GELD-Magazin, Juli/August 2022

I nsgesamt präsentierte die Bundesregie- rung im Mai 20 Maßnahmen, um die marode Pflegesituation in Österreich zu reformieren. Dafür will die Politik insgesamt eine Milliarde Euro bis zum Ende der Ge- setzgebungsperiode in die Hand nehmen. Das Kernstück der Reform bildet die Attrak- tivierung des Pflegeberufs, um den akuten Mangel beim Pflegepersonal, der sich durch die demografische Entwicklung einer al- ternden Gesellschaft weiter zuspitzen wird, zu begegnen. Allein für die Erhöhung der Gehälter von in der Pflege Beschäftigten will der Bund 2023 und 2024 rund 520 Mio. Euro zur Verfügung stellen. Im Schnitt wäre dies für die Beschäftigten in der Pflege ein zusätzliches Monatsgehalt pro Jahr. Der Ha- ken daran: Der Bonus ist derzeit nur auf zwei Jahre befristet. Dies bietet jedoch keine Sicherheit für die derzeit Beschäftigten und auch wenig Anreiz, in den Beruf einzustei- gen, meint die Volkshilfe, die eine dauer- hafte Gehaltserhöhung fordert. Keine Sor- gen machen sich diesbezüglich die betrof- fenen Gewerkschaften, die sich sicher sind, dass die Gehaltsboni nach dem Auslaufen der Befristung als Boni, Zulage oder 15. Mo- natsgehalt in die Kollektivverträge fließen werden. Käme es nach dem Auslauf der Be- fristung wieder zu einer Kürzung, hätte dies auch massive gewerkschaftliche Reaktionen zur Folge, erklärt Gerald Mjaka, Vorsitzen- der des Fachbereichs Gesundheit bei der Ge- werkschaft Vida, gegenüber dem Kurier. Der hohen Arbeitsintensität in der Pflege will die Regierung mit der Einführung einer zusätz- lichen Urlaubswoche ab dem 43. Lebensjahr für das Pflegepersonal begegnen, unabhän- gig von der Dauer der Betriebszugehörig- keit. In den Pflegeheimen werde es zudem generell zwei Stunden extra Zeitausgleich für Nachtdienste geben. Sozialbetreuungsberufe nicht betroffen Ein großer Kritikpunkt der Hilfsorganisation liegt darin, dass die Maßnahmen nicht allen im Pflegebereich Tätigen zugutekommen. Während die Pflegeassistenzberufe und die diplomierte Gesundheits- und Krankenpfle- ge von den Verbesserungen profitieren, blei- ben die Sozialbetreuungsberufe meist von den Reformen unberührt. Heimhelfer sind sogar gänzlich von den Verbesserungen aus- geschlossen. In der Praxis arbeiten jedoch Pflege- und Sozialbetreuungsberufe im Team zusammen. „Die Pflege darf nicht hal- biert werden. Gute Pflege umfasst immer medizinische und soziale Aspekte“, erklärt VERSICHERUNG . Pflegereform Lob und Kritik Die Bundesregierung hat ein Milliardenpaket für die Pflege geschnürt und spricht jetzt von einem großen Wurf. Tatsächlich kam auch viel Lob für die Reform, es gibt aber ebenso Kritik. CHRISTIAN SEC Credits: beigestellt; Zerbor/stock.adobe.com Die neue Pflegereform ist vielleicht noch kein großer Wurf, aber ein Schritt in die richtige Richtung. 72 . GELD-MAGAZIN – Junli/August 2022

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=