GELD-Magazin, Juni 2022

Ansteckende Krankheit. Nach Tesla hat nun auch der S&P 500 Index, in dem zugleich zahl- reiche Technologiewerte enthalten sind, bei rund 3.800 Punkten das Niveau eines Bären- marktes (= minus 20 Prozent seit dem letzten Hoch) erreicht. Die Technologieschwäche hat den großen, marktbreiten Index angesteckt. Die Fundamentaldaten der US-Wirtschaft weisen al- lerdings in unterschiedliche Richtungen. Die US-Industrie hat ihre Produktion im April er- neut gesteigert. Die gesamte Herstellung lag 1,1 Prozent höher als im Vormonat. Die Kapazitäts- auslastung stieg um 0,8 Prozentpunkte auf 79,0 Prozent. Die Gesamtinflation ging von 8,5 Prozent auf 8,3 Prozent und die Kerninflation von 6,5 auf 6,2 Prozent zurück. Diese Werte waren erneut höher, als die Investoren erwartet hat- ten. Die Dienstleistungsinflation zog stark an, da sich die Nachfrage aus dem Gütersektor verlagert, und der US-Notenbank Sorgen bereitet. Bis Jahresende könnten die US-Noten- bankzinsen bei über drei Prozent liegen: bis vor wenigen Monaten undenkbar! Und doch: Die US-Wirtschaft hatte zu Jahresbeginn überraschend einen Durchhänger und schrumpfte im ersten Quartal um aufs Jahr hochgerechnet 1,4 Prozent. Eine „sanfte Landung“ (= trotz höherer Zinsen keine Rezession) ist ein heikles Unterfangen, das der Fed in den vergangen 60 Jahren lediglich ein einziges Mal vollständig gelungen ist. (wr) Fallendes Wachstum. Im April wurde ein Rückgang der Industrieproduktion, der Anlage­ investitionen, der Einzelhandelsumsätze und der Immobilienaktivitäten gemeldet. Die Ein- zelhandelsumsätze sind auf ein Niveau eingebrochen, das vor fünf Jahren zu beobachten war. Die Industrieproduktion fiel im April überraschend um 2,9 Prozent. Auch die Konsum- ausgaben brachen stark ein – und zwar um 11,1 Prozent. Die Arbeitslosenquote blieb mit 6,1 Prozent nur knapp unter dem historischen Höchstwert. Die Zahlen deuten darauf hin, dass der Abschwung in diesem Jahr stärker als erwartet ausfällt. Morgan Stanley Research hat da- rauf hingewiesen, dass sich die Anzahl der Städte, in denen das Wirtschaftsleben vollständig oder teilweise zum Erliegen kam, seit Ende April unverändert zwischen 40 und 45 bewegt. In der Summe erwirtschaften diese Metropolen 25 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Be- mühungen, die Verschuldung einzudämmen, könnten die Blase im Immobiliensektor, der für 25 Prozent des chinesischen BIP verantwortlich ist, zum Platzen gebracht haben. Im April hal- bierten sich die Immobilientransaktionen. Chinas Interbankensatz ist um 0,50 Prozent gesunken. Die Senkung des Leitzinses für fünfjährige Hy- potheken-Kredite könnte dem Immobilienmarkt etwas Auftrieb verleihen. Dennoch: Das Ziel eines BIP-Wachstums von 5,5 Prozent rückt in weite Ferne. (wr) AKTIEN . Börsen international USA . S&P 500 und Tesla im Bärenmarkt CHINA . Covid-Politik wird zum Bumerang Im Bärenmarkt-Territorium Der wichtigste US-Aktienindex fiel auf 3.800 Punkte. Die Unterstützung bei 4.000 Punk- ten hat also nicht gehalten und wird nun zum Widerstand. Vorerst dürften die Bä- ren auch die Oberhand behalten, Anleger sollten die Situation ohne Position beob­ achten. Leichte Erholung Der Hauptindex für die chinesischen Fest- landsbörsen (A-Aktien) konnte sich Ende April stabilisieren und sich bis auf 3.300 Punkte erholen. Danach ging es jedoch nur seitwärts. Ein Turnaround ist nach dem Bruch der Unterstützung bei 3.400 Punkten jedoch nicht in Sicht. S&P 500 SHANGHAI A INDEX Credit: m.photo/stock.adobe.com Indexpunkte in USD 3.000 2.500 2.000 3.500 4.500 5.000 4.000 2020 2019 2021 ´22 2020 2019 2021 ´22 2.400 3.400 3.600 3.800 3.000 3.200 2.600 2.800 4.000 Indexpunkte in CNY 46 . GELD-MAGAZIN – Juni 2020

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=