Bei stark steigenden Zinsen können variabel verzinste Kredite auch „gefährlich“ werden. einer Zinsuntergrenze von zwei Prozent und einer Zinsobergrenze von 4,75 Prozent (inklusive Aufschlag) auf 25 Jahre. Die Untergrenze wäre dann der laufende Preis für mehr Sicherheit. Schulden weginflationieren „Während der Staat im Einklang mit der Inflation vor allem höhere Umsatzsteuereinnahmen hat und somit die Relation Staatseinnahmen zu nominalen Staatsschulden verbessert, funktioniert das ‚Weginflationieren‘ bei Privatpersonen nur bedingt“, so Peter Hrubec, Prokurist beim Wohnbau-Finanz-Experten Infina. Und er ergänzt: „Bei aktuell negativen Realzinsen wird der Kredit theoretisch niedriger, sofern die Nettoeinkommen im Zuge der Inflation mitsteigen.“ Letzteres ist bei Mangelberufen, wie z.B. in zahlreichen Handwerkssparten, der Alten/Krankenpflege, bei Ärzten oder Köchen, möglich. Bei Anlegerwohnungen ist die Miete ohnehin an den Verbraucherpreisindex gekoppelt. Hingegen zur Vorsicht mahnt Hrubec bei Rentnern und in bereits gut bezahlten Berufen mit ausreichend Bewerbern und schwacher Lohndynamik. Liquiditätssicherung „Lange Kreditvertragslaufzeiten haben den Vorteil, dass der Kreditnehmer besser in der Lage ist, seine monatliche Liquidität zu steuern“, so Hrubec. Vor allem bei variabler Verzinsung oder nach Ende der Fixzinsperiode sind zukünftige Belastungen für Kreditnehmer schwer einschätzbar. Insofern sind ein gutes Liquiditätsmanagement und die Schaffung eines persönlichen Kapitalpuffers von großem Vorteil. Doch es sollten dabei Details beachtet werden: „Prinzipiell verlängert sich bei einer längeren Kreditvertragslaufzeit auch die Kapitalbindungsdauer und damit verändern sich auch die Refinanzierungskosten für ein Kreditinstitut. Darüber hinaus sind die anfallenden Refinanzierungskosten bei Kreditinstituten unterschiedlich und von verschiedenen (Bonitäts-)Faktoren abhängig. Die Logik ist daher, dass insbesondere Fixzinssätze dann günstiger sein können, wenn auch die Gesamtlaufzeit des Kredites kürzer ist“, erklärt Hrubec. Zinseinsparungen sind bei einer starken Verkürzung der Kreditlaufzeit möglich, wobei dann die Schuldendienstquote (DSTI) des Kreditnehmers stark ansteigt. Bei geringfügigen Laufzeitanpassungen (z.B. von 35 auf 30 Jahre) ist in der Praxis häufig gar keine Zinsreduktion feststellbar. Details hängen – laut Hrubec – vom PricingModell des jeweiligen Kreditinstituts ab. Doch rein wirtschaftliche Gesamteinsparungen spielen bei manchen Anpassungen der Kreditlinien auf längere Laufzeiten dann eine untergeordnete Rolle, wenn der Kreditnehmer die Ratenreduktion als spürbare Entlastung im täglichen Leben empfindet, was bei aktuell hohen Lebenshaltungskosten zunehmend ein Thema wird. Mehr Geld zum Leben durch Laufzeitanpassung: Kreditsumme: 250.000 Euro Laufzeit: 25 Jahre Ursprüngliche Verzinsung: 15 Jahres-Fixzins: 3 % p.a. Ursprüngliche Monatsrate: 1.185,53 Euro Neue Laufzeit: 35 Jahre Neue Verzinsung: 20 Jahres-Fixzins: 3,25% p.a. Neue Monatsrate: 997,34 Euro Der monatlicher Zusatzliquiditätsspielraum beträgt 188,19 Euro bzw. 2.258,28 Euro pro Jahr oder 79.039,80 Euro bis Laufzeitende. Dafür steigt der reine Zinsaufwand bis Laufzeitende von ursprünglich 105.658 auf 168.884 bzw. um 63.226 Euro. Rein ökonomisch betrachtet ergibt sich keine Ersparnis. Bezogen auf die persönlichen Lebensumstände sowie ein aktives Liquiditätsmanagement ergeben sich allerdings anderweitige Vorteile. TIPP: Strecken Sie die Laufzeit so gut wie möglich. Sollten Sie im Laufe der Zeit Liquiditätsreserven akkumulieren, können Sie trotz Fixzinsbindung jährlich pönalefrei bis zu 10.000 Euro vorzeitig tilgen. September 2022 – GELD-MAGAZIN . 31
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