Marijuana and Cannabidiol Research Expansion Act“ unterzeichnet. Damit wurde ein Schritt vollbracht, der einen Meilenstein für die medizinische Erforschung der Cannabispflanze und die zugehörige Branche bedeuten könnte. Das sagt Rahul Bhushan, Co-Gründer des thematischen ETFAnbieters Rize ETF, in Hinblick auf die wichtigste Änderung, die durch das neue Gesetz angestoßen werden wird: Die rechtliche Gleichbehandlung von Cannabis mit allen anderen Substanzen, aus denen ein medizinischer Nutzen für die Menschheit gezogen werden kann. Daraus sei eine deutliche Beschleunigungswirkung der medizinischen Erforschung zu erwarten, was ebenfalls einen Ansporn für Pharma-Riesen bedeuten würde. DIE ZAHL DES MONATS 34 Prozent Negativrekord. Im Jahresvergleich ist die Zufriedenheit mit den politischen Verhältnissen in Österreich erneut gesunken, das ergibt der „Demokratie Monitor“ des Marktforschungsinstituts Sora: Derzeit denken nur mehr 34 Prozent der Menschen, dass das politische System Österreichs gut funktioniert. Das ist der tiefste Wert seit Erhebungsbeginn 2018 – vor fünf Jahren lag die Zufriedenheit um 30 Prozentpunkte höher (64 %). Auch mit dem Institutionenvertrauen ging es im Jahresvergleich weiter bergab: Der Bundesregierung vertrauen derzeit 33 Prozent (-9 %), dem Parlament 38 % (-8 %) und dem Bundespräsidenten 53 Prozent (-6 %). Im Gegensatz dazu ist das Vertrauen in Justiz, Polizei und Behörden konstant geblieben. Der Vertrauensverlust trifft also in erster Linie die demokratisch gewählten Vertretungsorgane – das politische System ist laut der Analyse mit einer Krise der Repräsentation konfrontiert. Winter-Depressionen. Volle Speicher, ein deutlich vom jüngsten Hoch gesunkener Gaspreis und milde Herbsttemperaturen ließen zuletzt darauf hoffen, dass die Energie-Krise schneller als erwartet überwunden werden könnte. Doch so einfach ist es nicht: Mittelfristige Schätzungen beim Gaspreis lassen wenig Zuversicht mit Blick auf energieintensive Unternehmen in Europa aufkommen. „Planungen von BASF scheinen davon auszugehen, dass man mittelfristig beim Gaspreis mit dem dreifachen Niveau in Europa im Vergleich zu den USA rechnen muss“, so Stefan Breintner, Fondsmanager bei DJE. Realistisch sei, dass der Preis für Erdgas perspektivisch hoch bleiben wird bzw. wieder steigt. Problematisch könnte vor allem der Winter 2023/24 werden. Blackouts oder ähnliche Horrorszenarien erscheinen dann realistischer als in der aktuellen Situation. Hintergrund ist, dass es sehr schwierig sein wird, ab März/April 2023 die Gasspeicher wieder aufzufüllen. Das aktuell dort vorhandene Gas trägt zwar kein Herkunftsschild, aber klar ist, dass der Großteil russischen Ursprungs ist. „Wie die EU ab 2023 bis zu 155 Milliarden Kubikmeter Gas ersetzen will, ist mit der Analyse der vorliegenden Daten bzw. der weltweiten LNG-Ströme nicht ersichtlich“, warnt der Experte. Ohne extremes Sparen bzw. deutliche und anhaltende Verbrauchsreduzierung werde es wohl nicht gehen. Verlangsamung. Covid, der Ukraine-Krieg und die Zunahme geopolitischer Spannungen hat die Abhängigkeit von langen Lieferketten infrage gestellt. Somit wurde eine Säule der modernen Globalisierung stark erschüttert. Das Ende des ChinaBooms ist ein weiterer Faktor, der die Globalisierung verlangsamt. Chinas Entwicklung von einem Billigproduzenten zu einem Land mit mittlerem Einkommensniveau hat seinen Vorteil bei der Belieferung der Welt mit günstigen Industrieerzeugnissen verringert. Stephen Dover, Head of Franklin Templeton Institute, meint, die Globalisierung befinde sich auf dem Rückzug, sei jedoch nicht vorbei: „Eine Ära des grenzüberschreitenden Turbowachstums von Handels- und Kapitalströmen ist zu Ende. Es ist jedoch kein genereller Rückgang der internationalen Wirtschaftsaktivität zu beobachten. Lediglich ihre Wachstumsrate hat sich verlangsamt. Daher ist noch keine echte Deglobalisierung auf breiter Basis im Gange.“ Stephen Dover, Head of Franklin Templeton Institute Globalisierung: Nicht ausgedient Gas-Krise: Dickes Ende

Überlassen Sie nichts dem Zufall. Sondern der Zuverlässigkeit. Die Zürcher Kantonalbank Österreich vereint Schweizer Bankexpertise mit persönlicher Beratungsqualität. Überzeugen Sie sich. Es geht um die Wurst. Das Focus-Institut zeigt in einer aktuellen Studie, die in 17 Ländern Europas durchgeführt wurde, dass die Inflation das Konsumverhalten drastisch verändert. Das Einkaufsverhalten der österreichischen Bevölkerung hat innerhalb der Kategorie „Fleisch- & Wurstwaren“ praktisch einen Trendwechsel vollzogen. Jeder zweite Proband gibt an, dass künftig mehr Aktionsware bzw. Eigenmarken aufgrund der Preissteigerung konsumiert werden. Ein Drittel der Befragten möchte überhaupt den Konsum von Fleisch- und Wurstwaren reduzieren. Und konkret gibt gerade einmal jeder Dritte der Konsumenten an, das Einkaufsverhalten beizubehalten. Dieser Trend ist im Grunde in allen abgefragten europäischen Ländern sichtbar, wobei in einzelnen Staaten die Marke der „Konsum-Reduzierer“ für Fleisch/Wurstwaren sogar die 40-ProzentHürde übertrifft. Weitere Erkenntnisse der internationalen Studie zeigen, dass Diskonter immer mehr bevorzugt werden. In Österreich sieht nur eine Minderheit der Befragten von sieben Prozent ein baldiges Ende der Preiserhöhungen. Konsum: Trendwechsel Rezession: MildeVariante Abkühlung. Die Zinskurven in den USA und in Europa signalisieren zunehmende Rezessionshinweise. Ein Soft-Landing der Konjunktur wird damit immer unwahrscheinlicher. „Strukturelle Gründe, wie tiefe Verschuldungsquoten, solide Arbeitsmärkte und hohes Konsumpotenzial, deuten aber auf eine nur milde Rezession hin“, so Beat Thoma, CIO bei Fisch Asset Management. Auf jeden Fall zeichne sich ein weiterer Rückgang der Unternehmensgewinne ab. Haupttreiber für die Abkühlung sei