GELD-Magazin, Mai 2022

D ass ein Viertel bis zu einem Drittel der Aktienerträge auf Dividenden zurückzuführen sind, ist weitge- hend bekannt, genauso wie die berühmte „Dogs of the Dow“-Dividendenstrategie von Michael B. O’Higgins, bei der immer zu Be- ginn eines Jahres in die zehn Dow-Jones Werte mit der höchsten Dividendenrendite zu investiert wird. Die Titel werden jeweils ein Jahr lang gehalten und zu Jahresbeginn wird das Portfolio angepasst. O’Higgins kam im Beobachtungszeitraum von 1973 bis 1999 auf das Ergebnis, dass die Dogs-of-the- Dow eine Outperformance gegenüber dem Dow Jones erreichten. Doch bereits von 1995 bis 2021 sah es anders aus: Ohne Divi- denden lag die Performance nur bei 4,1 Pro- zent p.a., mit Dividenden bei 7,6 Prozent p.a.. Im Vergleich dazu hätte ein direktes In- vestment in den Dow Jones 7,8 Prozent p.a. gebracht. Etwas mehr Sicherheit mit Dividendenkontinuität Wichtiger als die Dividendenrendite sind konstant steigende Ausschüttungen, die aus eigner Kraft, sprich Gewinnen oder Cash Flow, finanziert werden können. Hingegen die reine Höhe der Rendite ist nur eine sta- tische Momentaufnahme und sagt nichts über die Ertragsdynamik aus. Oft ist die Rendite auf Basis der letzten Ausschüttung noch hoch, während der Aktienkurs funda- mental bedingt den Rückwärtsgang ein- legte, was in Abschwungphasen häufig der Fall ist. Deshalb investieren vorsichtige An- leger vorwiegend in defensivere Dividen- dentitel mit Ertragskontinuität. Dass der Di- videndenwachstumsansatz durchaus funkti- onieren kann, zeigt die Performance des MSCI World Dividend Masters Index, wobei auch die auf zehn Jahre im Gesamtmarkt- vergleich betrachtete um einen Prozent- punkt niedrigere Volatilität von 12,3 Pro­ zent beachtenswert ist. In den USA gibt es die derzeit 64 Dividen- den-Aristokraten des S&P 500 Index, die in der Lage waren, mindestens die vergange- nen 25 Jahre in Folge ihre Dividendenaus- schüttungen zu steigern, was entsprechend solide Erträge erfordert. Auf zehn Jahre (per 29. April) lag deren Ertragsschwankungsri- siko minimal unter jenem des S&P 500 aber mit 13,7 Prozent p.a. an Performance lagen die Dividenden-Aristokraten faktisch gleich- auf mit dem S&P 500. In den vergangenen fünf Jahren perfomte allerdings der S&P 500 um 0,88 Prozentpunkte besser. Die Dividenden-Aristokraten weisen mit 22,7 Prozent Basiskonsumgüter, 18,7 Prozent Industriewaren und 12,8 Prozent Grund- stoffe einen defensiveren Branchenmix auf – der wachstumsstarke IT-Bereich ist nur zu 3,2 Prozent vertreten. Daraus resultiert die- se Entwicklung, denn bis vor wenigen Mo- naten war vor allem der „Growth-Faktor“ die treibende Kraft am Aktienmarkt und die Dividenden-Aristokraten haben eine gewisse Value-Bias. Doch der jüngste Zinsanstieg im US-Dollar erhöhte auch den Gewinn-Dis- kontsatz bei Firmenbewertungen, was den Barwert zukünftiger Gewinne von Growth- Stocks nun stärker beeinträchtigt. Hinzu- kommt noch mit der starken Inflation eine allgemeine Gefahr einer gewinnbeschnei- denden Preis-Kosten-Schere. MÄRKTE & FONDS . Dividendenfonds Defensiv und ertragreich ist „in“ Um mit Dividendentiteln den Gesamtmarkt zu schlagen, ist eine ausgeklügelte Aktienselektion erforderlich. Dividendenhöhe und Kontinuität sind zu wenig. Doch eine Style-Shift hin zu Value könnte die richtigen Dividendenstrategien beflügeln. MICHAEL KORDOVSKY Credits: beigestellt; Jasim /stock.adobe.com 30 . GELD-MAGAZIN – Mai 2022 „Unserer Ansicht nach kann die Dividendenpolitik eines Unterneh­ mens ein Schlüs­ selindikator für das Gewinnwachstum sein, das wiederum ein Schlüsselindikator für die Aktienkurs­ entwicklung ist.“ Fred Sykes, Fondsmanager, Fidelity Funds European Dividend Fund ISIN AKTIE ERWARTETE DIV-RENDITE FÜR 2022 DE0006062144 Covestro 9,14% DE0007100000 Mercedes-Benz 7,72% DE0005190003 BMW 7,39% DE000BASF111 BASF 6,50% DE0007664039 VW Vz. 4,96% DE0008404005 Allianz 4,93% Quelle: www.boerse-online.de; per 13. April 2022 TOP-SECHS DAX-DIVIDENDENTITEL

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