GELD-Magazin, April 2022

banken im Mittelpunkt.“ Für Helmut Sieg- ler, Investmentvorstand der Schoellerbank, ergibt sich derzeit folgendes Dilemma: „Der hohen Inflation müsste mit Zinsanhe- bungen begegnet werden, was aufgrund der aktuell fragilen Situation jedoch nicht ohne weiteres möglich ist. Mit Ausbruch der Co- rona-Pandemie gelangte zusätzlich die Ab- hängigkeit des Westens von globalen Liefer- ketten in den Fokus, da plötzlich Compu- terchips, Medikamente oder etwa benötigte Schutzausrüstung knapp wurden. Die Ab- hängigkeit führte zu einem Umdenken und immer mehr Länder scheinen den Weg der De-Globalisierung zu beschreiten. Höhere Kosten und weniger Liquidität für Konsum könnten die Folge sein. Mit der Ukraine-Kri- se werden sich die Spielregeln des internati- onalen Warenverkehrs weiter tiefgreifend verändern.“ Investmentmöglichkeiten Wie sollen sich Anleger angesichts all dieser Faktoren verhalten? Das GELD-Magazin fragte die Privatbanker ihre Strategie an- hand von von „Investmentampeln“ (siehe Textkästen) ab. Dabei steht „grün“ für „die besten Chancen, übergewichten“; „gelb“ für „Vorsicht, abwarten, neutral gewichten“ und „rot“ für „Stop, untergewichten bzw. nicht kaufen“. Wobei Klapsch und Eberan von der Steiermärkischen Sparkasse in einem gemeinsamen Statement anmerken: „Man sollte mit Investmentampeln sehr vor- sichtig umgehen. Weniger erfahrene Inve- storen könnten dadurch zu völlig falschen Handlungen verleitet werden. Für Anleger, die konkrete Investitionspläne für ihre liqui- den Mittel in näherer Zukunft haben, steht die Ampel in allen Anlageklassen auf ,rot‘. Anleger, die schon länger eine Überschussli- quidität in der Hoffnung steigender Zinsen vor sich her tragen und langfristig investie- ren können, haben eine grüne Ampel vor sich. Langfristig ausgerichtete Investoren, die mit Schwankungen umgehen können, kommen um einen Aktienanteil nicht he- rum. Für diese ist die Ampel dunkelgrün. Wie hoch der Aktienanteil dann schlussend- lich sein soll, wird vor allem durch deren Bereitschaft, Schwankungsrisiken zu akzep- tieren, bestimmt.“ Es ist also ruhig Blut an- gesag: detailierte Beratung statt Panikreak- tionen sind entscheidend. Die konkrete Un- ternehmensbewertung wird wieder in den Vordergrund rücken und nebulöse Hoff- nungen werden mehr oder weniger schnell wieder „ausgepreist“. Tendenziell muss man bereit und in der Lage sein, ein gewisses Maß an Aktien in sein Portfolio aufzuneh- men, um zumindest das Minimalziel eines realen Kapitalerhalts erreichen zu können. Credits: beigestellt, Archiv, KlapschSieglinde (c) Kundigraber Helmut Siegler, Investmentvorstand der Schoellerbank HighYields Unternehmensanleihen schlechter Schuldner („High Yield“) weisen ein asymmetrisches Chancen-Risiko-Pro- fil auf. Auch der ertraglose Geldmarkt sollte weiterhin so weit wie möglich ge- mieden werden. Fremdwährungsanleihen Auf gute Bonität achten, Konzentration auf „große“Währungen. Inflationsgeschützte Bonds Solche Anleihen sind die beste Mög- lichkeit, um das Vermögen vor der Geldentwertung zu schützen. „Wir gehen davon aus, dass die geopo- litischen Probleme die Börsen eher nur kurzfristig beschäf- tigen werden.“ Manfred Huber, Vorsitzender des Vorstands, Euram Bank Langlaufende Anleihen Hier stehen die Ampeln auf rot, aber nicht prinzipiell für Anleihen ... Bonds, kurze Restlaufzeit Nach Jahren der Nullzinspolitik der Zentralbanken treten Anleihen ver- mehrt als Investitionsalternativen auf. Im Fokus: Bonds mit kurzer Restlaufzeit und variabel verzinste Titel. „Inflationsschützer“ Gemeint sind damit Aktien, wie zum Beispiel Nestlé oder Procter & Gamble. Doch Vorsicht: Nicht jede Aktie ist per se ein Inflationsschutz. „Die großzügige Geldpolitik scheint ein Ende gefunden zu haben, und die In- flationsbekämpfung steht für die Noten- banken im Mittel- punkt.“ „Längerfristig sollte sich die Situation wieder normalisieren und höhere Wachstumsraten möglich sein.“ Sieglinde Klapsch, Leiterin Private Banking Graz Steiermärkische Sparkasse 22 . GELD-MAGAZIN – April 2022 BANKING . Strategie der Privatbanken

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