GELD-Magazin, Juli/August 2022

Blackout: Wenn das Licht ausgeht Unplugged. Ende Juni saßen rund 650 Haushalte zwischen Praterstern und Augarten für über 90 Minuten im Dunkeln. Spektakulärer entwickelte sich be- reits am 6. Juni ein Blackout, der ebenfalls weite Teile des Zweiten Bezirkes lahmlegte: Etwa 1.500 Haushalte waren betroffen, aber auch der „Wurstelpra- ter“, wo einige Besucher in Fahrgeschäften festhingen. Nicht zuletzt gingen im Ernst Happel-Stadion die Lichter aus, wo 20.000 Besucher auf den Anpfiff des Matches gegen Dänemark ausharren mussten. Wobei sich dem umweltbe- wussten Fan die Frage aufdrängte, wieviel Strom im Normalfall alleine die Flut- lichtanlage der Arena verbraucht. Die Wiener Sportstätten Betriebsgesellschaft erklärt dem GELD-Magazin: „Grundsätzlich kommt es auf die Jahreszeit in der das Spiel stattfindet sowie auf die Tageszeit des Matchbeginns an. Man kann aber von einem durchschnittlichen Verbrauch von ca. 2.500 kWh pro Spiel aus- gehen.“ Der Vergleich mit Haushalten sei schwierig, wenn die Größe des Haus- halts nicht bekannt ist. Die ungefähre Angabe der Betreiber: Der Jahresbedarf von 1,5 bis 2 Haushalten könnte durch die Illumination eines Spiels gedeckt werden. Apropos: Der Bierausschank im Stadion funktionierte. Inflation: Teures Paket Budgetbelastung. Laut Berechnungen des hei- mischen Fiskalrats beträgt das Gesamtvolumen des dritten Regierungs-Pakets gegen die Teuerung in den Jahren 2022 bis 2026 stolze 26,4 Milliarden Euro. Diese Unterstützungen setzen sich aus temporären kurzfristigen Hilfen im Umfang von 6,5 Milliarden und strukturellen langfristigen Maßnahmen in Höhe von 19,9 Milliarden Euro zusammen. Ein Teil dieser budgetären Belastung kann durch die ausgelöste ma- kroökonomische Stimulierung (vor allem im Bereich des Konsums) finanziert werden: Der Fiskalrat geht von einer Selbstfinanzierung des Pakets im Umfang von 7,9 Milliarden Euro aus. Aufgrund der gegen- wärtigen und für die nächsten Jahre erwarteten ho- hen Inflation kommt es in den Jahren 2022 bis 2026 netto zu zusätzlichen kumulierten inflationsbe- dingten Überschüssen im Umfang von 3,4 Milliarden Euro. In Summe ergibt sich aus dem Maßnahmenpa- ket und der Inflationsentwicklung bis zum Jahr 2026 eine kumulierte Mehrbelastung von 15,1 Milliarden Euro. Unterm Strich meinen die Experten, dass die Kosten des Maßnahmenpakets die budgetären Spiel- räume deutlich einschränken werden. Warnung. „Unterinvestiti- onen in die Old Economy ha- ben die Rückkehr der Inflati- on angeheizt, während Über- investitionen in einigen Be- reichen der New Economy bestimmte Sektoren finanzi- ell aufgebläht haben“, so Pascal Blanqué, Chairman des Amundi Institutes. Das Hauptrisiko des neuen Infla- tions-Regimes sei eine Kombination aus weniger Wachstum oder sogar Rezession und mehr Inflation, also das Schreckgespenst der Stagflation. Der Exper- te weiter: „Am wahrscheinlichsten dürfte sein, dass Inflationszyklus und das Platzen der aufgeblähten Vermögenspreise zusammenfallen. Die Inflationsdy- namik wird von der Angebotsseite angetrieben – das Platzen einer Blase, die sich auf einen begrenzten Be- reich der Weltwirtschaft beschränkt, wird sie nicht ausbremsen können. Das zentrale Risiko ist damit Stagflation.“ Pascal Blanqué, Chairman des Amundi Institutes Stagflation: Gefahr steigt Energiewende. „Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn der explosionsartige Anstieg der Preise für Strom, Benzin, Heizöl und Gas nicht zu einem starken Rückgang des Verbrauchs von fossilen Brenn- stoffen führen würde – und damit zu einem ähnlich starken Rückgang der CO 2 -Emissionen“, analysiert Dieter Wermuth, Economist und Partner bei Wer- muth Asset Management. Putin erledige gewisserma- ßen den Job der Klimapolitiker, ohne dass diese groß kämpfen und ihren Kopf für die unpopuläre Inflation der Energiepreise hinhalten müssten. „Wer ein besse- res Klima will, muss die Preise der Energieträger möglichst kräftig und möglichst rasch erhöhen. Die Energiepreise dürfen nicht mehr sinken! Oder erst, wenn der Umstieg auf Erneuerbare komplett gelun- gen ist“, meint Wermuth. Bei der Politik scheint das aber auf taube Ohren zu stoßen, potenzielle Wähler sollen nicht durch hohe Kosten vergrault werden. Dieter Wermuth, Economist und Partner bei Wermuth Asset Management Putin: Ungewollter Klimaretter Juli/August 2022 – GELD-MAGAZIN . 7

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