GELD-Magazin, Juli/August 2022

Die Profiteure Der Ukraine-Krieg hat sich in Teilbe- reichen positiv auf einige Emerging- Markets ausgewirkt. Da Russland als Exporteur an Bedeutung verliert, kom- men rohstoffreiche Länder wie Saudi- Arabien, Indonesien und Lateinamerika verstärkt zum Zuge. Das verbessert die Leistungsbilanz dieser Volkswirtschaf- ten und lässt bei Rohstoff-Unterneh- men die Kasse klingeln. Ob man an diesem wenig ökologischen Geschäft mitverdienen will, muss jeder Investor selbst entscheiden. Es geht nämlich auch anders: Nicht zuletzt hat China verstanden, dass Umweltzerstörung und Klimawandel gestoppt werden müssen. Von dieser ökologischen Wende profitieren Unternehmen wie Hongfa Technology, es produziert Re- lais, die etwa in E-Autos eingesetzt werden. Prinzipiell sind chinesische Aktien derzeit durchaus günstig be- wertet und notieren im Durchschnitt bei einem KGV von knapp über zehn. Die Börse Hongkong ist klar hinter den brei- ten globalen Index zurück gefallen. Hang Seng vs MSCIWorld -10% 50% 60% 100% 80% 90% 70% 10% 20% 30% 40% 0% ´22 2021 2017 2018 2019 2020 Hang Seng TR EUR MSCI World TR EUR hochgradig ansteckende BA.5 Coronavirus die Bemühungen um eine Wiederbelebung der Wirtschaft untergraben. Angesprochen auf die Eingriffe der Regierung in die Privat- wirtschaft, meint Melman: „Ja, Pekings In- terventionen verändern die Investitions- landschaft, aber wir glauben, dass diese Neuerung von den Märkten bereits vollstän- dig integriert worden ist.“ China und dieWelt Carsten Gerlinger, Head of Asset Manage- ment bei Moventum AM, betrachtet China wiederum in Zusammenhang mit der Welt- wirtschaft und dem großen Gegenspieler USA. Die Märkte bewegen sich demnach derzeit in einer Übergangsphase. Krisen und Wachstumsschwäche auf der einen, volle Auftragsbücher und Nachholbedarf auf der anderen Seite sorgen für Volatilität. Doch würden sowohl die USA als auch China alles daransetzen, die Stimmung bis zum Herbst ins Positive zu drehen. Gerlinger: „Im No- vember stehen in den USA Zwischenwahlen an, in China findet der Parteitag der Kom- munistischen Partei statt. Beiden Ländern sind Ruhe an den Märkten und positive Nachrichten im Vorfeld wichtig.“ Insofern würden die Wirtschaftsmächte wohl alles daransetzen, die konjunkturelle Stimmung zu heben. „Weil die Indikatoren noch nicht auf Rezession stehen, bedarf es nur geringer Impulse, um das Pendel umschlagen zu las- sen. Schon etwas mildere Äußerungen der US-Notenbank zur Geldpolitik könnten das Sentiment drehen“, so Gerlinger. Und auch ein expansiverer Kurs oder etwas ambitio- niertere Wachstumsziele in China würden dazu beitragen. Die auslaufenden Lock- downs in China führen laut dem Experten zu einer weiteren Entspannung, insbesondere aufseiten der Lieferketten. Langfristig denken Wechseln wir zum Abschluss von China zum Gesamtbild der Schwellenländer: Zinserhö- hungen rund um den Globus haben Aktien und Währungen der Emerging Markets in Mitleidenschaft gezogen. Das ist unerfreu- lich, sollte aber keinen Einfluss auf die lang- fristige Wachstumsstory haben: Nämlich stei- gender Wohlstand und Binnenkonsum in der Region sowie zunehmender Einfluss auf die Weltwirtschaft. Der wahllose Ausverkauf be- deutet, dass gute Aktien so attraktiv bewer- tet sind wie seit Jahren nicht mehr. 2021 betrug der Anteil Chinas am kaufkraftbereinigten globalen BIP 18,6 Prozent, für die kom- menden Jahre wird ein kontinuierlicher Anstieg prognostiziert. China: Einfluss auf Weltwirtschaft steigt Quelle: Statista Anteil am kaufkraftbereinigten globalen BIP 5% 10% 15% 20% 25% 0% 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022* 2024* 2026* „Trotz anhaltender Unsicherheiten gewichten wir chinesische Aktien über.“ Benjamin Melman, Global CIO bei Edmond de Rothschild Asset Management 30 . GELD-MAGAZIN – Juli/August 2022

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