GELD-Magazin, September 2022

Wohnungen in Österreich: Hohe Preissteigerung Der pure Luxus Seit 2006 ist der durchschnittliche Mietpreis in Österreich ständig gestiegen. 2021 bezahlten Mieter über 60 Prozent mehr für den Quadratmeter als noch 2005. Die Experten von Infina urteilen: „Die Entwicklung zeigt: Die Mieten steigen wesentlich stärker als die durchschnittlichen Verbraucherpreise, stellen jedoch für zahlreiche Haushalte den Löwenanteil der monatlichen Ausgaben dar.“ Kein Ende in Sicht Wohnen könnte sich aber noch weiter zum Luxusprodukt entwickeln: Wer am freien Markt einen neuen Mietvertrag abschließen möchte, wird laut Infina in Zukunft noch tiefer in die Tasche greifen müssen – vor allem in Großstädten, aber auch zunehmend in den „Provinzen“. Die unverändert hohe Nachfrage sowie die stark gestiegenen Rohstoffpreise werden Neubauten voraussichtlich weiter verteuern. sieht aber andere Wege, um Wohnen wieder erschwinglicher zu machen: „Eine Möglichkeit wäre, Kurzzeitvermietungen wie zum Beispiel AirBnB einzuschränken. Weiters könnte man den Missbrauch von Gemeindewohnungen als Zweitwohnsitz abstellen sowie die Verdienstgrenze bei Gemeindewohnungen senken und intervallmäßig prüfen. Auch eine verpflichtende Kosten-NutzenBetrachtung von Normen und Bauvorschriften halte ich in diesem Zusammenhang für sinnvoll.“ Gerald Beck, Geschäftsführer UBM Development Österreich, zeigt sich ebenfalls sehr skeptisch: „Ich habe noch kein effizientes System kennengelernt, wie man eine Leerstandsabgabe umsetzen kann. Meine Befürchtung ist, dass dieses Thema in eine Administrationsorgie mit Whistleblower-Geschmack ausartet und das wahre Problem nicht adressiert.“ Wobei „Whistleblowing“ in diesem Zusammenhang so zu verstehen ist, dass Personen anfangen, ausfindig zu machen, wo Vermieter über lange Zeit einen Leerstand haben und dann die Personen „verpetzt“ bzw. meldet. Deckel drauf? Neben der Leerstandsabgabe wird auch immer wieder ein Mietpreisdeckel diskutiert, wie er etwa in Berlin eingeführt worden ist. Dazu Beck: „Mietpreisdeckel haben leider eine verminderte Vermietungsleistung zur Folge, wodurch der gegenteilige Effekt eintritt. Einige wenige haben zwar das Glück, geringfügig niedrigere Mieten zu bezahlen. Mietwohnungen werden aber vom Markt genommen und als Eigentumswohnungen verkauft, der Druck für Wohnungssuchende wird größer. Vermieterseitig sinken die Kosten durch einen Mietpreisdeckel aber auch nicht automatisch, im Gegenteil – Renovierungen und Instandhaltungen werden teurer.“ Ettenauer meint zum Mietpreisdeckel: „Ich denke, das würde tendenziell zu einer Verunsicherung bei Anlegern und somit zu weniger Investitionen in Bestandsimmobilien führen. Daraus würde eine geringere Bautätigkeit und in Folge eine höhere Nachfrage resultieren, die nicht mehr befriedigt werden kann.“ Auch Arnold zeigt sich kritisch: „Beispiele zeigen keinen bis geringen Erfolg für die Mieter und schießen damit am Ziel vorbei. Mehr noch, sie verursachen vor allem administrativen Mehraufwand, den letztendlich oft erst wieder die Mieter selbst tragen müssen.“ Politik muss handeln Aus Sicht von Arnold ist vor allem die Politik gefragt: Etwa mit der Schaffung und Anpassung von verlässlichen gesetzlichen Rahmenbedingungen. Damit könnten dann auch Investoren entsprechend agieren und langfristig planen. Auch sozialer Wohnbau könnte forciert werden und der Staat als wichtiger Impulsgeber fungieren. „Zwangsregelungen zum Beispiel über Steuern und Abgaben sind nicht der optimale Weg.“ Markus Arnold, CEO Arnold Immobilien „Mietpreisdeckel haben leider eine verminderte Vermietungsleistung zur Folge.“ Gerald Beck, Geschäftsführer UBM Development Österreich Eigentümer oder Anleger einer Immobilie in Österreich konnten in den vergangenen rund 20 Jahren hohe Wertsteigerungen erzielen. Der Wohnimmobilienpreisindex im Jahr 2021 beträgt 248,8 und ist damit fast 2,5-mal so hoch wie im Basisjahr 2000. Quelle: INFINA Indexierung auf Jahr 2000 100 150 200 250 2000 2003 2006 2009 2012 2015 2018 2021 100 248,8 September 2022 – GELD-MAGAZIN . 77

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