GELD-Magazin, März 2022

ELTIF: Enges Korsett bremst Entwicklung Seit der Einführung von ELTIFs in Europa ist die Entwicklung eher schleppend verlaufen. Das kann sich verbessern, wenn die EU das strenge Korsett bei den Mindestinvestments (von derzeit 10.000 Euro pro Anleger) etwas aufschnürt. So funktioniert ELTIF ELTIF steht für European Long Term Investment Fund (Europäischer langfri- stiger Investmentfonds). Er dient der Förderung langfristiger europäischer Veranlagungen in die Realwirtschaft und soll dafür besonders auch Finanzmittel von Privatpersonen aktivieren und die grüne Energiewen- de unterstützen. Strenge Regeln ELTIFs sind somit alternative Finanzve- hikel, die langfristig in Sachwerte, Infrastruktur oder mittelständische Unternehmen investieren. Diese Instrumente sind breit diversifiziert und zum Schutz von Privatanlegern erst ab einem Vermögen von 100.000 Euro zugänglich. Mindestinvestment: 10.000 Euro. Weil sich die Entwicklung von ELTIF bisher eher schleppend bewegte, will die EU die Einstiegssum- me reduzieren, vielleicht schon 2022. auf. Anvisiert werden zehn Milliarden Euro, wobei das natürlich nicht von heute auf morgen erfolgen wird.“ Dabei liegt der Fo- kus des Produkts eindeutig auf Privatanle- gern, aber auch Institutionelle Investoren können einsteigen. Dieser ELTIF investiert aktuell primär in Erneuerbare-Energien- Projekte wie zum Beispiel Photovoltaik und Windkraft (on- und offshore). Mit zuneh- mendem Fondswachstum sollen nachhal- tige Infrastruktur (etwa Stromnetze), Mobi- lität und Forstwirtschaft hinzukommen. Werner: „Es handelt sich um einen Sach- werte-Fonds, mit der Besonderheit, dass er täglich handelbar ist. Hintergrund: Es wer- den auch Tagesgeldanlagen im Rahmen des Liquid-Managements verfolgt. Somit unter- scheiden wir uns deutlich von geschlos- senen ELTIF-Produkten, in denen Anleger für 10 oder 20 Jahre gefangen sind.“ Beson- deren Wert legt „klimaVest“ auf planbare Erträge, deshalb wird bei den Investments auf Faktoren wie Einspeisvergütung und Stromabnahmeverträge geachtet. Eine Ren- dite von drei bis vier Prozent jährlich soll dabei unterm Strich herauskommen. Keine Atomkraft Apropos Projektauswahl: Bekanntlich hat die EU-Kommission Kernkraft als nachhal- tig deklariert. Werden AKWs somit für EL- TIF investierbar? Nicht bei „klimaVest“. Werner erklärt: „Die EU-Taxonomie stellt ei- nen Mindeststandard dar. Der klimaVest geht über diesen hinaus, mit dem Ziel einen positiven und messbaren Beitrag zum Kli- maschutz bzw. zur Abschwächung des Kli- mawandels zu leisten. Dabei wird im Rah- men einer Impact-Due Diligence über die gesamte Wertschöpfungskette auch darauf geachtet, dass die getätigten Investments die Umwelt nicht erheblich beeinträchtigen. Bei Kernenergie besteht weiterhin das Pro- blem mit der Entsorgung des radioaktiven Abfalls, der die Umwelt belastet, sodass Atomkraft auch mit Einstufung der EU- Kommission als nachhaltiges Investment keine Option für den klimaVest darstellt.“ Tobias Huzarski, Head of Impact Invest- ment, Commerz Real, fügt hinzu: „Außer- dem ist es keine ausgemachte Sache, dass die CO 2 -Bilanz von Atomenergie so gut aus- fällt, wie das gerne dargestellt wird. Etwa, wenn man den CO 2 -intensiven Bau der AKWs miteinrechnet. Bei uns steht bei jeder Veranlagung die CO 2 -Reduktion im Fokus, wir investieren nur in Anlagen, die maximal 100 Gramm CO 2 pro Kilowattstunde erzeu- gen. Das ist ein klares Kriterium, somit kom- men für uns auch keine Investments mit fos- silen Brennstoffen in Frage, weil sie unseren Grenzwert überschreiten.“ Fazit: ELTIF im Auge behalten, vielleicht kommen sie auch bald nach Österreich. Quelle: Überblick über registrierte ELTIFs der EMSA (Stand Sept. 2021) „Wir legen Wert auf stabile Investments und eine planbare Rendite.“ Timo Werner, Fondsmanager des klimaVest, Commerzreal Anzahl registrierter ELTIFs 2015 2016 2017 2018 2019 2020 YTD 2021 2 4 6 8 10 12 14 16 18 Einführung ELTIF-Regime Anzahl der Anbieter 0 März 2022 – GELD-MAGAZIN . 39

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