42 . GELD-MAGAZIN – September 2022 der Makro-Hintergrund für die chinesischen Börsen weiterhin günstig sein“, meint Rebecca Jiang, Co-Managerin des JPM China A-Share Opportunities Fund. „Zudem dürften auch die größten Ängste, was die Regulierungspolitik anbelangt, allmählich auslaufen. Das Politbüro hat jedenfalls grünes Licht für die Förderung digitaler Plattformen gegeben, das ist eine Kehrtwendung gegenüber 2021.“ Auch Andrew McCaffery, CIO Fidelity International, gibt Anlass zur Hoffnung auf gute Zeiten an Chinas Börsen. „China könnte sich von den anderen Wirtschaftsblöcken abkoppeln. Wir schätzen, dass das fiskalische Stützungspaket gewaltige 7,2 Billionen Renminbi (ca. eine Billion Dollar) erreichen könnte, drei Mal so hoch wie 2021. Doch es gibt Wachstums-Hotspots in China: Die Automobilindustrie, Infrastruktur und Erneuerbare Energien. Letztere sollten kräftig wachsen: Ihr Anteil an der Energieproduktion könnte von 12 Prozent (2021) auf 26 Prozent (2030) ansteigen.“ Aber auch David Chao, Global Market Strategist Asia Pacific bei Invesco in Hongkong, blickt auf die Risiken. Risiken nicht zu verachten „Bisher gab es keinen Covid-Wiedereröffnungsboom nach dem Ende der Lockdowns in Shanghai und Shenzen. Probleme auf dem Immobilienmarkt sowie noch weiter fortbestehende Covid-bedingte Störungen waren dafür verantwortlich. Sowohl der Einzelhandel als auch die Industrie befinden sich in schwierigem Fahrwasser. Zudem muss der Wohnungsmarkt stabilisiert werden. Die Preise für Wohnungen/Häuser fielen im Juli um elf Prozent. Bauträger bleiben Rückzahlungen schuldig, bereits laufende Entwicklungsprojekte werden auf Eis gelegt. Dabei ist eine Erholung des Sektors entscheidend für den privaten Konsum, für Investitionen im Privatsektor und das Kreditwachstum“, fasst Chao zusammen. „Der Covid-Wiedereröffnungsboom nach dem Ende der Lockdowns ist bisher ausgeblieben.“ David Chao, Global Market Strategist Asia Pacific bei Invesco Credits: beigestellt; Archiv Wie sieht Ihr Makro-Hintergrund für China aus? Nicholas Yeo: Vor allem die rigide, fast schon drakonische Anti-Covid-Politik hat die chinesische Wirtschaft auch in diesem Jahr schwer belastet. Die lokalen und internationalen Lieferketten waren von Angebotsengpässen betroffen. Seit Ende Juni konnte allerdings bei Konjunktur-Frühindikatoren eine deutliche Erholung festgestellt werden. Die Regierung hat zudem ihre wirtschafts- und wachstumsförderliche Politik neuerlich betont. Dabei geht es weniger um die Zinspolitik der People’s Bank of China (PBOC), als vielmehr um tatsächlich gestiegene Infrastrukturausgaben. Das erhöht aber die Verschuldung? Ja, wir sehen es als problematisch an, dass diese Maßnahmen vor allem von Anleiheemissionen der lokalen Regierungsbehörden getragen sind, die bereits eine hohe Verschuldung aufweisen. Dennoch spekulieren Investoren darauf, dass erst für 2023 geplante Emissionen auf dieses Jahr vorgezogen werden könnten, wodurch die Kreditnachfrage im zweiten Halbjahr 2022 deutlich zulegen würde. Trotz all dieser Maßnahmen dürfte das offizielle Wachstumsziel der Regierung von 5,5 Prozent für das laufende Jahr verfehlt werden. Das Aberdeen Research Institute rechnet nur mit einem BIP-Wachstum von 2,8 Prozent. Dafür sollte China aber für das kommende Jahr 2023 einen stärkeren Zuwachs erreichen können als bislang geschätzt. Wie sieht Ihre Investmentstrategie aus? Wir achten in erster Linie auf Qualität und Wachstum. Dazu gehören Faktoren wie die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells, die Attraktivität der jeweiligen Industrie, die Finanzstärke, die Kompetenz des Managements sowie unsere Einschätzung der ESGFaktoren. Dazu kommt noch der Faktor Bewertung: Die Qualität eines Unternehmens sollte vom Markt noch nicht (vollständig) erkannt worden sein. Zudem agieren wir als aktive Aktionäre: Wir achten darauf, dass das Management eine Strategie umsetzt (zentral ist hier der Faktor „Exekution“), die sich mittelfristig positiv auf die Bewertung der zugrundeliegenden Aktie auswirkt. Deshalb pflegen wir auch enge Kontakte zu unseren Unternehmen. Nicholas Yeo, Manager Aberdeen Standard China A Sustainable Equity Fund . INTERVIEW „Die chinesische Notenbank hat im Gegensatz zu anderen Zentralbanken noch viel Spielraum, die Zinsen zu senken.“ MÄRKTE & FONDS . China
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