GELD-Magazin, April 2022

Ukraine: Was macht China? Neutrale Position. Im Westen hat sich als Reaktion auf den Ukraine-Krieg eine Einheitsfront gebildet, die Russ- land wirtschaftlich isolieren will. Chi- na gehört dieser Front nicht an, weil man erst in jüngster Zeit die strate- gischen Bande mit Russland festigte, großes Interesse an dessen Rohstoffen und militärischer Ausrüstung hat und insgesamt Gefallen an der Regierungs- form in Moskau findet. Seit der Invasi- on in der Ukraine wird die Gefahr nun öfter angeführt, China könnte den Durchmarsch mit Russland wagen – sich also nicht nur Russland als Abneh- mer für all die Rohstoffe andienen, die der Westen nicht mehr will, sondern darüber hinaus Amerikas Dominanz auch über die Abkehr vom Dollar als Handelswährung zu unterminieren. Eine Analyse von DWS hält dieses Sze- nario aber für unplausibel, oder zu- mindest extrem verfrüht: „China dürf- te alles daransetzen, nach außen hin eine neutrale Position zu vertreten. Für eine Eskalation mit dem Westen ist es ohnehin kein guter Zeitpunkt. Chi- na strotzt derzeit nicht vor Energie.“ Siehe ungelöste Covid-Problematik, relativ schwaches Wachstum etc. Teure Energie: Zweischneidig Armutsfalle. Die Energiepreise sind bereits im Vor- jahr deutlich gestiegen, diese Tendenz verstärkt sich gerade. Ein Ende der Teuerung bleibt ungewiss. Die positive Seite: Das sollte 2022 zu einem scharfen Rückgang der CO2-Emissionen führen. „Wer das Kli- ma retten will, muss Erdölprodukte, Gas und Kohle stark verteuern, denn nichts ist so wirksam wie hohe Preise. Was wir gerade bei den Energiepreisen erle- ben, ist daher genau was wir brauchen, wenn wir das Pariser 1,5-Grad-Ziel erreichen wollen“, so Wermuth Asset Management. Jetzt hat der Ukraine-Krieg zu vehementen Steigerungen bei den Energiepreisen ge- führt. Es klingt sarkastisch, ist aber wahr: Der Effekt auf das Klima ist ähnlich positiv wie ein politisch ge- wollter deutlicher Anstieg der Preise für Emissions- rechte. Die verteuerten Energieausgaben drücken al- lerdings die Einkommen von immer mehr einkom- mensschwachen Haushalten unter die Armuts- schwelle. Ohne finanzielle Ausgleichsmaßnahmen wird es nicht gehen. Wie die aussehen sollen, wird für lange (und populistische) Diskussionen sorgen. Warnung: Lebensmittelkrise möglich Der lange Arm des Krieges. Manche Investment-Ex- perten fürchten nicht nur für die Kapitalmärkte schwerwiegende wirtschaftliche Schäden durch den Krieg in der Ukraine. Die Kombination aus hohen Weizenpreisen und Nitratdünger-Krise könnte bereits im heurigen Herbst zu einer Nahrungsmittelkrise führen, so der Kapitalmarktspezialist und Vorstand von SALytic Invest, Wolfgang Sawazki: „Die Ukraine fällt als viertgrößter Weizenexporteur eventuell aus, und die aktuelle europäische Düngemittel-Problema- tik führt aufgrund geringerer Gas-bedingter Produk- tion zu schlechten Ernten.“ Das Szenario eines lange anhaltenden Krieges plus westlichem Gas-Embargo gegen Russland würde weiters hohe Wertberich- tungen, enorme Kriegsschäden in der Ukraine und erhebliche Wohlstandsverluste auch für viele europä- ische Länder bedeuten. Vor allem Afrika träfe es aber am Härtesten, da es dort zu einer dramatischen Nah- rungsmittelkrise kommen könnte. Wolfgang Sawazki, Vorstand von SALytic Invest Fußball: Kein Top-Investment Eigentor ? Bieten die Anleihen von Fußballvereinen eine gute Gelegenheit, zu punkten? Mark Benbow, Portfoliomanager bei Aegon, kann das nicht bejahen: „Aus der Sicht des Cashflows sind Fußballvereine nicht die Art von Unternehmen, die den Anlegern ohne weiteres Dividenden bieten werden. Auch die Absicherung gegen Kursverluste lässt bei vielen An- leihen von Fußballvereinen sehr zu wünschen übrig.“ Zum Beispiel beim jüngsten Bonds von Inter Mailand hatten die Anleger keinen Anspruch auf das Stadion, sondern nur auf das Trainingsgelände. Benbow: „An- statt mit Fußballmannschaften auf die Jagd nach Ruhm zu gehen, ziehen wir es vor, in traditionelleren Bereichen des Marktes nach Meisterschaftsmöglich- keiten zu suchen.“ April 2022 – GELD-MAGAZIN . 7

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