40 . GELD-MAGAZIN – November 2022 Stock-Picking, Fundamentalanalyse, makroökonomisches Overlay setzen, Anm.) doch deutlich limitiert. Bei Nischenmärkten können aktive ETFs durchaus Sinn machen, allerdings gibt es diese Instrumente noch nicht allzu lange, die Performance müssen sie erst unter Beweis stellen.“ Widerspruch in sich selbst? Angesprochen auf aktive ETFs formuliert Timo Pfeiffer, Chief Marketing Officer von Solactive, einem führenden Anbieter von Börsenindizes, bewusst provokativ: „Aktiv gemanagte ETFs sind genau genommen gar keine ETFs. Für mich handelt es sich bei der Bezeichnung um einen Widerspruch in sich selbst, denn ETFs stehen ursprünglich für eine kostengünstige, passive und effiziente Abbildung eines Index bzw. Marktsegments bei fortlaufender Handelbarkeit an der Börse. Bei aktivem Management innerhalb eines ETF-Mantels, etwa flankiert durch Algorithmen und künstlicher Intelligenz, werden die eigentlichen Vorteile eines ETF abgeschwächt. Nämlich niedrige Kosten, regelbasiertes Investieren und hohe Transparenz.“ Was empfiehlt Pfeiffer nun Anlegern, die sich für ETFs (aktiv oder passiv) entscheiden wollen? „Ich persönlich meine, dass zu viel wert rein auf die Kostenseite gelegt wird. Es ist für den Anlageerfolg nicht so entscheidend, ob ich etwa fünf oder sieben Basispunkte für einen ETF bezahle. Viel wichtiger ist die Zusammenstellung meines ETF-Portfolios: Wie gewichte ich die Aktienkomponente, in welchem Umfang nehme ich Anleihen hinein, sollen auch Rohstoffe usw. beachtet werden? Wer sich bei den Top-10 ETF-Anbietern nach Basisprodukten auf breite Marketindizes – wie zum Beispiel auf den MSCI World, EuroStoxx 50 oder S&P 500 – umsieht, wird keine schlecht konstruierten oder überteuerten Produkte finden.“ Produkte aufs Korn nehmen Hanser von LGIM sieht das ähnlich: „Ich würde nicht nur auf die Kostenfrage schauen, hingegen sollte man entsprechende Produkte genau unter die Lupe nehmen: Wie sieht die historische Performance aus, welche Assets sind im Portfolio enthalten, entspricht der ETF meiner Anlagephilosophie, meinen Risiko/Ertragserwartungen etc.?“ Abschließend meint Hecker: „Wer sich für ein ETF-Investment entscheidet, sollte sich zuerst überlegen, welcher Investmentphilosophie er folgen möchte – also aktiv oder passiv – und welche Kriterien, wie beispielsweise Nachhaltigkeitsaspekte, ihm bei der Geldanlage besonders wichtig sind. Zudem sollte er eine Kostenobergrenze sowie einen Anlagehorizont bestimmen. Diese Aspekte sind Investment-Grundlagen.“ MÄRKTE & FONDS . Exchange Traded Funds Eine Frage der Kosten Im Vergelich zu klassischen passiven Produkten sind aktive ETFs aufwendiger gestaltet, deshalb kommen sie Anlegern etwas teurer. Die Kosten dürfen nicht über einen Kamm geschert werden, es gibt aber Richtwerte: „Bei passiven ETFs liegt die TER durchschnittlich bei ca. 0,25 Prozent; aktive Produkte weisen eine Bandbreite von rund 0,3 bis 0,6 Prozent auf, aber auch 1 Prozent sind streckenweise möglich. Klassische aktive Fonds bewegen sich meist zwischen 1,5 und 2,5 Prozent, wobei gilt: Je kreativer das Produkt, desto kostenintensiver“, erklärt Thomas Steinbauer, er leitet den Asset & Wealth Management-Bereich von PwC. Nun weist die TER nicht die gesamte Kostenbelastung auf, hierfür ist die TCO (Total Cost of Ownership) zuständig. Der Experte: „In die TCO fließen unterschiedliche Faktoren ein, wie etwa die steuerliche Behandlung, die ja von Staat zu Staat unterschiedlich ausfällt. Auch kommen Depotkosten, Ausgabeaufschläge usw. ins Spiel, die wieder je nach Anbieter differieren.“ Steinbauer empfiehlt steuerliche Aspekte zu beachten und Produkte sowie Anbieter unbedingt zu vergleichen, wobei die Kosten-Berechnung pro Investment letztlich nur individuell erfolgen kann. Die Nachfrage nach aktiven ETFs sollte in den kommenden zwei bis drei Jahren signifikant ansteigen. Laut PwC-Umfrage glauben Investoren, dass die Nachfrage nach aktiven ETFs in Kanada am höchsten sein wird (was mit den dortigen rechtlichen Rahmenbedingungen zu tun hat). Es folgen die USA, in Europa und Asien hingegen ist das Interesse enden wollend. Quelle: PwC 2021 – Investoren, die eine signifikante Nachfrage pro Region erwarten 2020 – Investoren, die eine signifikante Nachfrage pro Region erwarten Kanada 53% 73% USA 54% 59% Europa 14% 25% Asien-Pazifik 25% 15%
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