die weiterhin global äußerst restriktive Geldpolitik mit zunehmend unerwünschten Nebenwirkungen, die sich auch an den Finanzmärkten zeigen. In diesem Umfeld ist mittelfristig mit einem deutlichen Rückgang der langfristigen Zinsen zu rechnen, dieser monetäre Wechsel klopft aber jetzt noch nicht an die Tür. Beat Thoma, CIO bei Fisch Asset Management Geopolitische Folgen. Der Krieg gegen die Ukraine fordert Zerstörung, unzählige Menschenleben, Verletzte und Vertriebene. Wirtschaftlich betrachtet sorgt der Krieg vor allem für Angebotsschocks, die einzelne Wirtschaftssektoren unterschiedlich stark treffen. Das hat er mit den anderen beiden großen Krisen unserer Zeit, Erderwärmung und Pandemie, gemeinsam. Angesichts des Klimawandels werden wir in Zukunft auch von der Solar- und Windenergie im globalen Süden abhängen, für deren Erschließung es wiederum beträchtlicher Investitionen aus dem Norden bedarf. „Dies könnte eine Reduzierung der Ersparnisschwemme in der nördlichen Hemisphäre, eine Erhöhung des Gleichgewichtszinssatzes sowie eine schnellere Rückkehr zur konventionellen Geldpolitik bewirken“, so eine Aussage der „Conference on European Economic Integration“ in Wien. Auf lange Sicht sei laut dem Symposion wegweisend, ob der Krieg und die Sanktionen in eine bipolare Weltordnung münden, in der sich eine transatlantische und eine chinesisch-russische Allianz gegenüberstehen. Drei Krisen: BipolareWelt droht

Zur Person Mag. Peter Brezinschek ist Chefanalyst von Raiffeisen Research, einer Organisationseinheit der Raiffeisen Bank International (RBI) AG in Wien, Österreich. Brezinschek verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung im Bereich der Finanzmarktanalyse und hat ein fundiertes Wissen über die wirtschaftliche Entwicklung der Eurozone, in Österreich und in der Region Zentral- und Osteuropa (CEE). Er ist ein international anerkannter Experte in seinem Bereich, daher häufiger Gast in denMedien und seit 2000 auch als Experte imösterreichischen Fiskalrat tätig. Mitwirkung an zahlreichen Büchern insbesondere zum Thema Aktienmärkte und Osteuropa. Zuletzt trat Brezinschek am vom GELD-Magazin veranstalteten Institutional Investors Congress als Keynote-Speaker auf. Schwierige Großwetterlage Erfreuliche Nachricht: Wir werden voraussichtlich nicht in die Rezession stürzen, so Peter Brezinschek, Chefanalyst von Raiffeisen Research. Er verriet dem GELD-Magazin auch, dass sein ursprünglicher Berufswunsch Meteorologe war. Die negative Empfehlung einer Berufsberaterin habe ihn aber dazu veranlasst, seine Karriere in der Finanzbranche zu starten. Wie schätzen Sie aktuell die ökonomische Großwetterlage ein? Ich habe das bei meinem Vortrag am Institutional Investors Congress mit Bildern verbunden, die eine Abendstimmung und einen sich lila-rot verfärbenden Himmel zeigen. Das Rot am Horizont ist ein Zeichen dafür, dass sich etwas in der Atmosphäre verändert. Was dafür spricht, dass wieder ein Wetterwechsel bevorsteht. Davon hatten wir auch in der jüngeren Vergangenheit bedeutende: Nach der Covid-19-Pandemie sahen wir 2021 und 2022 im ersten Halbjahr einen wirtschaftlichen Aufholprozess, der ging heuer aber verloren: In Europa im vierten und in Österreich schon im dritten Quartal. Dieser „Tiefdruckkomplex“ wird meiner Meinung nach aber nicht so lange anhalten, wie viele meinen und nicht bis ins Jahr 2024 hineinreichen. Schon im Frühsommer 2023 sollte ein „Azorenhoch“ wieder für Aufhellung sorgen. Worauf begründet sich Ihre eher optimistische „Wetterprognose“? Dafür sprechen einige ökonomische Frühindikatoren wie zum Beispiel Einkaufsmanagerindizes oder der ifo Geschäftsklimaindex. Weiters kommen Basiseffekte und eine Stagnation bei den Energiepreisen ins Spiel. Entspannung sehen wir auch auf der Rohstoffseite: Ob etwa bei Kupfer, Lithium oder Bauholz. Sprich: Die Teuerungseffekte nehmen ab, die „dicken Wolken“ sollten sich in einem gewissen Maße wieder verziehen. Apropos Teuerung, wie wird es mit der Inflation weitergehen? Wie bereits erwähnt, lassen einige preistreibende Effekte nach, die Teuerung wird also eindeutig zurückgehen. Für die Eurozone rechnen wir 2023 mit einer Gesamtinflationsrate von sechs Prozent, für 2024 von 3,5 Prozent. Für Österreich sehen unsere ProDieWelt befindet sich in einer Zeitenwende. Aber nicht erst seit dem Ukraine-Krieg, meintWirtschaftsexperte Brezinschek. Das Umfeld bleibt schwierig, einigeWolken sollten sich aber verziehen. Harald Kolerus Credit: ivanashoots gnosen sehr ähnlich aus: Sechs Prozent im kommenden Jahr, 2024 sollten es 3,1 Prozent sein. Aber die Kerninflation (Gesamtrate ohne Energie und Nahrungsmittel) wird höher bleiben. Eine erfreuliche Nachricht, aber wie sieht es mit der Gefahr einer Rezession aus? Die Auswertungen von Vorlaufindikatoren sprechen dafür, dass wir jeweils auf das Gesamtjahr gerechnet keine Rezession sehen werden. Unsere Prognosen für die Eurozone gehen von einem Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent in 2023 und 2,0 Prozent in 2024 aus. In Österreich glauben wir heuer an eine BIP-Steigerung von 5 Prozent, nächstes Jahr sollen es 0,5 und 1,8 Prozent in 2024 sein. Der heimischen Wirtschaft macht der vielbeklagte Arbeitskräftemangel Sorge. Was gilt es hier zu tun? Das ist natürlich ein ernstes Problem, dass uns noch länger beschäftigen wird. So dürften Österreich in den kommenden zehn Jahren rund 300.000 Menschen im arbeitsfähigen Alter verloren gehen. Was sollte man tun? Wichtig werden Methoden der Digitalisierung und Automatisierung sein – es gilt auf diesem Weg so viele Arbeitskräfte zu kompensieren wie nur möglich. Aber natürlich ist auch Zuwanderung ein Thema. Rund 8 . GELD-MAGAZIN – Jänner 2023 interview . Peter Brezinschek, Raiffeisen Research Chinas „Neue Seidenstraße“ entsteht nicht aus Jux und Tollerei.

