Bittere Realität. Lange Zeit dachte man im Westen, dass die Weltpolitik – um es eher umgangssprachlich auszudrücken – „eine gemähte Wiese“ ist: Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks würde die Globalisierung automatisch zur Verbreitung der Demokratie führen, internationale Beziehungen würden sich verrechtlichen – und im Notfall ließen sich durch militärische Interventionen Demokratie und Stabilität „exportieren“. Wie wir alle wissen, ist aus dieser Vision einer schönen neuen Welt nach westlichem Vorbild nicht viel geworden. Davon bezeugen etwa die eklatanten Fehlschläge in Afghanistan, Libyen oder im Irak. Aber so weit brauchen wir gar nicht blicken: Seit dem 24. Februar 2022 tobt ein ausgewachsener Krieg direkt an der Grenze der EU. Die Welt ist also gehörig in „Unordnung“ geraten, wie es der Titel des vorliegenden Buches zum Ausdruck bringt. Hier erklärt Autor Carlo Masala (Professor für internationale Politik an der Universität der Bundeswehr in Deutschland), dass Multipolarität, Blockbildung und Unsicherheit die internationale Politik noch lange bestimmen werden. Eine zentrale These des Werks lautet: „Der Versuch, die Welt zu verwestlichen, ist, so kann man mehr als 25 Jahre nach dem Ende der globalen Machtkonfrontation zwischen den USA und der UdSSR mit Recht behaupten, gescheitert.“ Hinzu kommt die Furcht von Pessimisten, dass die gegenwärtigen internationalen Großmächte, wie einst 1914, wie Schlafwandler oder gar bewusst in eine militärische Auseinandersetzung hineinschlittern könnten. Allerdings diesmal unter Nutzung von Nuklearwaffen. Masala malt den Teufel nicht an die Wand und hält den Atomkrieg für absehbare Zeit noch für unrealistisch. Sehr viel Grund für Optimismus liefert seine intelligente Analyse allerdings auch nicht. Weltunordnung Carlo Masala. Verlag: C.H.Beck. 198 Seiten. ISBN: 978-3-406-79325-7 BUCHTIPPS . Neuerscheinungen & Pflichtlektüre Credits: beigestellt Gutes Gewissen. Eines ist klar: Nachhaltigkeit liegt im Trend. Das gilt beispielsweise für die „Bio-Ecke“ im Supermarkt oder den Kauf eines Sprit-sparenden Autos, wenn nicht gar eines E-Boliden. Und natürlich hat sich das Thema in den letzten Jahren in der Investmentszene als Megatrend etabliert, die Tage des belächelten „Mauerblümchen-Daseins“ sind längst gezählt. Denn: Ein gutes Gewissen bei der Geldanlage und eine hohe Rendite schließen sich nicht aus. Im Gegenteil. Aber kann man im Dschungel grüner und anderer ethischer Investments überhaupt noch den Überblick bewahren? Ja, wie Andreas Braun mit „Nachhaltig investieren“ unter Beweis stellt. Er ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist tätig und schreibt unter anderem für das Börsenportal der ARD über neue Finanzprodukte und Anlagestrategien. Das Buch schafft Orientierung bei den Auswahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen Nachhaltigkeitskonzepten und -ansätzen. Braun beleuchtet dabei die vielfältigen Produkte für die private Geldanlage, bewertet ihre Chancen und weist auch auf mögliche Risiken hin. Obwohl das Werk den Untertitel „simplified“ trägt, ist es nicht zu vereinfachend, sondern verschafft auf rund 200 Seiten einen umfassenden Überblick. Hierbei kommt auch der theoretische Hintergrund nicht zu kurz, so befasst sich etwa ein eigenes Kapitel mit der Frage „Was ist nachhaltig?“. Der Fokus liegt aber eindeutig auf dem praktischen Teil, vom Thema Sparen in der Nullzins-Ära über Mikrofinanzen und Alternativenergien bis hin zu Green Bonds Robo-Advisors. Nicht zuletzt gibt es detaillierte Hinweise zu Aufbau und Management eines eigenen nachhaltigen Anlageportfolios, in dem die Renditen maximiert und Wertschwankungen begrenzt werden sollen. Nachhaltig Investieren Andreas Braun. Verlag: FBV. 206 Seiten. ISBN: 978-3-95972-305-3 74 . GELD-MAGAZIN – Oktober 2022
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