GELD-Magazin, März 2022

gekauft, während Carl Icahn Aktien der Southwest Gas Holdings erwarb. Allerdings ist das noch immer eine sehr einseitige auf Aktien fixierte Betrachtung. Ein zeitloserer breiterer Ansatz ergibt sich aus systema- tischen Studien der Asset-Allocation der „Superreichen“. International: Superreiche schwö- ren auf Alternative Investments Das KKR-Global Institute setzt sich mit dem Investmentverhalten der Ultra-High-Net- Worth-Individuals (UHNWI) mit einem in- vestierbaren Vermögen von mindestens 30 Millionen Dollar auseinander und beschei- nigt in der Publikation „INSIGHTS – Global Macro Trends“ vom Mai 2017 den UHNWIs eine starke Affinität zu Alternativen Veran- lagungen, insbesondere Private Equity. Während typische High-Net-Worth-Indivi- duals (HNWI) mit einem Vermögen von je 10 bis 30 Millionen Dollar „Alternatives“ im März 2017 mit nur 22 Prozent berücksichti- gten, lag dieser Anteil in den UHNWI-Port- folios bei 46 Prozent (davon mehr als die Hälfte Private Equity). Dafür betrug deren Aktienquote nur 29 Prozent. Offensichtlich kaufen Superreiche anstatt Aktien an der Börse private Unternehmens- beteiligungen (Private Equity) via PE-Fonds. Auffällig bei den Ultra-HNWI sind noch die mit zehn Prozent hohen Cashreserven, die offensichtlich für Zukäufe bei Sonderchan- cen dienen. HNWI hielten zum Untersu- chungszeitpunkt nur zwei Prozent Cash, da- für 33 Prozent Anleihen und 43 Prozent Ak- tien, was somit mehr wie ein „Standardkon- zept“ für Retailkunden aussieht. Besonders hohe Familienvermögen ab so ca. 250 Milli- onen Euro können von Family-Offices ver- waltet werden. KKR zeigte in INSIGHTS Global Macro Trends vom Februar 2021 wo- hin sich die Geldanlagen der Family-Offices von 2017 bis 2020 verlagerten. Während sich der Anteil an Hegefonds im Portfolio auf sechs Prozent halbierte, stiegen der Im- mobilienanteil von acht auf elf und der Pri- vate-Equity-Anteil von 24 auf 27 Prozent. Offensichtlich findet hier eine Renditeopti- mierung über längere Veranlagungszeiträu­ me statt. Anders ist die Situation im deutschspra- chigen Raum. „Vermögende Menschen sind unserer Erfahrung nach meist überdurch- schnittlich stark – im Ausmaß von mehr als 60 Prozent – in Immobilien veranlagt. Der überwiegende Teil des restlichen Vermö- gens in Höhe von ca. 30 Prozent ist liquide allokiert – zur Hälfte in Wertpapieren (Ak- tien, Anleihen etc.) und zur anderen Hälfte in Barreserven. Je höher die Vermögen, de- sto größer ist generell auch der Einzeltitel- anteil im Wertpapierbereich. Das sonstige Vermögen ist in alternativen Investments wie etwa Versicherungen, Private Equity, Gold, Schmuck, Uhren, Kunst oder Oldti- mern veranlagt“, skizziert Dieter Hengl, Vorstandsvorsitzender der Schoellerbank, die Situation aus Private-Banking-Sicht. Fa- zit: In der DACH-Region werden eindeutig Immobilien favorisiert. März 2022 – GELD-MAGAZIN . 35 „Wertpapierportfolios müssen stän- dig überwacht und an sich verän- dernde Bedingungen angepasst wer- den. Heute investieren und in zehn Jahren reich aufwachen, ist ein ris- kantes Spiel und entspricht nicht un- serem Verantwortungsbewusstsein.“ „Für Kunden mit ausgewogenem Rendite-/ Risikoverhältnis bieten wir gerne Portfolios mit mehreren Anla- geklassen und einem deutlichen An- teil alternativen Investments an.“ „Unsere Unabhängigkeit von Banken und Fondsgesellschaften lässt uns alle Freiheiten in Bezug auf Depot- bank- und Produktauswahl für unsere Kunden.“ „Diese meist sehr immobilienlastige Allokation birgt nicht nur ein hohes Klumpenrisiko, sondern sorgt auch für eine illiquide Ausgestaltung des Gesamtvermögens. Aus finanzplane- rischer Sicht gilt es eine zu einseitige Konzentration auf Immobilien daher zu vermeiden.“ „Für konservative Anleger liegt die Empfehlung in einer ausgeglichenen Portfoliostruktur mit einer Aktienquo- te von derzeit knapp 39 Prozent.“ „Mit unserem ausgewogenen Portfo- lio haben wir seit 1992 bis Ende 2021 einen durchschnittlichen jährlichen Wertzuwachs von knapp 5,4 Prozent erwirtschaftet.“ Wolfgang Lechner, Geschäftsführer der Privatconsult Dieter Hengl, Vorstandsvorsitzender der Schoellerbank Das sagen die Profis

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