um den Globus sind fast alle Industrienationen mit einem Fachkräftemangel konfrontiert. Das heißt, es kommt zu einem steigenden Wettbewerb um die besten Köpfe. Die Zahl der Fachkräfte ist aber begrenzt, und ich befürchte, Österreich hat nicht die besten Karten, diese anzuziehen. Warum? Aufgrund der hohen Abgabenbelastung auf den Faktor Arbeit steht Österreich nicht an vorderster Front der attraktivsten Standorte. In den USA, Kanada oder auch der Schweiz ist man weiter. Wobei die Schweiz ein europäisches Beispiel dafür ist, dass ein System der Unternehmerfreundlichkeit und Eigeninitiative möglich ist. Innerhalb der EU sehe ich die Lage schwierig. Sie ist ein zu homogener Block, es gibt keinen Leithammel für notwendige Initiativen. Großbritannien ist ja bekanntlich weggebrochen. Nochmals zur Abgabenbelastung: In den östlichen Staaten der EU sehen wir hier eine geringere Quote, man muss aber hinzufügen, dass in diesen Ländern das Sozialsystem schwächer ausgebaut ist als bei uns. Kommen wir jetzt zur großen Weltpolitik: Sie sprechen von einer „Zeitenwende“ ... Die Zeitenwende ist nicht erst seit dem von Russland angezetteltem Krieg in der Ukraine angebrochen, sie hat meiner Meinung nach schon vor mindestens zehn Jahren begonnen. Und zwar mit der „Belt and Road Initiative“ Chinas, auch „Neue Seidenstraße“ genannt. Mit ihr zieht das Reich der Mitte über 60 Staaten Asiens, Afrikas und Europas in seinen Einflussbereich. Ein Beispiel dafür ist die Beteiligung an vielen Häfen, etwa in Griechenland, Spanien, Italien, Frankreich oder den Niederlanden. Zuletzt machte die Beteiligung am Hamburger Hafen Schlagzeilen. Es wäre jetzt sehr naiv, zu glauben, dass China hier aus Jux und Tollerei heraus agiert. Natürlich stehen hier geopolitische Überlegungen im Raum. Europa reagiert auch auf chinesische Unternehmensbeteiligungen oft naiv. Eine Zeitenwende beschert uns auch der Klimawandel, wie schätzen Sie hier die Situation ein? Frappant ist, dass die USA und Europa den CO2-Ausstoß reduzieren, in China und Indien wächst er aber ungebremst. Natürlich muss der Westen seine Bemühungen fortsetzen, aber alleine steht er auf verlorenem Posten. Wachstum muss vom Energieverbrauch entkoppelt werden, dazu gibt es effiziente Technologien, die der Westen auch exportieren sollte. Die Antworten wissen wir, nur es passiert zu wenig. Alleine das Bekenntnis zur Dekarbonisierung ist heiße Luft. Und wenn es nur zur Verlagerung der Industrie außerhalb Europas führt, nützt das dem Klima gar nichts. Abschließend: Wie sollten sich Anleger im aktuellen Umfeld positionieren? Die Erwartungen an den Aktienmarkt müssen wir im Vergleich zur Vergangenheit einbremsen: Die Zeiten zweistelliger Renditen sind einmal vorbei. Andererseits sind Aktien jetzt günstig, innerhalb eines Gesamtportfolios ist ein Anteil von über 50 Prozent keine schlechte Idee. Wobei Investments mittels Teilbeträgen bzw. Vermögenssparplänen wohl am besten geeignet sind. Am Immobilienmarkt ist die große Party zu Ende gegangen – steigende Zinsen und die strengeren Kreditbestimmungen in Österreich schmälern die Attraktivität. Konkurrenz entsteht durch Anleihen, die langfristig wieder reale Renditen einfahren können. Am Sparbuch könnten Zinsen von 2,5 bis 3,0 Prozent bei längerer Laufzeit schon ab nächstem Frühjahr möglich sein. www.rbinternational.com Peter Brezinschek: „Die Zeitenwende ist mindestens schon zehn Jahre alt.“ Jänner 2023 – GELD-MAGAZIN . 9

Die Stimmung war schon im Vorfeld der Weltklimakonferenz im ägyptischen Sharm El-Sheikh nicht die beste: Widersprüchliche Interessen der Teilnehmer, politische Winkelzüge, mächtige Erdöl-Lobbys – was kann da schon Vernünftiges herauskommen? Meilenstein errichtet Hat die COP27 also tatsächlich nur heiße Luft produziert? Das wäre zu einfach und unfair. Das GELD-Magazin interviewte zum Thema Joachim Raich, Sprecher für Klimagerechtigkeit bei Südwind, einer maßgeblichen österreichischen Organisation für Entwicklungspolitik. Er war mit anderen Vertretern des Südwind-Teams am COP27 und konnte die Verhandlungen vor Ort beobachten. Der wohl wichtigste Punkt war: „Endlich haben die reichen Länder einem Fonds zugestimmt, der durch den Klimawandel verursachte Verluste und Schäden kompensieren soll. Das muss als Sieg für den globalen Süden und als Meilenstein gewertet werden, es handelt sich dabei um ein positives Signal für die Zukunft und Solidarität. Denn die südlichen Länder der Welt leiden erwiesenermaßen am meisten unter dem Klimawandel – und das obwohl sie am wenigsten dazu beitragen. Es war aber vom ersten bis zum letzten Tag ein harter Kampf in den Verhandlungen, ob der Fonds überhaupt etabliert wird. Wobei die Forderung nach so einem ,Finanztopf‘ übrigens schon 30 Jahre alt ist.“ Allerdings könnte der Teufel im Detail stecken: Denn es ist noch nicht klar, wer wann wieviel an wen bezahlen soll. Raich dazu: „Wichtig ist, dass der globale Süden jetzt die Chance auf finanziellen Ausgleich bekommen hat. Es erfolgte die Einigung, dass der Fonds 2023 eingerichtet werden soll, ein Übergangskomitee soll Empfehlungen erstellen, wie der Fonds ausgestattet werden kann. Die Beschlussfassung ist für den Klimagipfel im kommenden Jahr vorgesehen.