GELD-Magazin, Mai 2022

Giftiger Cocktail. Massiv gestiegene Energie- preise infolge des Ukraine-Kriegs haben die In- flation im Euroraum auf ein Rekordhoch getrie- ben. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich im März um durchschnittlich 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das zeigt auch ein Blick auf die Erzeugerpreise. Die Energiepreise sind in Deutschland so stark gestiegen wie noch nie seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949: Um durchschnittlich 30,9 Prozent im Vergleich zum März 2021 kletterten die Erzeugerpreise ge- werblicher Produkte nach oben. Experten rech- nen damit, dass der Handel einen größeren Teil der gestiegenen Kosten an die Endverbraucher weitergeben dürfte. Momentan ist die Inflati- onsrate mit 7,3 Prozent bereits so hoch wie seit 1981 nicht mehr. Nahrungsmittel verteu- erten sich binnen Jahresfrist um 6,2 Prozent. Dank des Aufschwungs im Dienstleistungssek- tor hat sich die Unternehmensstimmung im Euroraum im April überraschend verbessert. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global (ehemals IHS Markit) stieg zum Vormonat um 0,9 Punkte auf 55,8 Punkte. Es ist der höchste Wert seit September 2021. Allerdings verschärft der Stau von Frachtschiffen wegen des Corona-Lockdowns in Shanghai die globalen Liefer- ketten enorm und wird für anhaltend höhere Preise sorgen. Auch der Einkaufsmanagerindex zeigt eine Erholung bei Dienstleistungen, während die Industrie schwächelt. (wr) Rubel deutlich erholt. Die USA haben Russland verboten, Zahlungen auf ihre Hartwäh- rungsanleihen mit Reserven zu leisten, die unter das Einfrieren von Vermögenswerten in den USA fallen. Als Russland die am 4. April fällige Zahlung für eine US-Dollar-Anleihe einleitete, indem es zum ersten Mal russische Rubel auf das entsprechende Depotkonto einzahlte, er- klärte Standard & Poor‘s einen selektiven Zahlungsausfall (Selective Default). Russland ver- fügt über eine 30-tägige Gnadenfrist, so dass die Möglichkeit besteht, dass es vor dem 25. Mai für zahlungsunfähig erklärt wird, wenn eine US-Lizenz für Russland zur Zahlung an be- stehende Anleihegläubiger ausläuft. Der Selective Default betrifft vorerst nur zwei Dollaran- leihen. So kam es zu einer dramatischen Erholung des Rubel. Das ermöglichte der russischen Notenbank, den Schlüsselzins um drei Prozent- punkte auf 17 Prozent zu senken. Die Zentral- bank stellte zudem weitere Zinssenkungen in Aussicht. Der Erfolg: Der russische Rubel steht wieder dort, wo er vor dem Überfall russischer Truppen auf die Ukraine notierte. Verglichen mit dem Tief ist die russische Währung um fast 80 Prozent gestiegen, und das in kürzester Zeit. So machen Spekulanten ihre Kohle! Die Noten- bank räumt allerdings ein, dass die Inflation weiter steigen dürfte. Im Februar hatte die Rate bei 9,2 Prozent gelegen. Nun könnten es bis zu 20 Prozent werden. (wr) EUROPA . Rekord-Inflation Stabilisierung Nachdem der Aktienindex Europas als Fol- ge des Kriegsausbruchs in der Ukraine ab- gestürzt war, konnte er sich zuletzt stabili- sieren. Die Unterstützung bei 3.500 Punkten hat vorerst gehalten. Anleger sollten weiter den Markt beobachten. Rubel deutlich erholt Der russische Aktienindex wird seit dem 21.3.2022 von der Wiener Börse nicht mehr berechnet. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs hat der Index 90 Prozent verloren. Beson- ders die Rohstoffwerte sind von dem Kurs- kollaps betroffen. Anleger sollten sich mit Direktinvestments in Moskau zurückhalten. EURO STOXX 50 RTX (RUSSIAN TRADED INDEX) RUSSLAND . Die Kohle der Spekulanten 2020 2019 2021 Indexpunkte in EUR 2.200 3.400 3.200 3.000 2.800 2.600 2.400 3.600 3.800 4.000 4.200 4.400 2020 2019 2021 Indexpunkte in RBL 800 1.000 1.600 1.400 1.200 1.800 2.000 600 Mai 2022 – GELD-MAGAZIN . 45

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