GELD-Magazin, September 2022

36 . GELD-MAGAZIN – September 2022 kte noch nicht mit einer Rezession abgefunden haben. „Wir bevorzugen das lange Ende der Renditekurve, die sich weiter umkehren wird, da die Fed Aufwärtsdruck auf das kurze Ende ausübt und sich die längerfristigen Wachstumsaussichten weiter verschlechtern. Wir halten eher nominale Anleihen als inflationsgeschützte TIPS, weil wir glauben, dass sich die Inflation rascher verlangsamen wird, als der Markt erwartet: Rezessionen töten die Inflation. Die Fed wird einige Zins-Erhöhungen wieder zurücknehmen müssen“, ist Bezalel überzeugt. Die Hausverkäufe gehen rapide zurück. Die Auflösung der Immobilienblase in China wird Jahre dauern. China wird den Westen dieses Mal nicht aus der Rezession retten, sondern sie noch verschlimmern“, sagt Bezalel. Raffaele Prencipe, Co-Fondsmanager des DPAM Bonds Universalis Unconstrained, weist auf einen wichtigen Faktor hin. „Der Kupon ist nicht die einzige Ertragsquelle bei Anleihen. Kursgewinne (Bonitätsverbesserung oder Änderungen des Zinsniveaus) sind zusätzlich möglich. Ertragspotenzial bietet auch der Roll-down-Effekt, der entsteht, wenn sich die Laufzeit von Anleihen verkürzt: Sinkt bei einer fünfjährigen Anleihe im Zeitablauf die Restlaufzeit auf vier Jahre, entsteht bei einer steilen Zinskurve durch das Sinken der Laufzeit automatisch ein Kursgewinn. Diesen kann ein aktiver Investor als Ertragsquelle nutzen. Der Beitrag der Rolldown-Rendite geht allerdings gegen null, sobald die Renditekurven flach werden, wie aktuell der Fall. In einem solchen Umfeld müssen auch die Fondsanleger Geduld haben“, rät Prencipe. „Wir glauben, dass sich die Inflation rascher als erwartet verlangsamen wird: Rezessionen töten die Inflation.“ Ariel Bezalel, Head of Strategy, Fixed Income bei Jupiter Asset Management Credits: beigestellt Wie haben Sie die Zinsturbulenzen gemanagt? Der Bantleon Yield Plus zeichnet sich durch die Kombination unterschiedlichster Ertrags-bausteine aus. Dieses Jahr war eine Beimischung von kurz laufenden inflationsindexierten Staats-Anleihen besonders profitabel. So hat sich die Kurve der BreakevenRenditen weiter invertiert (kurze Laufzeiten rentieren höher als längere), weshalb ein- bis dreijährige Laufzeiten die höchsten absoluten Erträge verzeichneten. Auch marktneutrale Strategien kamen zum Einsatz. In Summe konnten diese aktiven Wetten die Kursverluste aus dem starken Zinsanstieg teilweise kompensieren. Hilfreich war auch, dass wir bis zu 60 Prozent der Anleihen in Laufzeiten von weniger als fünf Jahren investierten und so das Zinsrisiko begrenzten. Könnte sich angesichts wachsender Rezessionsängste der Bondmarkt erholen? Wir stehen vor einer Renaissance des Anleihenmarktes. Grund dafür ist der sich abzeichnende scharfe Abschwung der Weltwirtschaft. Die Anleger werden daraufhin in die sicheren Häfen flüchten. Außerdem dürften die Notenbanken ab Ende 2022 von weiteren geldpolitischen Straffungen absehen, sodass an den Geldterminmärkten Leitzinsanhebungen ausgepreist werden. Die Renditen zehnjähriger deutscher Bundesanleihen sollten in Anbetracht dessen über die nächsten zwölf Monate um rund 80 Basispunkte auf ein Niveau von ca. 0,4 Prozent fallen. Hochqualitative Staatsanleihen dürften die größten Profiteure des von uns erwarteten Risk-offUmfeldes sein. Wie sieht Ihre aktuelle Investmentstrategie aus? Der Bantleon Yield Plus ist zu 54 Prozent in Staatsanleihen und zu 14 Prozent in hochqualitativen Quasi-Staatsanleihen/Covered Bonds investiert. Der Anteil von inflationsgeschützten Anleihen ist rund sieben Prozent. Mit einer Duration von 2,9 Jahren profitieren diese Titel kurzfristig von dem weiterhin starken Preisauftrieb. Mittelfristig wird die zunehmende Rezessionswahrscheinlichkeit eine Belastung für das Segment darstellen, weshalb wir dieses in länger laufende nominelle Pendants tauschen werden. Die Duration steht aktuell bei fünf Prozent. Sobald erkennbar ist, dass die Notenbanken von einer weiteren geldpolitischen Straffung absehen, werden wir die Duration weiter anheben. Unternehmensanleihen sind mit 27 Prozent allokiert. Ein Teil des Kreditrisikos wurde nahe den Spread-Tiefständen im vergangenen Jahr mit Index-Kreditderivativen abgesichert. Derzeit favorisieren wir marktneutrale sowie lukrative Nischenstrategien. Tobias Frei, Manager des BantleonYield Plus . INTERVIEW „Sobald sich am Arbeitsmarkt die Anzeichen für eine Abkühlung mehren, wird die Fed auf die Zinsbremse treten.“ MÄRKTE & FONDS . Anleihen

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