“ Also heißt es weiter: Bitte warten. Auch scheinen Streitereien und politischer Hickhack vorprogrammiert. China hat bereits angekündigt, dass es sich als Empfänger- und nicht als Gebernation betrachtet. Eine ziemlich dreiste Behauptung, rühmt sich das Reich der Mitte doch an anderer Stelle, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt zu sein – globaler Führungsanspruch inklusive. Frage der Finanzierung Aber kehren wir zurück in die Gegenwart des COP27. Alles in allem gibt es viel Lob an Teilergebnissen, nicht zuletzt aus der Finanzbranche. Vicki Bakhshi, Director Responsible Investment bei Columbia Threadneedle, kommentiert: „Wir sind der Meinung, dass die Einrichtung eines Fonds für Verluste und Schäden, auch wenn noch viele Details zu BRENNPUNKT . Umweltpolitik Trostpflaster Die Erderwärmung stellt eine massive Bedrohung unserer Lebensgrundlage dar. Angesichts der drastischen Problematik sind die Ergebnisse der Klimakonferenz COP27 bescheiden ausgefallen. Doch etwas bewegte sich in die richtige Richtung. HARALD KOLERUS Klimakonferenz: Nicht nur heiße Luft. Credits: beigestellt/Leo Sollereder; Archiv; Rafael Henrique/stock.adobe.com 10 . GELD-MAGAZIN – Jänner 2023 „ESG-Investitionen sind einer der am schnellsten wachsenden Trends an den Finanzmärkten. “ Elena Maria Drew, Nachhaltigkeits-Expertin bei T. Rowe Price

Enorme Schäden Der Klimawandel und seine Folgen lassen sich nicht verheimlichen: Heuer schrieb Europa den heißesten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen. Er fiel um 0,4 Grad wärmer aus als 2021. Das ließ sich auch in vermehrten Todesfällen messen. Gefährdete Kinder Im Unterschied zu Entwicklungsländern befinden sich hochindustrialisierte Regionen wie die USA oder Europa aber noch immer in einer relativ komfortablen Situation. In Pakistan stand aufgrund verheerender Überschwemmungen heuer zeitweise ein Drittel des ganzen Landes unter Wasser; es wird geschätzt, dass der katastrophale Monsunregen im Juni an die 1.700 Todesopfer forderte. Laut UNICEF sind in armen Staaten rund eine Milliarde Kinder durch die Auswirkungen des Klimawandels extrem stark gefährdet. Land unter Überschwemmungen zerstören regelmäßig Werte in Milliardenhöhe. Alleine im Jahr 2021 betrugen laut Munich Re die Schäden durch Hochwasser weltweit rund 90 Milliarden Dollar. klären sind, ein bedeutendes und positives Ergebnis war. Es ist ein wichtiges Signal, dass wir physischen Klimarisiken gegenüber aufmerksamer sind. Vor allem wenn das Unvermeidliche eintritt und weltweit mehr Wetterextreme zu spüren sind.“ Auch das UN-Klimasekretariat bezeichnete den Fonds als „Durchbruch“. Woher das Geld genau kommen soll, bleibt jedoch, wie erwähnt, offen. Im Text ist von einer „breiten Palette von Quellen“ die Rede, darunter auch „innovative“. Was das genau bedeuten soll, bleibt noch bis auf Weiteres im Verborgenen. „Klimalücke“ droht In Sharm El-Sheik wurden weiters nur eine Handvoll aktualisierter nationaler Klimazusagen bekanntgegeben. Die Türkei verpflichtete sich, ihre Emissionen bis 2030 auf 41 Prozent und bis 2053 auf null zu reduzieren. Mexiko will seinen Ausstoß bis 2030 nur um 22 Prozent und nicht mehr um 30 Prozent senken. „Die neuen Zusagen bringen uns nicht auf den Weg, die Emissionslücke von 1,5 Grad Celsius zu schließen“, konstatiert die Expertin von Columbia Threadneedle. Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, müssten die Emissionen bis 2030 weltweit um 50 Prozent reduziert werden. Einem neuen Bericht zufolge erreichten die weltweiten Emissionen aus fossilen Brennstoffen in diesem Jahr jedoch Rekordhöhen. Kein Geheimnis ist ebenfalls, dass Wissenschafter (wenn nicht schon alleine der gesunde Menschenverstand) zu dem Resultat kommen, dass das in Paris vereinbarte 1,5-Grad-Ziel nicht zu erreichen sein wird. Auch das wurde damals zurecht als „Meilenstein“ gefeiert – die konkrete Umsetzung lässt aber noch immer auf sich warten ... Öl & Co. fließen munter weiter Südwind übt an dieser Stelle berechtigte Kritik an den Ergebnissen des Gipfels, in der Abschluss-Einschätzung der Organisation heißt es unter anderem: „Bei Nachschärfungen der Klimaschutzpläne und Anpassungsmaßnahmen versagten die COP27-Verhandlungen. Die derzeitigen Maßnahmen reichen bei weitem nicht aus, um die Erderhitzung auf unter 1,5 Grad Celsius einzudämmen. Ganz im Gegenteil, bei den aktuellen Plänen steuern wir auf eine katastrophale Erwärmung von 2,7 Grad Celsius zu. Und schon heute verzeichnen wir eine Erderwärmung von 1,2 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit.“ Nachsatz von Raich: „Der komplette Ausstieg aus allen fossilen Energien wurde im Abschlusspapier des COP27 mit keinem einzigen Wort erwähnt. Im Vergleich zu Glasgow hat sich hier nichts weiterbewegt. Und mit Hinblick auf die Jänner 2023 – GELD-MAGAZIN . 11 „Die südlichen Länder der Welt leiden erwiesenermaßen am meisten unter dem Klimawandel.“ Joachim Raich, Sprecher für Klimagerechtigkeit bei Südwind China: Umweltsünder Nummer eins Die USA und die EU stoßen schrittweise weniger CO2 aus, Einsparungs- und Effizienzmaßnahmen scheinen also zu greifen. Allerdings: In China geht die Verpestung praktisch unbegrenzt weiter, auch Indien prescht nach vorne. Quelle: Global Carbon Project Erwartetes globales Emissionswachstum 2022: +1,0% (-0,1% bis +1,9%) 0 4 8 12 16 China: 11,4 0,9% USA: 5,1 1,5% ) Indien: 2,9 6,0% EU27: 2,8 0,8% Alle anderen: 15,4 1,7% 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2022* *Prognose in GT CO2

