GELD-Magazin, November 2022

Staaten zaghafter.“ Es ist also wahrscheinlich, dass die Inflation langsamer zurückgehen wird, aber doch auf relativ hohem Niveau verharren wird. Wie sollen sich Investoren in diesem Umfeld verhalten? Eberan: „Aus heutiger Sicht kann man davon ausgehen, dass ein Großteil der Zinserhöhungen zwar noch nicht vorgenommen, aber in den Märkten bereits eingepreist ist. In dieser Transformationsphase steigender Zinsen ist neben der Möglichkeit des Haltens von Inflation Linked Bonds auch eine Strategie mit Anleihen kurzer Laufzeit im Portfolio angebracht. Auch bringen amerikanische Staatsanleihen wieder gute Renditen. Hier muss der Wechselkurs mitberücksichtigt werden.“ Die zentrale Erkenntnis ist laut dem Experten aber, dass am Ende der Zinssteigerung der bisherige Baustein „Anleihen“ in einem Portfolio neben seiner grundsätzlichen Stabilisierungsfunktion nun auch wieder ein guter Ertragsbringer wird. Eberan: „Somit sind in Zukunft höhere Gesamtportfoliorenditen möglich. Der Aktienanteil hat bis zum Zinshöhepunkt noch volatile Monate zu überstehen, wird danach aber wieder seine volle Attraktivität zurückgewinnen. Wir empfehlen daher, in den nächsten Monaten Aktien in der Gewichtung schrittweise, aber signifikant auszubauen. Groß kapitalisierte Aktien im Gesundheitssektor sind interessant – aber auch substanzstarke Technologiewerte sollten berücksichtigt werden.“ Kathrein-Experte Holzer ist sowohl bei Aktien als auch bei Anleihen vorsichtig positioniert – das heißt, Aktien untergewichtet mit einem Fokus auf Value. „Auf der Anleihenseite halten wir Geldmarktpapiere für interessant, die von steigenden Zinsen in Form von höheren Kuponzahlungen profitieren sollten.“ BANKING . Privatbanken Sturmfestes Portfolio Die hohe Inflation macht Investoren das Leben schwer. Das GELD-Magazin hat bei ausgewählten Privatbanken nachgefragt, wie man sein Depot bestmöglich vor der Teuerung schützen kann. Interessant sind dabei Qualitäts-Titel. HARALD KOLERUS Credits: beigestellt/Archiv „Wir sind sowohl bei Aktien als auch bei Anleihen vorsichtig positioniert. Das heißt, Aktien untergewichtet mit Fokus auf Value.“ Harald Holzer, CIO der Kathrein Privatbank „Im Jahr 2023 werden die Inflationsraten sukzessive wieder sinken.“ Alexander Eberan, Steiermärkische Sparkasse, Leiter Private Banking Wien Die Inflationsrate lag in Österreich mit Stichzeitpunkt Oktober bei 11,0 Prozent und wird laut WIFOPrognose nächstes Jahr mit rund 6,5 Prozent auf hohem Niveau bleiben. Die Aktienmärkte liegen auf Jahressicht deutlich im Minus und auch mit Anleihen konnte heuer kein Staat gemacht werden. Für Asset Manager war es praktisch unmöglich, das Vermögen der Klienten real zu erhalten. Doch wie sollen sich Anleger nun positionieren? Am Anfang steht die Frage, wie es mit der Inflation weitergehen könnte. Darauf antwortet Harald Holzer, Chief Investment Officer und Vorstandsmitglied der Kathrein Privatbank: „Der Konsens der Ökonomen geht davon aus, dass die Konsumentenpreise in den USA und in der Eurozone bis Dezember 2023 fallen werden, da Rohstoff- und Energiepreise nachlassen und sich das Wirtschaftswachstum durch die Zinssteigerungen abschwächt. Gekoppelt mit dieser Prognose ist die Markterwartung, dass die Leitzinsen in den USA bis Sommer 2023 einen Höchststand von 4,5 Prozent erreichen, aber danach wieder fallen sollten. Kampf gegen Inflation Alexander Eberan, Leiter Private Banking Wien bei der Steiermärkischen Sparkasse, meint zum Thema: „In den kommenden Wintermonaten sehen wir die Inflationsraten weiterhin im zweistelligen Bereich. Im Jahr 2023 werden diese sukzessive wieder sinken. Wir erwarten in den USA rascher sinkende Inflationsraten, da dort die Zinsen schneller erhöht wurden und die FED mehrmals angekündigt hat, die Teuerung weiterhin massiv zu bekämpfen. In Europa erfolgt die Zinsanhebung aufgrund der Rücksichtnahme auf die Schuldensituation einzelner 22 . GELD-MAGAZIN – November 2022

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