GELD-Magazin, September 2022

September 2022 – GELD-MAGAZIN . 73 Ich denke, insgesamt ist Europa damit vielen Märkten voraus. Eine klare Regulierung hilft allen Marktteilnehmern, sich besser zu positionieren, denn auch die Krypto-Szene selbst will einen Markt schaffen, an dem möglichst viele Menschen teilnehmen können. Im Vergleich dazu gibt es in den USA derzeit noch eine Form der Regulierung durch die SEC, die nicht genau sagt, was eigentlich wie reguliert werden soll, sondern im Gegenzug bestraft, wer leicht zu bestrafen ist. Das hilft natürlich niemandem, sein Geschäft auszurichten. Wenn die Regelungen durchgehen, erwarte ich deshalb auch deutlich mehr Innovation aus Europa. Das sieht man auch bereits an dem aktuellen Interesse größerer Unternehmen wie Kraken oder Binance, die derzeit versuchen in Europa Fuß zu fassen. Auch dieses Mal werden einzelne Sektoren des Krypto-Marktes nicht mehr an den Hype des vergangenen Bullruns anknüpfen können. Was bleibt übrig von der NFT-, DeFi- und Layer-1-Euphorie der vergangenen zwei Jahre? Im Bereich der NFTs gab es viel Spekulation und daraufhin auch viel verbrannte Erde. Die Erkenntnis aber, dass durch neuartige digitale Medien neue Kundengruppen erschlossen werden können, bleibt. Marken aller Art, sei es Bekleidung oder Musik, haben im Krypto-Ökosystem eine Relevanz für sich gefunden. Ich denke, dass viele Erwartungen erfüllt wurden – insbesondere in der letzten Deleveraging-Phase. Wir haben gesehen, wie zentralisierte Akteure wie Celsius und Co. untergegangen sind, während DeFi-Protokolle wie Maker, Aave, Uniswap usw. die Situation souverän meisterten. Spekulationen um neue Modelle, wie DeFi 2.0, haben sich letztlich als schlechtes, doch notwendiges Experiment erwiesen, da es gezeigt hat, dass man mit Token-Modellen verschiedene Arten von Anreizen schaffen kann. Jetzt muss man sich überlegen, wie eine gesunde Art von Anreizen aussieht und wie man neue Nutzer für ein Protokoll gewinnen kann. Ich glaube, dass mehr von dem, was bisher gut funktioniert hat, relevant bleiben wird und dass die Infrastruktur zwischen Smart-Contract-Protokollen eine große Rolle spielen wird. Hier werden wir sehen, dass die verschiedenen Infrastrukturprotokolle versuchen werden, sich technologisch voneinander zu differenzieren. ZUR PERSON Ha Duong ist Director Crypto Strategies und Fondsmanager des BIT Global Crypto Leaders beim Berliner Asset Manager BIT Capital, wo er seit Anfang 2021 arbeitet. Er hat langjährige Erfahrung in der Vermögensverwaltung, unter anderem im Bereich Family Office. Dabei liegt sein Schwerpunkt auf Krypto-Assets. Bei BIT Capital verantwortet er die KryptoStrategien des aktiven Asset Managers. Ha Duong verfügt über einen Master of Science in Industrial Engineering & Management des Karlsruhe Institute of Technology. Ha Duong, Director Crypto Strategies und Fondsmanager bei BIT Capital Auch börsennotierte Kryptounternehmen bieten eine Möglichkeit, am Marktwachstum zu partizipieren. Wie fällt Ihre Bilanz hier aus? Handelsplätze wie Coinbase sind so ein Beispiel, wo man davon ausgehen kann, dass wenn der Markt weiter wächst und mehr Nutzer diese Dienste nutzen, auch die Umsätze weiter steigen werden. Solche Investments haben den Vorteil, dass es unerheblich ist, welches der Krypto Assets sich am Ende durchsetzt, solange der Markt insgesamt wächst. Interessant ist bei Coinbase zudem, dass das Unternehmen mittlerweile viel mehr als ein Handelsplatz ist, nämlich ein Infrastrukturanbieter. Das reicht von Staking-Services bis zur Coinbase Cloud, die es Unternehmen ermöglicht, Krypto als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Was das Risiko im Vergleich zu Investitionen in Krypto Assets angeht, würde ich sagen, dass man andere Risiken eingeht. Neben dem Wachstum des Gesamtmarktes zählt hier auch das Handelsvolumen. Es gibt etwa Marktregime, in denen die Gesamtmarktkapitalisierung nicht steigt, aber das Handelsvolumen sehr wohl. In solchen Phasen kann man durch gezielte Investments andere Arten von Risiken eingehen und wird womöglich dafür belohnt.

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