12 . GELD-MAGAZIN – Jänner 2023 Dringlichkeit der Problematik ist jeder Stillstand ein Rückschritt.“ Im Südwind-Papier heißt es abschließend: „Es ist jetzt entscheidend, dass die Zivilgesellschaft den Druck erhöht, und den Regierungen klarmacht, dass die Zeit der Minimal-Kompromisse vorbei ist. Es braucht jetzt große Schritte und viel mehr Mut.“ KlaffendeWunde Das Resümee der COP27 fällt somit also zwiespältig aus, Kritik hagelte es von vielen Seiten. Martin Kaiser, geschäftsführender Vorstand von Greenpeace Deutschland, kommentierte treffend: „Am Ende dieser Klimakonferenz klebt ein kleines Pflaster auf einer riesigen klaffenden Wunde. Es ist ein Skandal, dass die ägyptische COP-Präsidentschaft Petrostaaten wie Saudi-Arabien den Raum geboten hat, jeden wirksamen Klimaschutz zu torpedieren. Sie haben verhindert, dass es eine klare Entscheidung zum dringend notwendigen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas gibt. Die COP27 riskiert damit in fahrlässiger Weise die Einhaltung des 1,5-Grad-Limits.“ Nicht nur am Rande erwähnt sei der Austragungsort der Konferenz selbst: Ägypten erweist sich bekanntlich nicht als Hort der Demokratie. Laut Südwind fanden Repressionen sowie Verhaftungen von Aktivistinnen und Aktivisten bereits im Vorfeld statt. Die abgelegene Lage des Konferenz-Geländes sowie 60.000 politische Gefangene ergeben ein verheerendes Bild der Menschenrechtslage. Es liegt der Gedanke nahe, dass zivilgesellschaftliche Beteiligung bei der COP27 möglichst schwer gemacht werden sollte. Daran wird sich auch so schnell nichts ändern: Der nächste Weltklimagipfel wird in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) stattfinden. Also in einem Erdöl-Staat, der Menschenrechte nicht ernst nimmt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Jeder ist betroffen Fazit: Das Klima wird immer heißer – die Ergebnisse des COP27 fallen lauwarm aus, unter Ausnahme des geplanten Ausgleichsfonds. Wobei man sich natürlich nicht alleine auf die große Weltpolitik verlassen darf: Gefragt sind auch Konsumenten, Industrie und der Finanzsektor. Gerade Letzterer hat erkannt, dass ohne ESG viele Kunden davonlaufen, und dass sich Nachhaltigkeit auch aus Renditesicht lohnt. Elena Maria Drew, Director of Research Responsible Investing bei T. Rowe Price, resümiert: „ESG-Investitionen sind einer der am schnellsten wachsenden Trends auf den Finanzmärkten.“ Das sollte ein weiterer Ansporn sein, dem Klimawandel entschlossen entgegenzutreten. BRENNPUNKT . Umweltpolitik Konferenz-Splitter Die mit Abstand wichtigste Entscheidung amWeltklimagipfel war das Bekenntnis zur Einrichtung eines Fonds für die verheerenden Verluste und Schäden der Klimakrise. Davon sollen die Länder des globalen Südens profitieren, die ja am stärksten unter der Klimakrise leiden. Die Frage der Finanzierung ist aber noch nicht geklärt, das soll am COP28 in den Vereinigten Arabischen Emiraten passieren. Was die Vorfreude allerdings trübt: Die 100 Milliarden Euro für Klimaschutz und Klimaanpassung, die eigentlich seit 2020 jährlich verbindlich fällig wären, sind die Industriestaaten bis heute schuldig geblieben. Kritik Was fehlte, ist ein klares Nein zu fossilen Brennstoffen. Es wurde auf die Umsetzung der Ziele des Klimagipfels von Glasgow verwiesen. Ein sehr unbefriedigendes Resultat. Branchen: Die Kohlenstoff-Schleudern Die Kohleindustrie stößt das meiste CO2 aus, über 15 Gigatonnen (GT) sollen es heuer laut Prognose sein. Dicht auf den Fersen folgt der Erdölbereich (12,1 GT). Die Klimakonferenz schaffte es aber nicht, die fossilen Energieträger zu „ächten“. Quelle: Global Carbon Project Wachstum globaler CO2-Emissionen 0 4 8 12 Öl: 12,1 2,2% Gas: 7,9 0,2% Zement: 1,6 1,6% Kohle: 15,1 1,0% 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2022* *Prognose Gigatonnen CO2 in 2022* „Am Ende dieser Klimakonferenz klebt ein kleines Pflaster auf einer riesigen klaffenden Wunde.“ Martin Kaiser, Vorstand von Greenpeace Deutschland 16 in GT CO2

