GELD-Magazin, Juni 2022

Credits: beigestellt/Archiv; flickr.com/photos/fotoblasete/antonioxalonso; lovelyday12/stock.adobe.com BANKING . Kurzmeldungen Zentralbanken Gratwanderung Teures Leben. Nach Jahren beständig unter dem Zielwert liegender Inflationsraten zieht die Teuerung seit 2021 deutlich an. Getrieben wird diese Entwicklung von mehreren Fakto­ ren. Zu nennen sind etwa die kräftige Kon­ junkturerholung nach dem pandemiebeding­ ten Abschwung; Störungen in den globalen Wertschöpfungsketten; die zyklische Entwick­ lung bei Rohstoff- und Energiepreisen; Eng­ pässe am Arbeitsmarkt. Und natürlich heizt der Ukraine-Krieg zusätzlich die Teuerung kräftig an. Der weitere Preis-Trend hängt laut OeNB unter anderem davon ab, wie sich Er­ wartungen und Löhne in Reaktion auf den Anstieg der Gesamtinflation entwickeln. Weltweit stehen die Zentralbanken jedenfalls vor der Notwendigkeit, ihren Kurs zu ver­ schärfen. Abzuwägen sind hierbei auf der ei­ nen Seite das Risiko, dass die geldpolitischen Zügel verspätet angezogen werden und die Inflation sich verfestigt. Und auf der anderen Seite steht die Sorge, den Aufschwung nach der Covid-19-Krise vor dem Hintergrund der Folgen des Krieges in der Ukraine und der Sanktionen des Westens gegen Russland ab­ zuwürgen. Wir sehen also: eine spannende Gratwanderung. Zentraler Schalthebel. PowerSolution ist neuer Partner des „Austrian Green Investment Pioneers Programms“ (AGIPP). Gemeinsam mit der Volksbank und dem Österreichischen Genossenschaftsverband forciert das Wiener Unternehmen Photovoltaik-Anlagen, E-Speicher, Ladestationen und Ener­ giegenossenschaften. AGIPP wurde vom Klimaschutzmini­ sterium ins Leben gerufen, um privates Kapital für nachhal­ tige Projekte zu realisieren. „Der Finanzbereich ist ein zen­ traler Schalthebel für den Klimaschutz“, so Gerald Fleisch­ mann, Sprecher des Volksbanken-Verbundes und Generaldi­ rektor der Volksbank Wien AG. Gerald Fleischmann, General­ direktor der Volksbank Wien AG Energiewende: Neue Kooperation DIE ZAHL DES MONATS 6 Milliarden Verlustgeschäft. Auf Sparbüchern schmilzt das Vermögen schon seit Jahr­ zehnten dahin. Jedoch ist der Realzins, also die Rendite am Sparbuch abzüglich der Inflationsrate, so negativ wie schon lange nicht mehr: Im März 2022 lag der Realzins bei minus 6,7 Prozent. „Das Niedrigzinsumfeld gepaart mit der hohen Inflation ist Gift für die Österreicher, die noch immer Milliarden auf ihren Spar­ büchern bunkern“, so eine Auswertung der Agenda Austria. Bleibt das so, verlie­ ren die Bürger dieses Landes auf ihren Sparkonten 6,2 Milliarden Euro im Jahr. Auf den Giro-Konten beläuft sich das Minus auf 13,6 Milliarden Euro per anno. „Spätestens jetzt sollte man sich hierzulande endlich bewusst werden, dass das Sparbuch Verlust bedeutet. Langfristig ist es sinnvoll, sein Vermögen am Kapital­ markt anzulegen“, so Agenda-Austria-Ökonomin Heike Lehner. Credits: beigestellt CO 2 -Fußabdruck. Trotz zahlreicher Schritte und Bekenntnisse in Richtung Klimaziele sind Unterneh­ men für Investoren in Sachen ESG-Kriterien auf in­ ternationaler Ebene immer noch nicht eindeutig ver­ gleichbar. Um Titel, die in „grüne“ Fonds aufgenom­ men werden, in Hinblick auf ihren CO 2 -Fußabdruck besser einstufen zu können, werden umfassendere und differenziertere Regeln diskutiert. Mit einheitli­ chen Standards sollen „Wettbewerbsverzerrungen zwischen Ländern und Unternehmen vermieden werden“, so Alexander Eberan, Leiter Private Ban­ king Wien, Steiermärkische Sparkasse. Wie soll das am besten gelingen? Ein verbindlicher Scope 3-Stan­ dard wäre für die Treibhausreduktion dringend nö­ tig, da Unternehmen in diesem Bereich den größten Beitrag ihres CO 2 -Fußabdrucks verursachen. Zur Er­ klärung: In Scope 3 werden all jene Emissionen zu­ sammengefasst, die entlang der Wertschöpfungsket­ te einer Firma anfallen, wie gekaufte Waren, Ge­ schäftsreisen oder der Pendelverkehr. Allerdings hat sich bisher in diesem Punkt noch kein einheitlicher Standard etabliert. Das führe dazu, dass der Trans­ parenzgrad über die Treibhausemissionen europä­ ischer Firmen erst bei rund 50 Prozent liege, in den USA sogar noch deutlich darunter, analysiert Ebe­ ran. „Ohne einheitliches Vorgehen dürfte es künftig schwierig werden, Unternehmen in ESG-Rankings grenzüberschreitend mit den gleichen Maßstäben zu bewerten“, lautet das Fazit der Experten der Steier­ märkischen Sparkasse. „Unternehmen sind für Investoren in Sachen ESG- Kriterien auf internationaler Ebene immer noch nicht eindeutig vergleichbar.“ Alexander Eberan, Leiter Private Banking Wien, Steiermärkische Sparkasse Nachhaltigkeit: Welche Regeln gelten? 18 . GELD-MAGAZIN – Juni 2022

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