GELD-Magazin, Mai 2022

Starke fossile Abhängigkeit Nur 123 Tage kommen wir statistisch gesehen in Ös- terreich mit Energie aus natürlichen Ressourcen wie Wasser, Sonne, Wind und Wald sowie Erdwärme aus. Ab 4. Mai 2022 sind wir hochgerechnet für den Rest des Jahres abhängig von Öl, Kohle und Erdgas. mit dem JKM – Japan-Korea-Marker). Zu- sätzlich dazu ist natürlich der Transport mittels LNG-Tanker und die Regasifizierung vor der Einspeisung in das europäische Gas- netz zu bedenken und zu bepreisen. Schwierig für Österreich Hinzu kommt laut E-Control folgender As- pekt: „LNG-Lieferungen nach Österreich sind kurzfristig leider nicht möglich, da es die Infrastruktur innerhalb Europas für große Liefermengen nach Österreich in der Form derzeit nur bedingt gibt. LNG in flüs- siger Form wird vermutlich kaum wirklich nach Österreich gelangen.“ Die LNG-Men- gen in Europa kommen nämlich an den großen Regasifizierungs-Terminals in Euro- pa an (wie etwa in den Niederlanden oder auch in Italien), werden dann regasifiziert und in das Gasnetz eingespeist. Österrei- chische Versorger können das Gas dann an den jeweiligen Hubs kaufen, sofern es zum Handel genutzt wird, und nach Österreich transportieren, wozu aber auch erst die ent- sprechenden Leitungskapazitäten vorhan- den sein müssten. „Teilweise sind sie das schon, aber teilweise - wie zum Beispiel aus Italien - ist der physikalische Fluss aktuell nur bedingt möglich“, so die E-Control. Das bringt Österreich natürlich in eine unkom- fortable Situation, noch dazu, weil rund 80 Prozent der Gaslieferungen in Österreich aus Russland stammen. Anstatt auf LNG zu setzen, fordert Greenpeace in Verbund mit Wissenschaftern eine Milliarde Euro staatli- cher Unterstützung für „schnell-installier- bare erneuerbare Technologien“. So sollen zum Beispiel die Photovoltaik, diverse Spei- cherlösungen, die thermische Sanierung, Wärmepumpen oder auch die Solarthermie gestärkt werden. Erneuerbare forcieren Duregger kommentiert: „Es führt natürlich kein Weg an den Erneuerbaren Energien und einem effizienteren Umgang mit Ener- gie vorbei. Nicht nur, um unabhängig von undemokratischen Ländern, wie Russland, zu werden, sondern auch, um die Klima- ziele zu erreichen. Investitionen in Sonnen-, Wind- und Wasserkraft sind gefragt, aber auch ein Sofortprogramm, um unsere Häu- ser und Wohnungen besser zu dämmen. Al- lein in Österreich sind 40 Prozent des Ge- bäudebestands sanierfähig.“ Auch für Ange- la Köppl, Ökonomin im Bereich Klima und Energie am WIFO, ist es vor allem wichtig, das gesamte Bild zu sehen, wenn es um die Sicherstellung einer nachhaltigen Energie- versorgung geht: „Die Nachfrage muss ge- dämpft werden, was mit einem bewussteren Umgang mit Energie einhergeht. Gleich- Quelle: Österreichische Energieagentur 2021 Europa: Länder mit den meisten LNG-Häfen Im Dezember 2021 waren in Europa 37 LNG-Terminals (Flüssiggas) in Betrieb. Zusätz- lich sind 27 LNG-Häfen in Planung, Irland möchte als Vorreiter vier in Betrieb nehmen. Deutschland will zumindest zwei Anlagen bauen, für Österreich ist das nicht in Sicht. Quelle: Statista Dezember Jänner Februar November März Oktober April September Ab 4. Mai August Juli Juni 33,6 % in Betrieb geplant Spanien Frankreich Italien Türkei Vereinigtes Königreich Schweden Finnland Norwegen 2 2 2 1 1 3 4 3 3 4 4 6 Mai 2022 – GELD-MAGAZIN . 13 „Europa darf nicht den Fehler machen, sich von der Gas- Abhängigkeit in die LNG-Abhängigkeit zu begeben.“ Jasmin Duregger, Energie- Expertin Greenpeace

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