GELD-Magazin, September 2022

BRENNPUNKT . Nahrungsmittel-Krise 20 . GELD-MAGAZIN – September 2022 des Preisauftriebs weniger Geld im Portemonnaie übrigbleibt. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten der Unterstützung – an die man im ersten Moment vielleicht gar nicht denkt. Sorgsamer Umgang Ein Ansatz betrifft die Vermeidung von Verschwendung: Laut der UN-Welternährungsorganisation wird ein Drittel der produzierten Lebensmittel weltweit weggeschmissen. „Wir können alle weniger Lebensmittel verschwenden, zum Beispiel, indem wir in kleineren Mengen einkaufen“, so die Hilfsorganisation Care. Was uns selbst ja auch dabei helfen würde, das eigene Haushaltsbudget zu entlasten: also eine Win-Win-Situation. Gewinner auf allen Seiten gibt es auch bei folgender Anregung von SüdwindExpertin Glocker: „Unser Fleisch-Überkonsum ist problematisch, denn es werden viele Ressourcen für die Herstellung von Futtermittel verbraucht. Nur rund 40 Prozent der weltweiten Anbauflächen stehen für die direkte Ernährung zur Verfügung.“ Gedrosselter Fleisch-Konsum würde das ändern, die Klimabilanz und Hungersituation verbessern, unserer Gesundheit gut tun und letztlich auch Tierleid vermeiden helfen. Genug für alle da Es gibt aber noch weit mehr Vorschläge: „Brot für die Welt“ und andere Entwicklungsorganisationen haben Schritte identifiziert, wie Hungerbekämpfung gelingen kann. Dazu zählt Saatgutvielfalt herzustellen, anstatt auf Gentechnik zu setzen. „Patent- und Saatgutgesetze schützen Konzernprofite und können kleinbäuerliche Erzeuger daran hindern, Saatgut zu erhalten, zu handeln und zu tauschen und einen Teil ihrer Ernte als Aussaat für die nächste Ernte zu verwenden. Dabei stammt mehr als 80 Prozent des Saatguts für den Anbau von Lebensmitteln im globalen Süden von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern“, so das Urteil. Weiters längst überfällig sind menschenwürdige Arbeitsbedingungen und soziale Absicherungen in den betroffenen Ländern; aktuell arbeiten viele Menschen im globalen Süden noch immer für einen Hungerlohn - im wahrsten Sinne des Wortes. Auch ein effizientes Lieferkettengesetz, das Kleinproduzenten nicht benachteiligt, wäre höchst an der Zeit. Das Schlusswort gehört Glocker: „Das Problem ist nicht, dass zu wenig Lebensmittel produziert werden, es wäre genug für alle da. Es scheitert allerdings an der Verteilungsgerechtigkeit.“ Die Ernährungssituation hat sich verbessert, mit dem Ukraine-Krieg ziehen aber dunkleWolken auf. Der Welthunger-Index (WHI) misst Faktoren wie Unterernährung oder Auszehrung bei Kindern. Erfreulich: Der WHI-Wert ist in den letzten rund 20 Jahren gefallen. Der Ukraine-Krieg könnte aber wieder zu einer schmerzhaften Verschärfung führen. Quelle: welthungerhilfe.de Das Klima als Killer Die Anzahl der Naturkatastrophen, die in Zusammenhang mit dem Klimawandel stehen, hat deutlich zugenommen. Zu diesem Urteil kommt unter anderem die „Aktion gegen den Hunger“: „Die Auswirkungen sind dramatisch: lange Dürreperioden, Stürme und Überschwemmungen beschädigen oder zerstören Ernten, Weide- und Anbauflächen, wodurch die Versorgung mit Nahrung für viele Menschen extrem gefährdet ist.“ Dramatische Verschärfung Ob Dürren, Überschwemmungen oder Wirbelstürme: Seit 1990 hat sich die Anzahl der Katastrophen, die durch den Klimawandel bedingt sind, mehr als verdoppelt. Weltweit leiden bis zu 811 Millionen Menschen an Mangelernährung. Doch allein aufgrund des Klimawandels könnten bis zum Jahr 2080 noch weitere 600 Millionen Menschen dazu kommen. Die extremen Auswirkungen der Klimakrise haben laut Care etwa in Somalia zur schlimmsten Dürre seit 40 Jahren geführt: 7,7 Millionen Menschen sind dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 1998 28,0 2000 2002 2004 25,1 2006 2008 2010 20,4 2012 2014 2016 17,9 2018 2020 WHI-Werte Unterernährung in % „Aufgrund des Ukraine-Krieges könnte es zusätzlich um ein Drittel mehr hungernde Menschen weltweit geben.“ Gudrun Glocker, Südwind-Expertin für Ernährungsfragen Credit: beigestellt

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