GELD-Magazin, Juni 2022
EINSCHALTUNG – FOTO: beigestellt/Karl Hameder Erneuerbare Energie als Zukunftsinvestition für Unternehmen Klimaschutz und größtmögliche Energieautarkie sind kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Das Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 bringt es auf den Punkt: Angesichts weltweit immer rasanter zunehmender Wetterextreme und den daraus resultierenden wirt- schaftlichen Schäden ist der Ausstieg aus fossiler En- ergie alternativlos und so rasch wie möglich umzu- setzen, um die Folgen des Klimawandels möglichst einzudämmen. Die aktuellen geopolitischen Span- nungen und die sich daraus ergebenden Probleme – Stichwort Öl- und Gasembargo – verleihen dem The- ma „Erneuerbare Energien“ zusätzliche Brisanz. Ka- rin Steppan, Sonderbeauftragte Nachhaltigkeit & CSR der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich- Wien, spricht im Interview darüber, wie Unterneh- men zur Klimawende beitragen und davon selbst mittelfristig profitieren können. Warum sollten Unternehmen gerade jetzt in Er- neuerbare Energien investieren? Aktuelle Umfragen zeigen, dass eine der größten Sorgen in der heimischen Wirtschaft zurzeit die Si- cherheit der Energieversorgung ist. Teuerungs- schritte und Lieferengpässe aufgrund der Russland- Ukraine-Krise sind für Unternehmen ein unmittel- bares Bedrohungsszenario geworden und haben das Thema noch stärker in den Fokus gerückt. Mittelfri- stig können sich Betriebe nur durch den größtmög- lichen Einsatz von Erneuerbarer Energie von diesem realwirtschaftlichen Risiko freispielen. Wie unterstützt die RLB NÖ-Wien Unternehmen, die in Alternativenergie investieren möchten? Wir beraten Unternehmen bei der Finanzierung und punkto Förderung von Investitionen in Erneuerbare Energien. Denn letztlich geht es immer darum, dass ein Wechsel des Energieträgers das unternehm- erische Risiko reduziert und im Idealfall auch kos- tenneutral oder sogar mit einer Einsparung umsetz- bar ist. In der Beratung greifen wir auf umfassendes und langjähriges Know-how zurück und können als Partnerin der Europäischen Investitionsbank (EIB) attraktive Kreditmittel für klimaschonende Investiti- onen bereitstellen. Wir begleiten Erneuerbare Ener- giegemeinschaften und zählen Windkraftanlagen- Betreiber, Bioenergieerzeuger, Wasserkraftwerke und viele Unternehmer zu unseren Kunden, die etwa mit einer Photovoltaik-Anlage auf ihrem Be- triebsgebäude oder auf Freiflächen in die Eigenver- sorgung gehen. Investitionen in eine energieautarke Betriebsstätte haben manchmal eine etwas längere Amortisationszeit, die jedoch über Zuschüsse des Bundes oder des entsprechenden Bundeslandes ab- gemildert wird. Aktuell bietet die Abwicklungsstelle für Ökostrom AG (OeMAG) erstmals auch Zuschüs- se für Investitionskosten an. Hier heißt es für die Un- ternehmen, schnell die Chance zu nützen, da die Förderaktion für Photovoltaik nach dem Erstein- reicher-Prinzip abgewickelt wird. www.raiffeisenbank.at Karin Steppan, Sonderbeauftragte Nachhaltigkeit & CSR der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien Juni 2022 – GELD-MAGAZIN . 19 EXPERTSTALK . Karin Steppan, Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien AG Umstieg auf Erneuerbare Energien – was können Betriebe jetzt konkret tun? Stellen Sie eine „Energiebilanz“ auf. Verschaffen Sie sich einen Überblick, wieviel Sie pro Jahr und besonders in kritischen (Produktions-)Spitzen- zeiten von welchem Energieträger verbrauchen. Erwägen Sie einen Wechsel des Energieanbieters. Achtung: Bei Stromtari- fen ist man nur dann völlig frei vom Spitzenausgleich durch Atom- oder Fossilstrom, wenn der Tarif ein „Umweltzeichen 46“ trägt. Für viele industrielle Produktionsabläufe ist fossiles Gas nicht oder nur unzureichend durch andere Energieträger oder Biogas substituierbar. Hier ist es für kleinere Unternehmen in ländlichen Regionen und mit geringerem Energiebedarf leichter, über Nahwärme oder Biogasanlagen effektiv umzurüsten. Prüfen Sie, ob Sie sich einer Erneuerbaren Energiegemeinschaft anschlie- ßen können, um etwa Stromspitzen innerhalb einer kommunalen oder genossenschaftlichen Gemeinschaft auszugleichen und eigene Überpro- duktion lokal weiterzugeben. Für alle Unternehmen lohnt sich jedenfalls eine Analyse, ob Prozesswärme rückgeleitet und so mit geringerem Energiebedarf in den Prozesskreislauf eingebracht werden kann. Auch Maßnahmen der thermischen Sanierung können mittelfristig den Energiebedarf senken. Suchen Sie frühzeitig das Gespräch mit Ihrer Bank, um sich über geeig- nete Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten beraten zu lassen.
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