Klimanotstand. Ist die Welt überhaupt noch zu retten? Das fragen sich Volker Quaschning (Professor für Regenerative Energiesysteme in Berlin) und seine Ehefrau Cornelia Quaschning (Informatik- und Gesundheitsexpertin). Die Antwort lautet „Ja“, es wird aber nicht einfach. In ihrem Buch ist zu lesen: „Wenn wir die Klimakrise stoppen wollen, brauchen wir eine Energieversorgung, die ausschließlich auf erneuerbaren Energien basiert. Bei den erneuerbaren Energien gibt es zwar viele verschiedene Technologien, aber nicht alle haben in Deutschland ein großes Potenzial – manche sind auch zu teuer. Solarenergie und Windenergie sind die vielversprechendsten Lösungen für die deutsche Klimaneutralität.“ Der kurze Auszug zeigt, dass hier ein großer Wert auf Deutschland gelegt wird, nachdem aber ebenfalls die prinzipielle Situation unter die Lupe genommen wird, ist das Buch durchaus auch für österreichische Leserinnen und Leser zu empfehlen. Charakteristisch für das Werk ist, dass das Autoren-Duo mit tatsächlichen oder vermeintlichen Lösungen im Kampf gegen den Klimawandel auch scharf ins Gericht geht. Beispiel Wasserstoff: Er wird gerne als Alternative genannt, wobei Wasserstoff auf der Erde in reiner Form so gut wie gar nicht vorkommt. Er muss erst einmal aufwändig hergestellt werden – das kostet Energie sowie viel Geld. Zitat: „Wählt man dabei den falschen Weg, entstehen sogar mehr Treibhausgase, als wenn man weiterhin fossile Energieträger nutzt. Dann führt Wasserstoff in die Klimaschutzsackgasse anstatt in die Klimaneutralität. Grund genug, beim Wasserstoff einmal näher hinzuschauen und zu erklären, wo sein Einsatz sinnvoll ist.“ Ebenso lohnt ein genauer Blick ins vorliegende Buch: Sachkundige Info in komprimierter Form auf nicht einmal 300 Seiten. Enerergierevolution Jetzt! V/C Quaschning. Verlag: Hanser. 282 Seiten. ISBN: 978-3-446-27301-6 BUCHTIPPS . Neuerscheinungen & Pflichtlektüre Credits: beigestellt Bestandsaufnahme. Der Krieg in der Ukraine tobt weiter, aber wie konnte es eigentlich zu dieser Eskalation kommen? Das beleuchtet das vorliegende Buch in einem ausführlichen historischen Rückblick seit dem Fall der Berliner Mauer 1989. Wobei der Ukraine-Krieg in der Bestandsaufnahme natürlich eine dominante Rolle spielt, aber es werden auch andere Probleme angesprochen: So herrscht in Belarus Staatsterror, Kritik der Bevölkerung am Regime wird brutal unterdrückt. Innerhalb der EU werden weiters Bruchlinien entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs sichtbar, so bedrohen Verfassungsänderungen in Polen und Ungarn die erst jüngst erkämpfte Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Kein rosiger Status Quo. Aber werfen wir mit den Autoren einen Blick zurück in die Vergangenheit: „Die Wende von 1990 hat zwar die kommunistischen Regime wie Kartenhäuser einstürzen lassen. Das ideologische Vakuum hatte sich allerdings schon mindestens 20 Jahre vorher ausgebreitet“, ist hier zu lesen. In diese Leere trat das Versprechen des Kapitalismus; nach der Wende erhofften sich die Bürger Osteuropas den gleichen Lebensstandard wie im Westen. Mittlerweile regiert Ernüchterung, um nicht zu sagen: Resignation. Das macht einige der neuen EU-Staaten des Ostens anfällig für autoritäre Tendenzen (vor denen der Westen aber natürlich auch nicht gefeit ist). Schwenk nach Russland: Putins radikale Ablehnung des Westens steht in einer Denktradition, die sich auf eine Sonderrolle Russlands, eine gewisse Sehnsucht nach Isolation aber gleichzeitig auch Großmachtträumen stützt. Dabei handelt es sich um keine Hirngespinste, sondern handlungsleitende Ideologien, die sich letztlich 2014 und am 24. Februar 2022 in blutige Kriegsrealität verwandelten. Osteuropa zwischen Mauerfall und Ukrainekrieg Aust, Nußberger et al. Verlag: Suhrkamp. 254 Seiten. ISBN: 978-3-518-12777-3 68 . GELD-MAGAZIN – November 2022
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