GELD-Magazin, April 2022
Frankreich: ZweitgrößteWirtschaft der EU Das BIP Frankreichs betrug 2020 rund 2,6 Billionen Dollar (minus acht Prozent im Jahresver- gleich). Für 2021 werden ca. 2,9 Billionen prognostiziert; immerhin ein Plus von 6,3 Prozent. 2022 wird eine Steigerung um 3,9 Prozent erwartet. aber kaum einholbar, das Momentum Ma- crons sollte in einem so kurzen Zeitraum nicht abreißen. Das ist beruhigend, denn in der ohnedies schweren Krise können sich Frankreich und Europa die Scharfmacherin Le Pen nicht leisten, die immer wieder ge- gen die EU gewettert hat. Macron hingegen hat sich deutlich für Europa ausgesprochen und will dessen Einheit vorantreiben. Wirtschaft und Börse Aber wie sieht es nun mit der ökonomischen Situation direkt in Frankreich aus? Das Land ist immerhin die zweitgrößte Volks- wirtschaft der EU und hat sich während der Regentschaft Macrons weder überragend noch schlecht entwickelt. 2020 gab es na- türlich einen coronabedingten Einbruch, seit 2021 ist man aber wieder am Wachs- tumspfad. Was Investments betrifft, ist die „Grande Nation“ zumindest für heimische Anleger eher eine unbekannte Größe. Scha- de eigentlich. Franz Weis, Portfoliomanager für europäische Aktien bei Comgest, berich- tet, dass es auch in Frankreich interessante Aktien gibt: „Eine Position, die wir im Com- gest Growth Europe halten, ist Essilor Luxo- ttica. Das Unternehmen ist im Bereich Au- genoptik führend tätig und ein gutes Bei- spiel dafür, wie Qualität als Schutzschild ge- gen Herausforderungen im Umfeld, zum Beispiel Covid-19, wirken kann. Eine wei- tere Position ist der französische Luxusgü- terhersteller LVMH. Dieser konnte etwa im ersten Quartal 2021 seinen organischen Umsatz um 30 Prozent gegenüber dem Vor- jahr steigern.“ Wobei der Experte festhält, dass der Ort der Unternehmenszentrale für die Titelauswahl nicht wirklich wichtig ist; im Fonds landen international agierende Unternehmen, die eine führende Rolle in ih- rem Markt oder ihrer Marktnische einneh- men. Die finden sich auch in Frankreich, un- ter weiterhin solider politischer Führung. „Der einzige Weg, unsere Zukunft zu sichern, ist die Neubegründung eines souveränen, geeinten und demokratischen Europas.“ Emmanuel Macron „Im Gomgest Growth Europe halten wir aus Frankreich zum Beispiel Essilor Luxottica oder LVMH.“ Franz Weis, Portfoliomanager Comgest „Grande Nation“ Frankreich zählt rund 67,4 Millionen Einwohner und ist somit nach Deutsch- land das zweitbevölkerungsreichste Land der EU, weltweit belegt man Rang 21. Die Lebenserwartung liegt mit 82,3 Jahren etwas über dem europä- ischen Durchschnitt (EU-27 und eben- so Österreich halten bei 81,3 Jahren). Zentralismus dominiert Im Gegensatz zum Föderalismus in Österreich setzt man in Frankreich auf zentrale Verwaltung. Diese geht auf historische Wurzeln zurück, die schon vor der Revolution von 1789 vorhanden waren. Trotz Dezentra- lisierungstendenzen ist Frankreich immer noch einer der zentralistischs- ten demokratischen Rechtsstaaten. Revolutionäre Tradition In Frankreich geht man gerne auf die Straße, wer einmal in eine Gelbwe- sten-Demonstration geraten ist, weiß, dass das kein Kinderspiel ist. Das hohe Streikpotenzial hat unter anderem zu strengen Arbeitsgesetzen geführt. April 2022 – GELD-MAGAZIN . 13 Quelle: Statista * Prognose Bruttoinlandsprodukt in Milliarden US-Dollar 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022* 2024* 2026*
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