Werbematerial 1) Es kann nicht zugesichert werden, dass ein Anlageziel, angestrebte Erträge und Ergebnisse einer Anlagestruktur erreicht werden. Der Wert Ihrer Anlage kann steigen oder fallen, und es kann zu einem teilweisen oder vollständigen Wertverlust kommen. Nordea Asset Management ist der funktionelle Name des Vermögensverwaltungsgeschäftes, welches von den rechtlichen Einheiten Nordea Investment Funds S.A. und Nordea Investment Management AB (“rechtliche Einheiten”) sowie ihrer jeweiligen Zweigniederlassungen und Tochtergesellschaften betrieben wird. Dieses Dokument ist Werbematerial und bietet dem Leser Informationen zu den spezifischen Expertise-Feldern von Nordea. Dieses Dokument (bzw. jede in diesem Dokument dargestellte Ansicht oder Meinung) kommt keiner Anlageberatung gleich und stellt keine Empfehlung dar, in ein Finanzprodukt, eine Anlagestruktur oder ein Anlageinstrument zu investieren, eine Transaktion einzugehen oder aufzulösen oder an einer bestimmten Handelsstrategie teilzunehmen. Dieses Dokument ist weder ein Angebot für den Verkauf noch eine Aufforderung zur Abgabe eines Angebots für den Kauf von Wertpapieren oder zur Teilnahme an einer bestimmten Handelsstrategie. Ein solches Angebot kann nur durch einen Verkaufsprospekt oder eine ähnliche vertragliche Vereinbarung abgegeben werden. Veröffentlicht und erstellt von den rechtlichen Einheiten der Nordea Asset Management. Dieses Dokument darf ohne vorherige Erlaubnis weder reproduziert noch veröffentlicht werden. © Der rechtlichen Einheiten der Nordea Asset Management und jeder ihrer jeweiligen Zweigniederlassungen und/oder Tochtergesellschaften. nordea.at European Covered Bond Opportunities Strategie Don’t worry. Stay covered. Haben Sie es in diesem Jahr auch schwer, Renditen bei festverzinslichen Wertpapieren zu finden? Suchen Sie nach innerer Ruhe, niedrigem Ausfallrisiko und Flexibilität, um potenzielle AlphaQuellen zu erschließen?1 Nordea Covered Bonds. Nicht die herkömmlichen Festverzinslichen.

Inflation EZB liegt gerne falsch Österreich: Industrie mit Einbußen Abwärtstrend. Die heimische Industrie ist bereits in eine Rezession geschlittert und eine baldige Trendwende scheint nicht absehbar: Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex hat sich im November zwar bei 46,6 Punkten stabilisiert, liegt damit jedoch bereits den vierten Monat in Folge unterhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Die Produktionserwartungen der Unternehmer haben sich im November etwas verbessert, aber der entsprechende Index signalisiert mit 40,9 Punkten einen anhaltenden Rückgang der Produktion in der österreichischen Industrie auf Jahressicht. Die Alpenrepublik ist mit solchen Problemen nicht alleine: Die Weltwirtschaft sieht sich mit zunehmendem Gegenwind konfrontiert. Es belastet die schnelle Straffung der Geldpolitik und auch die anhaltenden geopolitischen Spannungen werden weiter für Verunsicherung sorgen. UniCredit Bank Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer geht davon aus, dass das globale BIP im Jahr 2023 nur um 1,9 Prozent steigen wird. Credit: Max Herlitschka Fehlleistung. Nicht nur in Österreich lag die Inflation in den vergangenen Monaten auf einem Rekordhoch. Auch im Rest der Eurozone eilte sie von einem Hoch zum nächsten. Und das, obwohl die EZB immer wieder betonte, dass es sich nur um ein vorübergehendes Phänomen handelte. Im dritten Quartal 2022 betrug die Teuerung im Euroraum bereits 9,3 Prozent – mehr als je zuvor seit Einführung des Euro. Ebenso immer weiter nach oben geschnellt sind die Inflationsprognosen der EZB, wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt. Und das, obwohl die Notenbank von Quartal zu Quartal ein Abflachen der Teuerung erwartet hat. Die EZB gibt hier keine besonders gute Figur ab. WIRTSCHAFT . Kurzmeldungen DIE ZAHL DES MONATS 65 Prozent Moderne Zeiten. Remote Work, Viertagewoche und nun duale Führung: Die heimische Arbeitswelt befindet sich im Wandel. Vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie, neuen gesellschaftlichen Herausforderungen sowie den geänderten Anforderungen an die Arbeitswelt 4.0 zeigt sich eine klare Tendenz zu dualen Führungsmodellen, bei denen sich zwei Führungskräfte die Verantwortung aufteilen und gemeinsam als Vorgesetzte einer Organisationseinheit gleichberechtigt vorstehen. So die Ergebnisse einer Studie von PwC. Der Großteil (68 %) der Befragten dualen Führungskräfte erachtet das geteilte Setting als „sehr empfehlenswert“ bzw. „empfehlenswert“. Weiters wären 65 Prozent der Einzel-Führungskräfte bereit, sich die Verantwortung zu teilen. Das duale System soll den Führungskräften selbst eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie bringen und den Unternehmen noch nicht erschlossene Potenziale öffnen. UniCredit Bank Austria Einkaufs-Manager-Index Quelle: IHS Markit, UniCredit Research 70 65 60 55 50 45 40 35 30 70 65 60 55 50 45 40 35 30 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 saisonbereinigt unbereinigt Schmutziges Geld. Das österreichische Finanzministerium hat den öffentlichen Zugang zum Register der wirtschaftlichen Eigentümer (WiREG) eingestellt. Basis dafür ist ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 22. November 2022. Für die globalisierungskritische Organisation Attac ist das ein schwerer Rückschlag im Kampf gegen Steuerbetrug, Geldwäsche und Korruption. „Der öffentliche Zugang zu Daten über wirtschaftliches Eigentum ist von entscheidender Bedeutung, um Korruption und schmutziges Geld aufzudecken – und zu stoppen. Je mehr Menschen einfachen Zugang haben, desto effektiver ist ein derartiges Register“, erklärt Pressesprecher David Walch von Attac Österreich. Die NGO zeigt Unverständnis gegenüber dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs und fordert EU-Rat und EUParlament nun auf, möglichst rasch die derzeit in Verhandlung befindliche sechste EU-Geldwäscherichtlinie so anzupassen, dass der möglichst uneingeschränkte Zugang für Journalisten, Zivilgesellschaft und Wissenschaft EU-rechtskonform möglich ist. David Walch, Pressesprecher Attac Österreich Kampf der Korruption: Abgedreht 14 . GELD-MAGAZIN – Jänner 2023

