GELD-Magazin, Mai 2022
Als Folge des Ukraine-Kriegs konnte der DAX die wichtige Unterstützung bei 15.000 Punkten nicht mehr halten und wurde bis auf 12.600 Punkte durchgerei- cht. Im Anschluss daran stieg er jedoch um über 2.000 (!) Punkte auf einen Stand von 14.850 Punkten. Dennoch wurde ein mittelfristiges Verkaufssignal generiert. Angesichts der extrem hohen Volatilitäten sollten Investoren daher die Situation weiter ohne Engagement beo- bachten. AKTIEN . Deutschland V olkswirte müssen konstatieren, dass voraussichtlich im ersten Quartal 2022 das deutsche Brutto- inlandsprodukt gesunken ist. Da auch im Schlussquartal 2021 das BIP gefallen war, befindet sich Deutschland definitionsgemäß bereits in einer Rezession, einem Wachstums rückgang in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen. Auch dürfte der inflationäre Druck, der durch den Preisanstieg bei Ener- gie und Rohstoffen entsteht, nicht schnell abebben. In Bezug auf die Endverbraucher- preise gibt es eine Wirkungsverzögerung von circa drei Monaten. Privathaushalte werden weiterhin kräftige Preissteigerungen bei Endprodukten sehen. Im März sind die Preise für Kraftstoffe in Deutschland zudem weit stärker gestiegen als in früheren Krisen der vergangenen 50 Jahre. In den beiden Öl- preiskrisen 1973/1974 und 1979/1980 so- wie in der Finanzmarktkrise 2008/2009 wa- ren die Preissteigerungen für die Verbraucher kleiner ausgefallen. Starke Nerven bei BASF North Stream 2 ist ein Desaster. Das be- kommt nun auch der Chemiekonzern BASF zu spüren. Der Chemieriese musste eine Mil- liardenabschreibung wegen der gestoppten Gaspipeline vermelden. Das drückt auf den Gesamtprofit. So erzielte BASF im ersten Quartal 2022 einen Nachsteuergewinn von nur noch 1,2 Milliarden Euro. Damit lag man deutlich unter dem Vorjahreswert (1,7 Mrd. Euro) und unter dem Analystenkonsens (ebenfalls 1,7 Mrd. Euro). Der Hintergrund: Die BASF-Tochter Wintershall war jahrzehn- telang in der Exploration und Produktion von Öl und Gas in Russland aktiv. Immerhin: Die Abschreibung ist ein einmaliger Sonder- effekt, den BASF durchaus wegstecken kann. Der Konzernumsatz stieg im ersten Quartal um 19 Prozent auf 23,1 Milliarden Euro. BASF profitierte hier von höheren Preisen für seine Chemieprodukte, aber auch von Währungseffekten. Das operative Ergebnis EBIT, in dem die Sonderabschreibung nicht enthalten ist, schoss gar um 21 Prozent auf 2,82 Milliarden Euro nach oben. Sollte es aber zu einem Gaslieferstopp mit Russland kommen, droht ein Gewinneinbruch. Unternehmen pessimistisch Vier von fünf deutschen Unternehmen (80 Prozent) erwarten Belastungen durch den Ukraine-Krieg. Auch der nächste ifo-Ge- schäftsklimaindex dürfte ein weiteres absa- ckendes Unternehmervertrauen zeigen. Die Gewinnprognosen der Unternehmen müs- sen nach unten korrigiert werden, da viele Firmen nicht mehr in der Lage sind, die stei- genden Kosten an die Verbraucher weiterzu- geben, die zudem mit sinkenden Reallöhnen konfrontiert sind. Dazu kommen extreme An stiege bei den Erzeugerpreisen. Gegenüber dem Vorjahresmonat erhöhten sie sich im März um 22,6 Prozent. Das ist der höchste Anstieg seit Beginn der Berechnung im Jahr 1962. Diese Großhandelspreise werden übli- cherweise mit etwas zeitlicher Verzögerung an die Endverbraucher weitergegeben. Ein weiterer Inflationsschub ist also schon im Anmarsch. Höhenflug bei K+S Der Düngemittel- und Salzhersteller K+S rechnet mit höheren Preisen und hebt seine Ergebnisprognose für dieses Jahr kräftig an. Für 2022 erwartet der Vorstand nun einen operativen Gewinn (EBITDA) von 2,3 bis 2,6 Milliarden Euro statt von 1,6 bis 1,9 Milliar- den. Das ist deutlich mehr als Analysten bis- Die Rezession ist da! ImMärz zeigte es sich, dass Ökonomen mit pessimistisch gefärbten Prognosen richtig gelegen hatten. Die Hoffnungen konzentrieren sich auf die Schlussquartale, in denen Deutschland den Rückstand aufholen soll. WOLFGANG REGNER her mit 2,16 Milliarden Euro prognostizie- ren. Sein Ergebnis würde K+S damit weit mehr als verdoppeln: Im vergangenen Jahr hatte der Konzern noch 969 Millionen Euro eingefahren. Auch der bereinigte freie Cash- flow soll nun deutlich höher ausfallen als bislang angenommen. K+S setzt in diesem Jahr nun auf nochmals höhere Preise bei sei- nen Kunden aus der Landwirtschaft. Diese könnten steigende Kosten, vor allem für En- ergie, Logistik und Material, wettmachen. Comeback für Teamviewer? Bei der Aktie des Softwareunternehmens Teamviewer könnte es Chancen für eine Er- holung geben. Während Goldman Sachs das DAX . Magere Erholung 14.000 13.500 13.000 14.500 15.500 16.000 16.500 15.000 12.500 2022 2021 48 . GELD-MAGAZIN – Mai 2022
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