GELD-Magazin, April 2022
Z uletzt mehrten sich Empfehlungen für Aktien, die in Verbindung mit dem Rüstungssektor stehen. Wie etwa BAE Systems, Lockheed, Northrop, Le- onardo Group, Thales oder Raytheon, um nur einige zu nennen. Die Logik dahinter ist ebenso klar wie kühl: Der erschreckende Ukraine-Krieg wird die weltweiten Militär- ausgaben noch zusätzlich anheizen; vor allem Europa hat hier enormen Nachholbe- darf. Waffenproduzenten könnten sich fol- gerichtig die Hände reiben ... GlobalesWettrüsten Der Krieg in der Ukraine hat die gesamte NATO tatsächlich am falschen Fuß erwi- scht. Jetzt wird kräftig aufgerüstet, Deutschland hat als größte europäische Volkswirtschaft bereits deutliche Zeichen gesetzt: Ein Sondervermögen von 100 Milli- arden Euro soll in die Bundeswehr inve- stiert werden. Marcus Weyerer, Investment- Stratege bei Franklin Templeton, kommen- tiert: „Die Bedeutung des jüngsten politi- schen Kurswechsels hinsichtlich einer Auf- rüstung in Deutschland kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Angesichts der Tatsache, dass sich die westlichen Länder auf einen langfristigen Weg anhaltend hö- herer Verteidigungsausgaben begeben, kann man sich kaum ein Szenario vorstel- len, in dem die Waffenhersteller nicht da- von profitieren würden.“ Dabei haben die Rüstungsbudgets bereits in der jüngeren Vergangenheit kräftig angezogen, siehe Grafik unten. Rund zwei Billionen Dollar haben die globalen Militärausgaben er- reicht, Tendenz angesichts der gegenwär- tigen Situation mit Sicherheit noch steiler steigend. So wollen alleine die USA heuer knapp 800 Milliarden Dollar in ihre Streit- kräfte stecken. Da kann die Volksrepublik China natürlich nicht zurückstecken: Für den Militäretat ist eine Steigerung von 7,1 Prozent vorgesehen. Wobei die Sorge zu- nimmt, dass sich Peking die „abtrünnige Provinz“ Taiwan notfalls auch militärisch einverleiben will. Wo bleibt die Moral? Wobei sich die Frage stellt: Ist es angesichts der prekären Situation überhaupt moralisch zulässig, in Rüstungsaktien zu investieren? Das muss jeder Anleger für sich selbst ent- MÄRKTE & FONDS . Rüstungssektor „Böse Investments“ Der Ukraine-Krieg hat jetzt auch die Rüstungsindustrie in den Fokus mancher Anleger gerückt. Ein unmoralisches Angebot. Aber, Vorsicht: „Böse Aktien“ müssen nicht unbedingt für gute Rendite sorgen. HARALD KOLERUS Credits: beigestellt; CarlosNavasPhoto/stock.adobe.com Globale Militärbudgets steigen kräftig Auch während der Corona-Pandemie sind die weltweiten Rüstungsausgaben weiter in die Höhe geklettert. Jetzt wirkt der Ukraine-Krieg als Katalysator für ein verschärftes Wettrüsten rund um den Globus. Auch Europa zieht mit. Quelle: Statista Militärausgaben in Milliarden US-Dollar 500 1.000 1.500 2.000 2005 1.443 2006 1.490 2007 1.549 2008 1.639 2009 1.754 2010 1.790 2011 1.793 2012 1.779 2013 1.748 2014 1.740 2015 1.754 2016 1.790 2017 1.796 2018 1.842 2019 1.909 2020 1.960 0 Rüstung ist wieder en vogue – aber auch wirklich ein Investment wert? 32 . GELD-MAGAZIN – April 2022
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