Aufbruch ins Ungewisse In diesem Jahr sind wir gleich mit mehreren Krisen konfrontiert, deren Auswirkungen auch im kommenden Jahr noch lange zu spüren sein werden. Thomas Loszach von Fidelity hebt die möglichen Trends hervor. Die Finanzmärkte erleben gerade stürmische Zeiten. Die Nachwehen der Pandemie, der Krieg in der Ukraine, Rekordinflation sowie angeknackste Lieferketten führten zu einer schwächelnden Weltwirtschaft und diese zu Verwerfungen an den Börsen. Investoren suchen nach Orientierung, worauf sie bei der Geldanlage achten sollen. Inflation versus Rezession Die Inflation hat die Märkte in diesem Jahr fest im Griff. Auch in nächster Zeit dürfte sie hoch bleiben und das Ende der Ära des billigen Geldes besiegeln. Damit wächst das Risiko, dass die Zentralbanken die geldpolitischen Zügel zu stark anziehen und eine tiefe Rezession auslösen. Nur zu gerne möchten die Märkte glauben, dass den Währungshütern Zweifel an ihrer Politik kommt. Sie sehnen sich nach einer Kehrtwende, die der Wirtschaft eine weiche Landung ermöglichen könnte. Ein hartes Aufschlagen bleibt unseres Erachtens aber das wahrscheinlichste Szenario für 2023. Die Maxime der Zentralbanken während der Finanzkrise und der Pandemie, „alles zu tun, was nötig ist“, gilt nun nicht mehr. Solange die Märkte dies noch nicht verinnerlicht haben, könnte es immer wieder zu starken Kursrallys kommen. Letztlich werden sich die Zinsen wohl auf höheren Niveaus einpendeln. Sollte die Inflation über zwei Prozent verharren, ist ein schneller Zinsrückgang eher unwahrscheinlich. Lichtblicke am Horizont Wo Schatten ist, ist auch Licht. Wenn die Regierungen auf die richtigen Instrumente setzen und fiskalische Unterstützung klug und gezielt einsetzen, bleibt Platz für etwas Optimismus. Aufgrund des Lockdowns verfügen viele Haushalte noch über einige Ersparnisse, die sie notfalls durch den Winter bringen. Und obwohl das Vertrauen in die Wirtschaft einen Tiefpunkt markiert, bewegen sich die Einzelhandelsumsätze aktuell auf stabilem Niveau. Auch die Zahl der Arbeitslosen hat sich trotz unsicherer Zukunftsaussichten bisher nicht erhöht. Drei Themen für Anleger wichtig In den nächsten Monaten sollten Anleger drei Themen im Auge behalten. Erstens die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft. Wenn sie tatsächlich eintritt, wie schwer wird die Rezession in Europa? Wie entwickelt sich die USA, deren Wirtschaftsdaten nach wie vor relativ robust sind? Zweitens ist ein Blick nach Asien angebracht. China war lange Zeit ein Motor der Weltwirtschaft. Auch wenn dieser zu stottern beginnt, können positive Nachrichten aus China aber auch den anderen asiatischen Staaten global die Stimmung aufhellen. Und drittens wird viel von den Regierungen abhängen. Wie umfangreich werden die Entlastungspakete für die Bürgerinnen und Bürger ausfallen? Wie umsichtig wird die Geldpolitik durch die Notenbanken betrieben? Welche Anlagestrategie? Wir bei Fidelity International bleiben derzeit im Kern defensiv positioniert. Da die geldpolitischen Zügel im Kampf gegen die Inflation weiter angezogen werden müssen, gehen wir bei Risikoanlagen von einer weiteren Schwächephase aus. Anlagechancen könnten sich in Asien auftun. Denn da die wichtigsten Volkswirtschaften der Region wenig von den Problemen in Europa betroffen sind, eignen sie sich zur Diversifizierung. Aber auch in den USA finden wir weiterhin interessante Anlagemöglichkeiten. Jetzt, da es viele Sektoren trifft und es wenig „sichere Häfen“ zu geben scheint, kann ein aktiver Investmentansatz seine Stärken ausspielen. Nicht jedes Unternehmen ist gleich stark von den oben beschriebenen Entwicklungen betroffen. Manche, etwa im Bereich der Erneuerbaren Energien, profitieren davon sogar. Unsere Analysten arbeiten hart daran, diese Unternehmen zu identifizieren. www.fidelity.at GASTBEITRAG . Thomas Loszach, Fidelity International Thomas Loszach, Head of Austria & CEE, Fidelity International EINSCHALTUNG – FOTO: beigestellt Risikohinweis/Warnung: Wir weisen darauf hin, dass die geäußerten Ansichten unter Umständen nicht mehr aktuell sind und dass darauf möglicherweise bereits reagiert wurde. Diese Information darf ohne vorherige Erlaubnis weder reproduziert noch verbreitet werden. Fidelity veröffentlicht ausschließlich produktbezogene Informationen und gibt keine an den persönlichen Verhältnissen des Kunden ausgerichtete Anlageempfehlungen, außer wenn dies von einer entsprechend ermächtigten Firma in einer formellen Mitteilung mit dem Kunden verlangt wird. Die Unternehmensgruppe Fidelity International bildet eine weltweit aktive Organisation für Anlageverwaltung, die in bestimmten Ländern außerhalb Nordamerikas Informationen über Produkte und Dienstleistungen bereitstellt. Diese Kommunikation richtet sich nicht an Personen innerhalb der Vereinigten Staaten von Amerika und darf nicht von