GELD-Magazin, März 2022
MATCH Automarkt: Leichte Bremsspuren „Grüne Wende“ birgt Risken. Der Weg schien vorgezeichnet: Die Automobil branche werde 2021 angesichts des Nachholbedarfs bei Konsumenten und Unternehmen einen kräftigen Aufschwung erleben, so lautete die einhellige Meinung von Experten. Tatsächlich stieg die Produktion letztlich nur um zwei Prozent auf 76 Millionen Fahrzeuge und blieb damit das dritte Jahr in Folge un- ter den Verkaufszahlen, sodass die Lagerbestände auf ein Minimum sanken. Der Mangel an Halbleitern in Verbindung mit den Lieferkettenstörungen machte sich schmerzlich bemerkbar. Diese Situation wird zwar vor allem auf die Pande- mie zurückgeführt, doch skeptische Beobachter verstehen sie auch als Mah- nung, dass sich die Automobilindustrie neu erfinden und einen ökologischen Wandel vollziehen muss. „Durch die zunehmende Bedeutung elektronischer Bauteile in der Wertschöpfung und den Umstieg auf Elektrofahrzeuge steigt das Risiko von Engpässen, und die Machtverhältnisse verschieben sich zulasten der Hersteller“, kommentiert Olivier de Berranger, CIO bei LFDE. Eines ist laut dem Experten sicher: „Die Automobilbranche bleibt ein hart umkämpfter Markt, und es ist keinesfalls klar, wer sich am Ende durchsetzen wird.“ Menschenrechte: Viel zu tun Ukraine gegen Russland. Rund 70.000 Verfahren waren Ende November 2021 am Europäischen Ge- richtshof für Menschenrechte (EGMR) anhängig. Laut statista.com entfallen davon rund 40 Prozent auf Russland und die Ukraine. Dabei handelt es sich auch um gegenseitige Vorwürfe in Zusammenhang mit dem anhaltenden bewaffneten Konflikt um das Donezkbecken beziehungsweise der Annexion der Krim durch Russland. Klagen von Staaten gegen an- dere Staaten scheinen indes nur einen kleinen Teil der Arbeit des Gerichts auszumachen. So waren im Juli 2021 nur elf zwischenstaatliche Verfahren an- hängig – in sieben Fällen war Russland der Kläger, vier Mal ging die Initiative von der Ukraine aus. Ein weiteres Land, das dem EGMR reichlich Arbeit be- schert, ist die Türkei. Über ein Fünftel aller anhän- gigen Verfahren (14.950) entfällt auf das Land – Ten- denz stark steigend. Dagegen sind die anderen bei- den Länder in den Top fünf, Rumänien und Italien, „fast schon kleine Fische“, wie es in der Statista-Ana- lyse von Mathias Brandt heißt. Es bleibt abzuwarten, inwiefern sich der Ukraine-Russland-Konflikt weiter- entwickelt und auch den EGMR in Atem hält. Entspannung erhofft. Welt- weit erhöhen viele Zentral- banken die Zinssätze, um die stark belastende Inflation ein zudämmen. Eine Überra- schung für den Markt könnte sein, dass die Inflation schneller zurückgeht als er- wartet. „Denn viele der Fak- toren, die zu einem starken Anstieg der Teuerung ge- führt haben, könnten in den kommenden Quartalen nachlassen, insbesondere wenn die Verbraucher von Waren auf Dienstleistungen umsteigen“, erläutert Stephen Jones, Multi Assets-Spezialist bei Aegon AM. Der Großteil der weltweiten Inflation ist nämlich auf den Druck bei langlebigen Gütern zurückzuführen, die wiederum Probleme bei den Lieferketten wider- spiegeln. Ergo: Wenn die Nachfrage nach solchen Gütern fällt, lösen sich auch diese Flaschenhälse schneller auf und die Inflation sollte sich in weiterer Folge abbremsen. Stephen Jones, Multi Assets- Experte, Aegon AM Inflation: Doch nicht so schlimm? MATCH DES MONATS Schlechte Nachrichten. Der „Demo- cracy Index“ wurde 2006 vom „Econo- mist“ ins Leben gerufen und bietet eine Momentaufnahme des Zustands der Demokratie in 165 Staaten. Dies um- fasst beinahe die gesamte Weltbevöl- kerung und die überwiegende Mehr- heit der Staaten der Welt. Diese vielbe- achtete Benchmark bringt in seiner neuesten Ausgabe keine „good news“: Für das Jahr 2021 werden lediglich 21 Länder als „vollständige Demokratien“ eingestuft, „unvollständige Demokra- tien“ gibt es 53, „Hybrid-Systeme“ 34, als autoritär werden 59 Staaten be- zeichnet. Auch Chile und sogar Spani- en mussten Einbußen hinnehmen und werden jetzt nur als „unvollständige Demokratien“ gelistet. Österreich wird hingegen als „vollständige Demokra- tie“ eingestuft und nimmt im Vergleich zur letzten Studie den 20sten Rang ein. Ganz unten auf der Liste findet sich Afghanistan. Die Spitzen-Plätze nehmen wiederum Norwegen, Neu- seeland und Finnland ein. VS DEMOKRATIE AUTOKRATIE März 2022 – GELD-MAGAZIN . 7
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