Für ein Comeback sprechen einige wichtige Makroindikatoren. Wegen der moderaten Inflation und einer Wachstumsschwäche im ersten Halbjahr werden die chinesischen Leitzinsen zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt unter die USLeitzinsen fallen. Solange die BA.5-Omikron-Subvariante nicht eingedämmt werden kann, bleibt die Gefahr neuerlicher Lockdowns in Wirtschaftsmetropolen Chinas bestehen. Shanghai ist zwar derzeit wieder offen, doch sind über zwei Dutzend größere Städte weiterhin von Anti-CovidMaßnahmen betroffen. Immerhin wurden die Quarantäne-Fristen gelockert, sodass vor allem der Inlands-Flugverkehr wieder besser laufen sollte. Weitere Lockerungen sind jedoch erst für den Zeitraum nach dem politischen Schlüsselereignis des Jahres 2022 zu erwarten, dem 20. National-Kongress der chinesischen Kommunistischen Partei, der im Herbst stattfinden wird. Zinsen fallen, statt zu steigen „Da sich die chinesische Geldpolitik nicht an den wichtigsten Zentralbanken dieser Welt orientiert, sondern an der Entwicklung der inländischen Konjunktur, könnten wir angesichts der niedrigeren Inflation von 2,5 Prozent eine weiterhin lockere Zinspolitik sehen, während etwa die US Federal Reserve die Zinsen anheben wird. Die Zahl der mit dem Corona-Virus infizierten Chinesen ist von fast 30.000 auf rund 1.000 Fälle pro Tag gesunken. Wir sehen Lockerungen bei Regulierungsvorschriften der chinesischen Regierung, die vor allem den Technologiesektor schwer belastet haben. So könnte der geplatzte Börsengang von Ant Financial, der Finanztochter des Onlinehandels-Riesen Alibaba, mit einigen Auflagen doch noch an den Börsen Shanghai und Hongkong über die Bühne gehen. „Neben diesen Faktoren sieht auch der Bewertungsvergleich günstig für Chinas Börsen aus. Das Kurs-GewinnVerhältnis (KGV) des MSCI China Index von 10,6 liegt klar unter den 15,0 beim MSCI All Countries World Index. Auch bei den Gewinnerwartungen für 2023 liegt China mit plus 15 Prozent gut im Rennen“, sagt Marcus Weyerer, Senior ETF Strategist EMEA bei Franklin Templeton Investments. „Gleichzeitig sind die Risiken nicht zu unterschätzen, vor allem was die Entwicklung des hoch verschuldeten Immobiliensektors anbelangt. Dieser ist für immerhin rund 25 Prozent des BIP verantwortlich“, meint Weyerer. Dabei sollten die Investoren selektiv vorgehen. Gute Chancen sehen Fondsmanager im inlandsorientierten A-AktienSegment, dessen günstiger Ausblick von Investoren ignoriert wird. Regulierungswut amTop Wirtschaftssektoren, die sich besser auf das nationale Hauptziel, Wohlstand für alle Chinesen zu schaffen, ausrichten können, werden am meisten profitieren, wie die Bereiche digitale Innovation, grüne Technologien und Gesundheit. Hier hat China noch viel aufzuholen, wie z.B. aus der nationalen Strategie zur Verringerung der Abhängigkeit von ausländischen Importen im Halbleitersektor klar hervorgeht. Viele als ADR (American Depositary Receipts) in den USA gelistete chinesische Unternehmen haben eine Zweitnotiz in Hongkong, wie z.B. Alibaba, JD.com oder Netease, sodass das Risiko eines Delistings in New York gering ist. Daher befinden sich als ADR notierte Chinaaktien in den Fondsportfolios internationaler Investoren, wie z.B. JD.com, deren InMÄRKTE & FONDS . China Stimmung dreht nach oben Schon im ersten Halbjahr 2022 haben sich chinesische Aktien besser entwickelt als die großen Weltbörsen. Sinkende Zinsen, eine weniger restriktive Corona-Politik und ein großes fiskalisches Stützungspaket könnten die Outperformance prolongieren. WOLFGANG REGNER Credits: beigestellt; Archiv 40 . GELD-MAGAZIN – September 2022 „Wir sind in Industriewerten investiert, die einen Bezug zum Inlandskonsum haben. Dazu kommen alternative Energien.“ Rebecca Jiang, Fondsmanagerin des JPM China A-Share Opportunities „Wir schätzen, dass das Ausmaß des fiskalischen Stützungspakets 7,2 Billionen Renminbi (ca. eine Billion Dollar) erreichen könnte.“ Andrew McCaffery, CIO Fidelity International „Die chinesische Zentralbank hat Maßnahmen ergriffen, da einige Wirtschaftsindikatoren im roten Bereich liegen.“ Marcus Weyerer, Senior ETF Strategist EMEA bei Franklin Templeton
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