ihnen als Handlungsgrundlage verwendet werden. Diese Kommunikation ist ausschließlich an Personen gerichtet, die in Jurisdiktionen ansässig sind, in denen die betreffenden Fonds zum öffentlichen Vertrieb zugelassen sind oder in denen eine solche Zulassung nicht verlangt ist. Alle angegebenen Produkte und alle geäußerten Meinungen sind, falls keine anderen Quellen genannt werden, die von Fidelity International. Fidelity, Fidelity International, das Logo Fidelity International und das Symbol F sind eingetragene Warenzeichen von FIL Limited. Anleger/potenzielle Anleger können sich unter folgendem Link über ihre jeweiligen Rechte bezüglich Beschwerden und Rechtsstreitigkeiten informieren: https://www.fidelity.at (in deutscher Sprache). Herausgeber: FIL (Luxembourg) S.A., zugelassen und beaufsichtigt von der CSSF (Commission de Surveillance du Secteur Financier). MKAT11035 Jänner 2023 – GELD-MAGAZIN . 15

01234567 Credit: Archiv BANKING . Kurzmeldungen Inflation lässt nach. Viele Beobachter und Investoren rechnen damit, dass die US-Notenbank Fed ihren Zinserhöhungszyklus verlangsamen wird. Die Marktteilnehmer setzen vor dem Hintergrund der jüngsten Inflationsdaten nämlich auf eine Verbesserung des Teuerungs-Trends. Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management, warnt in diesem Zusammenhang jedoch vor verfrühtem Optimismus. Der Experte meint: „Die Zuversicht wächst, dass die Fed ihren Straffungszyklus bis zum Ende des ersten Quartals 2023 beendet haben wird, da der Verbraucherpreisindex sinkt und sich das Wachstum verlangsamt. Wir sind jedoch besorgt, dass der Ausblick auf eine weniger restriktive Geldpolitik verfrüht eingepreist wurde.“ Die Renditeaussichten für festverzinsliche Wertpapiere im Jahr 2023 scheinen derweil positiv. Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Fed: Fuß vom Gas Veranlagen, aber richtig! Wer mit langfristig ausgelegten Ansparplänen Geld anlegt, schafft zeitgerecht Liquiditätsreserven und ermöglicht so für sich die Verwirklichung zukünftiger Ziele. Generell gilt immer: Um Geld möglichst erfolgreich zu veranlagen, ist es wichtig, vor allem zwei Kriterien zu berücksichtigen. Zum einen sollte man auf eine ausreichende Liquiditätsreserve achten und zum anderen gilt es, rechtzeitig mit der Veranlagung für zukünftige Ziele wie Pension oder sonstige geplante Investitionen zu beginnen. Die „verlorene Zeit“, in der man sich nicht um die persönliche Geldvorsorge kümmert, ist nicht mehr aufzuholen – es fehlen die für den wichtigen Zinseszinseffekt notwendigen Jahre einer Veranlagung. Ansparpläne, bei denen man bereits mit kleinen Beträgen frühzeitig beginnt, regelmäßig Geld anzulegen, eignen sich dafür besonders gut. Anlagetipps in Zeiten hoher Inflation Auch das Zinsumfeld spielt eine wesentliche Rolle: Im Oktober 2022 stiegen die Verbraucherpreise in Österreich um 11 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Damit erreichte die Jahres-Teuerung vor dem Hintergrund des Russland-Ukraine-Krieges und dem rapiden Ansteigen der Energiepreise einen Höchststand. Sparen macht nach wie vor Sinn, „Inflation“ ist jedoch das Stichwort, das es bei der aktuellen Lage zu beachten gilt! Denn obwohl die Zinsen beim OnlineSparen oder dem klassischen Sparbuch im Vergleich zu den letzten Jahren wieder leicht KOMMENTAR . Harald Schoder, Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien zulegen konnten, sind sie nicht in der Lage, die enorme Teuerungsrate auszugleichen. Daher sollten Ansparbeträge regelmäßig an den Preisanstieg angepasst werden. Mit Blick auf das kommende Jahr sind deshalb vor allem Anlageformen zu wählen, deren Zinssätze an den Verbraucherpreisindex gekoppelt sind, wie z.B. Inflationsschutzanleihen. So kann eine „Immunisierung“ der Anlage gegenüber der steigenden Geldentwertung erreicht werden. www.raiffeisenbank.at Mag. Harald Schoder, Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien FOTO: RLB NÖ-Wien DIE ZAHL DES MONATS 6,5 Billionen Erfolge. Trotz aktueller Herausforderungen sind die Banken weltweit so profitabel wie zuletzt vor der Finanzkrise 2008, das merkt man auch in Österreich. Diese für die Branche erfreuliche Botschaft geht aus einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung McKinsey hervor. Demnach liegt die durchschnittliche Eigenkapitalrendite 2022 global zwischen 11,5 und 12,5 Prozent; in Österreich sind es 10,1 Prozent. Damit befindet sich Österreich im weltweiten Durchschnitt und im direkten Vergleich klar vor der Eigenkapitalrendite deutscher Banken (5,3 Proeznt). Hauptgrund für das prinzipiell starke Abschneiden der Banken sind die wesentlich höheren Margen, die Finanzinstitute durch den Anstieg der Zinsen generieren können. Ihre Erträge werden die Banken in diesem Jahr global um 345 Milliarden Dollar auf dann insgesamt 6,5 Billionen Dollar steigern. Die kommenden Jahre könnten für viele Institute jedoch schwierig werden. Im Falle einer weltweiten Rezession könnte die globale Eigenkapitalrendite bis 2026 deutlich auf sieben, in Europa sogar auf sechs Prozent, sinken. 16 . GELD-MAGAZIN – Jänner 2023

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