GELD-Magazin, Juli/August 2022

Stimmung verdüstert sich. Der Einkaufsmana- gerindex für die gesamte Wirtschaft in der Eu- ro-Zone sank unerwartet kräftig um 2,9 auf 51,9 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit 16 Monaten. Analysten hatten mit einer we- sentlich moderateren Eintrübung auf 54,0 Punkte gerechnet. In Frankreich wuchs die Wirtschaft so langsam wie seit dem Einbruch in- folge der Omikron-Welle im Januar nicht mehr. Die Verbraucherstimmung in der Eurozone trübte sich im Juni ebenfalls überraschend stark ein. Der Indikator fiel um 2,4 Punkte auf minus 23,6 Punkte. Analysten hatten im Schnitt einen Wert von minus 20,5 Punkten erwartet. Dieser Wert liegt nur noch leicht über seinem Re- kordtief vom April 2020 – also zu Beginn der Corona-Pandemie. Dafür stieg die Inflation auf einen neuen Jahreshöchstwert und erreichte 8,1 Prozent. Im Vormonat hatte die Rate noch bei 7,4 Prozent gelegen. Die Preissteigerung im Euroraum war noch nie so hoch seit Einfüh- rung des Euro als Buchgeld 1999. Die Kernrate der Inflation, bei der Energie, Lebens- und Genussmittel nicht berücksichtigt werden, kletterte von 3,9 Prozent im Vormonat auf 4,4 Prozent im Mai. Nun muss die Europäische Zentralbank handeln und die kurzfristigen Zin- sen erhöhen. Gefahr droht aber von den längerfristigen Renditen. Wenn sie zu stark steigen, bekommen verschuldete Euroländer wie Italien Probleme mit der Refinanzierung. (wr) Gegen den Trend. Japans Zentralbank (BoJ) widersetzt sich dem globalen Trend zur geld- politischen Straffung und lässt die Zügel trotz der steigenden Inflation und der rasanten Talfahrt des Yen extrem gelockert. So sollen die kurzfristigen Zinssätze bei minus 0,1 Pro- zent, die langfristigen (zehnjährige Staatsanleihen) bei etwa null bleiben. Auch hält die BoJ an ihren Käufen von Staatsanleihen und Aktien fest. In Reaktion darauf wertete der Yen ge- genüber dem Dollar weiter rasant ab und erreichte ein 24-Jahres-Tief. Die Yen-Schwäche schürt an den Märkten die Besorgnis, dass sich die Inflation verschärft und der Wirtschaft schadet, statt ihr mit niedrigen Zinsen Auftrieb zu verleihen. Und sie erschwert den Unter- nehmen eine kurz- bis mittelfristige Finanzplanung. Zudem droht die Yen-Schwäche den Konsum abzuwürgen, da mit der schwachen Währung die bereits steigenden Importkosten weiter in die Höhe getrieben werden dürften. Auch die Unternehmen leiden, da Japan stark von Rohstoffimporten abhängig ist. Anderer- seits hilft die Währungsschwäche den japa- nischen Exporteuren, die dadurch preislich wettbewerbsfähiger werden. Wichtig ist, dass Unternehmen, die vom schwachen Yen profitie- ren, ihre Investitionen und Löhne erhöhen. Da japanische Vermögenswerte bereits vergleichs- weise günstig erscheinen, dürfte es sich mittel- fristig lohnen, sie im Auge zu behalten. (wr) EUROPA . Wachstum stark unter Druck Neues Jahrestief Nach der Erholung bis auf 3.750 Punkte ging es für den Aktienindex der Eurozone wieder abwärts. Dabei wurde ein neues Jahrestief bei knapp über 3.400 Punkten markiert. Damit hat die Unterstützung bei 3.500 Punkten nicht gehalten. Anleger blei- ben an der Outlinie. Kurzfristiger Abwärtstrend intakt Der japanische Aktienindex befindet sich nach wie vor gefangen in einem kurz- fristigen Abwär tstrend. Gute Unterstüt- zungen knapp unter 26.000 Punkten haben aber bisher gehalten. Kaufen sollte man erst nach signifikanter Überwindung der 28.000-Punkte-Marke. EURO STOXX 50 NIKKEI 225 JAPAN . Notenbank lässt Geldpolitik extrem gelockert 2020 2019 2021 ´22 Indexpunkte in EUR 2.200 3.400 3.200 3.000 2.800 2.600 2.400 3.600 3.800 4.000 4.200 4.400 2020 2019 2021 ´22 Indexpunkte in JPY 18.000 20.000 26.000 24.000 22.000 28.000 32.000 30.000 16.000 Juli/August 2022 – GELD-MAGAZIN . 55

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