GELD-Magazin, September 2022

Abwärtstrend . PLATIN Der Abwärtstrend von Platin zieht sich jetzt schon seit Mai des Vorjahres. Charttechnisch ist für das Weißmetall keine wirkliche Besserung in Sicht. Manche Marktbeobachter empfehlen „short“ zu gehen. Elektro-Boom . KUPFER Nach einem tiefen Absturz gibt Kupfer seit Juli wieder Lebenszeichen von sich. Einige Investoren glauben scheinbar, dass eine mögliche Rezession nicht extrem ausfallen würde. Das ermöglicht dem Metall eine Verschnaufpause. Explodiert die Nachfrage? Anfang April begann der Kupferpreis in Richtung Süden zu rutschen, eine nachvollziehbare Reaktion auf den Ausbruch des Ukraine-Kriegs. Denn es handelt sich um ein äußerst wichtiges Industriemetall, das wegen seiner Konjunktur-Abhängigkeit auch als Wirtschaftsindikator betrachtet wird. Und als sich die ökonomischen Aussichten im Schatten des Krieges verfinsterten, zogen auch um Kupfer dunkle Wolken auf. Im Juli richtete sich der Chart aber wieder nach oben, was dafür spricht, dass Kupfer-Investoren eher nicht an eine große Rezession glauben. Langfristig wird das Metall wiederum durch folgenden Trend gestützt: In den nächsten 30 Jahren dürften E-Autos zur dominierenden Form des Individualverkehrs werden und Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor ablösen. Im Durchschnitt enthält ein E-Auto fast dreimal so viel Kupfer wie ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. Im Zuge dieses Booms könnte die Nachfrage nach Kupfer bis 2030 um rund 600 Prozent steigen, wobei aber die Spanne der Prognosen sehr groß ist. Paul Udall, Portfolio Manager bei Lombard Odier, kommentiert: „Der Nachfrageanstieg dürfte auf ein angespanntes Angebot treffen. Der Ausbau der Kupferproduktion braucht Zeit: Die Erweiterung bestehender Minen dauert etwa drei Jahre, ein komplett neues Projekt acht Jahre.“ (hk) Angeschlagen. Nicht gerade erquicklich verläuft die Entwicklung bei Platin: Seit Mai des letzten Jahres ist der Trendpfeil abwärts gerichtet. Heuer wurde zwar mehrmals der Ausbruch nach oben gewagt, die Versuche scheiterten allerdings durch die Bank: Das Hoch vom Mai blieb deutlich unter dem vom Februar zurück, das Hoch vom August wiederum unter dem vom Mai – alles Anzeichen für Kursschwäche und die Fortsetzung des Abwärtstrends. Kein Wunder, dass manche Experten jetzt an Short-Positionen gegenüber dem Metall denken, aber dass sei ob der Komplexität solcher Instrumente wirklich nur Vollprofis überlassen. Fundamental belastet ein Überschuss des PlatinAngebots die Preise, die Nachfrage will hingegen nicht so recht anspringen, in der chemischen Industrie halbierte sie sich sogar im heurigen ersten Quartal. Hoffnungen ruhen nun auf dem Automobilmarkt, wo das Weißmetall für Katalysatoren verwendet wird. Allerdings hatten auch stark zunehmende Autoverkäufe in China (heute der wichtigste Abnehmer im Sektor) um über 40 Prozent gegenüber dem Juni 2021 den Platin-Preis nicht positiv beeinflusst. Ebenso hat die seit einigen Jahren zu beobachtende Substitution von Palladium durch Platin in Katalysatoren keine nennenswerten Effekte auf die Kursentwicklung. Alles in allem kein erfreuliches Bild. (hk) USD/Unze 600 900 800 700 1.200 1.100 1.000 1.300 2022 2019 2020 2021 in USD/Tonne 6.000 7.000 8.000 9.000 10.000 5.000 11.000 2022 2019 2020 2021 September 2022 – GELD-MAGAZIN . 55

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