GELD-Magazin, Juli/August 2022
Checkliste (thermische) Sanierung Richtiger Sanierungszeitpunkt: Dazu Oberhuber: „Sind Schäden am Gebäude vorhanden, muss auf alle Fälle reagiert werden. Sind Ände- rungen in der Wohnnutzung, wie z.B. ein Dachgeschossausbau oder ein An- oder Zubau geplant, lässt sich die thermische Verbesserung hervorragend kombinieren. Glei- ches gilt für notwendige Reparatur- oder Instandhaltungsmaßnahmen.“ Kostenfaktoren bei Sanierungs- maßnahmen: Hier sollten sich Bauherren laut Oberhuber fol- gende Fragen stellen: Wann wurde das Gebäude errichtet? Wie hoch ist generell die wär- metechnische Qualität der be- stehenden Gebäudehülle? Wie hoch wird das Einspar- potenzial eingeschätzt? Was sind aktuelle Dämmstoff- preise bzw. wie schaut die Marktentwicklung aus? Welche Dämmsysteme oder Fen- ster kommen zum Einsatz? Allgemein kann festgehalten wer- den: Bei alten unsanierten Gebäu- den rechnet sich eine thermische Sanierung schneller als bei jüngeren, besser ausgeführten Gebäuden. thermischen Gebäudehülle vor und müssen gegebenenfalls für das gesamte Gebäude ei- nen bestimmten Heizwärmebedarf, der über den Energieausweis nachgewiesen wird, unterschreiten.“ Höhere Anforderungen an Neubau und Sanierung Trnka skizziert bereits geltende Verschär- fungen: „Seit Anfang 2021 gelten höhere Anforderungen für den Bereich Energieeffi- zienz und Wärmeschutz bei Neubau und Sa- nierung. Dadurch erhöhten sich bundesweit die thermischen Anforderungen an die Ge- bäudehülle sowie an die Effizienz und Emis- sionsgrenzwerte der installierten Heizungs- systeme. Diese bundesweiten Mindeststan- dards werden vom Österreichischem Insti- tut für Bautechnik (OIB) festgelegt und suk- zessive in die Bauordnungen der Länder übernommen“, und er ergänzt: „Außerdem ist entsprechend den aktuellen Anforderungen vor der Erneuerung eines Bauteiles oder vor der größeren Renovie- rung eines Gebäudes oder Gebäudeteiles ein Sanierungskonzept zu erstellen, dessen Ziel die Erreichung der Anforderungen der Mindeststandards für die größere Renovie- rung von Wohngebäuden bzw. für die grö- ßere Renovierung von Nicht-Wohngebäu- den ist. Erneuerte bzw. thermisch verbes- serte Einzelkomponenten oder Schritte ei- ner größeren Renovierung dürfen einem solchen Sanierungskonzept nicht wider- sprechen.“ Sanieren oder abreißen? „Finanziell betrachtet lässt sich diese Frage nicht einfach beantworten. Wichtig ist ein detaillierter Kostenvergleich zwischen Ab- riss und Erhalt. Beim sogenannten Ersatz- neubau (Abriss und Neubau) sind die Ko- sten für Abbruch und Entsorgung zu be- rücksichtigen. Sanierungen erfordern häu- fig individuelle Lösungen, die arbeitsinten- siver sind und höhere Kosten verursachen können. Speziell, wenn Veränderungen an der Statik vorgenommen werden, ist mit er- heblichem technischem Aufwand und Mehrkosten zu rechnen. In solchen Fällen kann ein Neubau von Vorteil sein“, erklärt Oberhuber und ergänzt: „Für eine vollstän- dige Kostenbetrachtung sollten unbedingt die Fördermittel für Neubau und Sanierung miteinander verglichen werden. Aus einer ökologischen Perspektive ist eine Sanierung meistens sinnvoller. Im Bestand steckt schon viel Energie, z.B. jene, die für Herstel- lung, Transport, Lagerung usw. des Be- standsgebäudes aufgewendet wurde. Ein Abriss und Neubau steigt in der Frage des Energieeinsatzes - über den gesamten Le- benszyklus betrachtet - meist schlechter aus als eine Sanierung. Neben Bewertungen, die direkt an Kosten oder technischen Kenn- werten festgemacht werden können, gibt es weitere qualitative Faktoren. Dazu zählt die Einschätzung der vorhandenen funktio- nalen, architektonischen und baukultu- rellen Qualität des Bestandes, die für oder gegen einen Abbruch sprechen kann.“ „Photovoltaikanlagen auf Neubauten werden in einigen Bundesländern ver pflichtend. In Tirol hingegen gibt es eine solche PV-Pflicht nicht.“ Bruno Oberhuber, Geschäftsführer Energie Tirol Juli/August 2022 – GELD-MAGAZIN . 69
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