GELD-Magazin, Juni 2022

Nach der Erholung auf fast 15.000 Punk­ te, fiel der DAX erneut, konnte die Unter­ stützung bei 13.200 Punkten jedoch er­ folgreich verteidigen. Seither bewegt sich der Deutsche Aktienindex unter star­ ken Schwankungen seitwärts. Kurze Auf­ wärtsbewegungen verpuffen immer wie­ der. Der Widerstand bei 14.850 Punkten wird nur schwer zu knacken sein. Anle­ ger sollten das jähe Indexgeschehen bes­ ser an der Outlinie weiterbeobachten. AKTIEN . Deutschland W as geht da in China aktuell schief? Bislang riegelt Peking bei Neuinfektionen ganze Millionenstädte ab und legt damit Produkti­ onsstätten und Transport-Infrastrukturen, etwa Häfen, lahm, was auch den Nachschub für die deutsche Industrie behindert. Das Resultat: Ein überraschend starker Produkti­ onseinbruch der deutschen Unternehmen um 3,9 Prozent im April. Der DIHK (Deut­ sche Industrie- und Handelskammertag) korrigierte seine Konjunkturprognose unter dem Eindruck des Ukraine-Krieges erneut nach unten. Für 2021 erwartet der DIHK nun nur noch ein Wirtschaftswachstum von 1,0 bis 1,5 Prozent. Mitte Februar, vor Be­ ginn des Krieges, hatte der Verband 3,0 Pro­ zent vorausgesagt. Ein Drittel der 25.000 Unternehmen, die an der DIHK-Konjunktur- umfrage teilgenommen haben, rechnet in den kommenden zwölf Monaten mit einer Verschlechterung der Geschäfte. Eine Ver­ besserung erwarten nur 19 Prozent. Der Kommentar: Einen solchen Stimmungsein­ bruch habe man in der Industrie nur wäh­ rend der Finanzkrise und beim ersten Lock­ down 2020 erlebt. Zu schaffen machen der deutschen Wirtschaft vor allem die Preise für Energie und Rohstoffe: 78 Prozent der befragten Unternehmen bezeichneten diese als eines ihrer größten Geschäftsrisiken. Was kommt da noch? Und das ist kein Wunder: Bislang ist die Ver­ braucher-Inflation auf rund 7,5 Prozent ge­ stiegen, den höchsten Wert seit gut 40 Jah­ ren. Ein Ende des Preisauftriebs ist nicht in Sicht. Aktuell wollen so viele Unternehmen wie noch nie in den kommenden drei Mona­ ten ihre Preise erhöhen, wie eine Umfrage des Münchner Ifo-Instituts ergab. Der rus­ sische Einmarsch in die Ukraine sorgt für drastisch höhere Energie- und Rohstoff­ preise, indirekt damit auch für Druck auf die Preise für Lebensmittel. Doch das ist noch nicht alles: Ein Rekordanstieg der deutschen Großhandelspreise (+33,5 % im April) dürf­ te mit zeitlicher Verzögerung auch die Ver­ braucherpreise weiter in die Höhe treiben. Zweistellige Inflationsraten sind unvermeid­ lich, was auch die deutschen Aktienkurse unter Druck bringen dürfte. Blick in den Rückspiegel Vorerst herrscht hier aber noch Zuversicht. Denn die 40 Dax-Konzerne erzielten im er­ sten Quartal 2022 trotz Ukraine-Krieg noch rekordhohe Umsätze und Gewinne. Dem­ nach stieg der Umsatz der Indexriesen ohne Banken gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 14 Prozent auf den Rekordwert von 444,7 Milliarden Euro. Der operative Ge­ winn (EBIT) verbesserte sich um 21 Prozent auf insgesamt 52,4 Milliarden Euro, eben­ falls ein neuer Rekord. An der Spitze stand Volkswagen mit einem operativen Gewinn von 8,3 Milliarden Euro, gefolgt von der Deutschen Telekom und Mercedes-Benz (5,2 Mrd.). Bayer landete mit 4,2 Milliarden Euro auf Rang vier, gefolgt von BMW (3,4 Mrd.). Angekurbelt wurden die Geschäfte vor allem von der kräftigen Konjunkturerho­ lung in den USA (Umsatzanstieg um 20 Pro­ zent). China dagegen verlor als Umsatzmo­ tor deutlich an Tempo. Das Problem dieser Statistik: Sie bietet Anlegern einen Blick in den Rückspiegel. Doch an der Börse wird die Zukunft gehandelt. Prognose angehoben, Aktie fällt Der Halbleiter-Hersteller Infineon hat gute Quartalszahlen vorgelegt. Insbesondere der China-Wette ging nicht auf Die China-Lockdowns bremsen denWelthandel und sorgen für Sand im Getriebe der globalen Lieferketten. Dies bekommt die exportorientierte deutscheWirtschaft zu spüren, die vieleVorprodukte aus China bezieht. WOLFGANG REGNER Umsatz legte deutlicher als von Analysten erwartet zu. Zudem wurde die Jahrespro­ gnose angehoben: wegen einer starken Nachfrage und einem schwachen Euro. Infi­ neon geht in seiner neuen Prognose von einem Euro-Kurs von 1,10 Dollar aus, zuvor waren es 1,15 Dollar. Damit bleibt bei den in Dollar gestellten Rechnungen mehr in der Gewinn- und Verlustrechnung von Infineon hängen. Doch die Aktie fiel. Denn die Aus­ sicht auf eine Entspannung bei den Liefer­ ketten scheint derzeit weiter entfernt zu sein als noch vor ein paar Monaten. Zudem be­ fürchten Anleger, dass die Notenbank Fed in ihrem Kampf gegen die Inflation die Kon­ junktur abwürgt. Hohe Kursverluste bei US- Hedgefonds der Allianz Fondstocher Allianz DAX . Volatil seitwärts 14.000 13.500 13.000 14.500 15.500 16.000 16.500 15.000 12.500 2022 2021 50 . GELD-MAGAZIN – Juni 2022

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