GELD-Magazin, April 2022
8 . GELD-MAGAIN – April 2022 D ie Coronakrise begleitet uns be- reits seit zwei Jahren und noch im- mer gibt es deswegen Störungen in den Lieferketten. China riegelt immer wieder Regionen ab, vor zahlreichen Verla- dehäfen stauen sich wieder die Fracht- schiffe. Die Containerfrachtraten liegen noch immer fast dreimal so hoch wie im Jänner 2021 und fast sieben Mal so hoch wie vor der Coronakrise. Hinzu kommt eine stark gestiegene Nachfrage nach Rohstoffen wie Kupfer, Magnesium, Lithium, Nickel oder auch Seltene Erden, die für die Ener- giewende zur Bekämpfung der Klimakrise benötigt werden. Deren Preise steigen kräf- tig und nachhaltig an. EZB-Direktorin Isabel Schnabel meinte dazu, dass Europa über- haupt in ein „neues Zeitalter der Energie- preisinflation“ eintrete und nennt es ‚grüne Inflation‘. „Für einen Großteil des jüngsten Anstieges der Inflation im Euroraum sei je- doch die ‚Fossilflation‘ verantwortlich, der Preis für die Abhängigkeit von fossilen Ener- gieträgern“, so Schnabel. Russland als Brandbeschleuniger Am 24. Februar brach Russland bekannter- maßen einen Krieg vom Zaun und mar- schierte in die Ukraine ein, woraufhin die USA und Europa zahlreiche Sanktionen ge- gen den Aggressor verhängten. Russische Vermögen wurden eingefroren, die Devisen- reserven der russischen Zentralbank blo- ckiert und zahlreiche große russische Ban- ken vom internationalen Zahlungsverkehr abgeschnitten. Vor einer Boykottierung der Öl- und Gaslieferungen aus Russland herrscht jedoch das große Zittern. Die USA verhängten zwar kurzerhand ein Embargo gegenüber allen Öl- und Gasimporten aus Russland, doch die europäischen Länder konnten sich bislang zu diesem Schritt nicht durchringen. Denn der russische Anteil am europäischen Energiemix ist viel zu hoch, als kurzerhand auf ihn verzichten zu können – Österreich bezieht z.B. 80 Prozent des Erd- gases aus Russland. Und die Erdgasspeicher sind hierzulande nur mehr zu rund 15 Pro- zent gefüllt. Energiepreise schnellen in die Höhe Diese Angebotssorgen betreffen nicht nur die Alpenrepublik, Russland steht für 12 Prozent der globalen Rohölproduktion und für rund 17 Prozent der Erdgasförderung. Deshalb schnellte der Rohölpreis mit Aus- bruch des Ukrainekrieges auf knapp 140 Dollar je Barrel und damit auf den höchsten Stand seit 2008. An der Tankstelle kostete Benzin zwischenzeitlich deutlich über zwei Euro je Liter – zugrunde liegt ein Ölpreisan- stieg von gut 40 Prozent seit Jahresbeginn. Auch Erdgas wurde mit einem Anstieg von 73 Prozent seit Jahresbeginn schmerzlich teurer. Die Internationale Energieagentur (IEA) korrigierte in ihrem Bericht Mitte März zwar die Prognose für die globale Öl- nachfrage 2022 um 1,3 Millionen Barrel pro Tag nach unten, gleichzeitig erwartet sie aber, dass die russische Ölproduktion um drei Millionen Barrel pro Tag sinken könnte, da sich mehr Käufer aufgrund der Sankti- onen von Russland abwenden. Zusätzliche Lieferungen, z.B. aus dem Iran, würden je- doch Monate dauern. Der deutsche Finanz- minister Christian Lindner sagte dazu bei Bild TV: „Verzichten wir auf Gas, Öl und Kohlelieferungen aus Russland, bedeutet das, dass die Preise aufgrund der erwart- baren Knappheit in Westeuropa und in der Welt dramatisch steigen werden.“ Laut einer Analyse von J.P.Morgan könnte das Ölpreise BRENNPUNKT . Inflation und Geldpolitik Umverteilung zum Staat Der Einmarsch Russlands in die Ukraine kam auch zur Unzeit. Stark gestiegene Preise für fossile Energieträger und Engpässe in Lieferketten aggravieren die Pandemiefolgen. Das dämpft die Wirtschaft und die Inflation galoppiert davon. MARIO FRANZIN Credits: beigestellt; K.-U. Häßler/stock.adobe.com; WEF; Thorsten Jansen/ECB „Die Inflation wird im Jahr 2023 deutlicher zurückgehen und 2024 wieder das Zwei-Prozent-Ziel erreichen.“ Christine Lagarde, Präsidentin der EZB „Wenn wir die Inflation weiter unterschätzen, dann werden wir reagieren. Alle Optionen liegen auf dem Tisch.“ Luis de Guindos, Vize-Chef der EZB „Die Notenbanken werden die Inflation kaum in den Griff bekommen. Es droht ihnen ein Offenbarungseid.“ Bert Flossbach, Mitgründer der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch
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