GELD-Magazin, Mai 2022

Credit: beigestellt 10 . GELD-MAGAZIN – Mai 2022 Russland. Er stellt klar, dass „höhere Militär- budgets und die Modernisierung nationaler Armeen nicht notwendigerweise einen Bei- trag zu einer EU-Verteidigungsunion leisten. Von so einem Bündnis sind wir noch sehr weit entfernt. Es fehlt an Koordination, ge- meinsamen Truppen, Gerät, Aufgaben usw.“ Der Experte geht deshalb davon aus, dass die europäische Verteidigung in absehbarer Zeit weiterhin in Händen der NATO und nicht der EU liegen wird. Obwohl man sich auch darauf nicht zu 100 Prozent verlassen sollte. Mangott: „Die transatlantische Part- nerschaft wurde durch den Ukraine-Krieg nicht nur repariert sondern gestärkt. Die Ko- härenz der NATO hat sich in den vergange- nen Wochen verfestigt. Sollte sich bei den Präsidentschaftswahlen 2024 allerdings Trump durchsetzen, oder ein Kandidat, der ähnlich agiert, könnte sich die Situation aber wieder ändern.“ Trump hatte während seiner Amtsperiode scharf gegen die NATO geschossen, Berichten zufolge fasste er so- gar einen Austritt der USA aus dem Bündnis ins Auge. „Die EU täte also gut daran, den Ausbau ihrer eigenen militärischen Fähig- keiten ernstzunehmen.“ China deckt Russland Mangott fügt mit Blick nach Asien hinzu: „Russland ist durch die Sanktionen des We- stens noch stärker von China abhängig ge- worden, wobei das Reich der Mitte signali- siert, Russland nicht in allen Bereichen den Rücken decken zu wollen. Denn China will selbst nicht Gefahr laufen, unter US- Sanktionen zu fallen.“ Der Experte geht jedenfalls davon aus, dass sich eine mas- sivere Blockbildung zwischen Moskau und Peking vollziehen wird, das wohl un- ter Einbeziehung des Iran. Ebenfalls sei wahrscheinlich, dass Indien seine engen Verbindungen zu Russland aufrechter- halten wird. Kein Ende der Geschichte Mangott sieht auf geopolitischer Ebene einen „Ordnungsgegensatz“ zwischen (mehr oder weniger) liberalen Demokra- tien und Autokratien unterschiedlicher Ausprägung, fügt aber hinzu: „Dieser Konflikt wird allerdings ideologisch über- höht dargestellt. Vielmehr sehen wir klas- sische Rivalitäten zwischen Großmäch- ten, wie wir das aus der Vergangenheit kennen. Es geht hier um Ressourcen, mili- tärische Einflusszonen, Status und Macht. Das sind realpolitische Aspekte, Ideologie hat hier wenig zu suchen.“ Das „Ende der Geschichte“ des Politologen Francis Fukuyama sieht Mangott jeden- falls nicht. Fukuyama war nach dem Mauerfall und dem Ende des „realexistie- renden Sozialismus“ von einem Siegeszug der Demokratie ausgegangen; eine Dikta- tur nach der anderen müsste schrittweise fallen, so die graue Theorie. „Dass sich das Modell der liberalen Demokratie praktisch automatisch weltweit durch- setzt, hat sich nicht verwirklicht.“ Anteil am globalen BIP: Die Top-Fünf Die USA sind noch immer die wichtigste Volkswirtschaft der Welt, China ist aber mittlerweile dicht auf den Fersen und könnte bereits 2028 die Spitzenposition einnehmen. Deutschland nimmt sich als größte europäische Ökonomie hingegen sehr bescheiden aus. BRENNPUNKT . Geopolitik Europa rüstet auf Wirtschaftlich gesehen ist die EU noch immer ein Riese, ihre ökonomische Macht ist aber zugunsten Asiens im Schwinden. Militärisch gesehen wur- den in Europa die Zügel schon lange locker gehalten, eine Verteidigungs- union scheint in weiter Ferne. Wie schnell der Ukraine-Krieg als Kataly- sator dienen könnte, bleibt ungewiss. Klar ist, dass die Rüstungsbudgets steigen sollen, alleine Deutschland will dafür zusätzliche 100 Milliar- den Euro in die Hand nehmen. Zwei Billionen Dollar Das passt ins Bild eines immer schnel- leren Rüstungswettlaufs: Über zwei Billionen Dollar sind 2021 weltweit in Militärbudgets geflossen. Ein neuer Rekordwert – Tendenz weiter steigend. „In Russland ist imperiales Denken erwacht, weitere militärische Konflikte könnten folgen.“ Thomas Eder, Experte am Institut für Internationale Politik Quelle: Statista China 18,7 % USA 15,9 % Deutschland 3,5 % Japan 3,9 % Indien 7,0 %

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