GELD-Magazin, März 2022
Tourismus Direktbuchung legt zu Industrie: Aufwärtstrend trotz Lockdown Delle überwunden. Die Industriekonjunktur setzte zu Beginn des Jahres 2022 trotz der Ausbreitung der neuen Virusvariante Omikron in Österreich den Auf- wärtstrend fort. „Nach der durch den November-Lockdown verursachten Delle nahm die Erholung der heimischen Industrie im Jänner wieder kräftig Fahrt auf. Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex kletterte auf 61,5 Punkte und erreichte damit den höchsten Wert seit September“, erklärt UniCre- dit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Nach der Verlangsamung zu Winterbeginn sorgte neben dem Ende des Lockdowns auch die Verbesserung des internationalen Umfelds für den starken Start ins Jahr 2022. Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für die verarbeitende Industrie im Euroraum stieg auf 59 Punkte, angeheizt vor allem von der deutlichen Konjunkturverbesserung in Deutschland. Der entsprechende Index kletterte in Deutschland, dem wich- tigsten Handelspartnerland der österreichischen Industrie, auf 60,5 Punkte. UniCredit Bank Austria Einkaufs-Manager-Index Quelle: IHS Markit, UniCredit Research Credit: WIFO/Alexander Müller Pandemie-Folgen. „Dass der Spruch ‚Besser direkt‘ bei Hotelbuchungen keine leere Flos- kel ist, hat sich erneut während der Pandemie bewiesen“, resümiert Markus Gratzer, Gene- ralsekretär der Österreichischen Hotelierver- einigung, die Ergebnisse einer aktuellen Stu- die: 68,7 Prozent der Buchungen erfolgten im Krisenjahr 2021 über direkte Kanäle wie Web- site, E-Mail oder Telefon: ein Plus von sieben Prozent gegenüber 2019. Knapp sieben von zehn Nächtigungen werden also direkt im Ho- tel gebucht, jeder zweite Betrieb fühlt sich von Buchungsplattformen unter Druck gesetzt. Studienautor Roland Schegg kommentiert: „Gerade in heiklen Zeiten haben Gäste ei- nen höheren Informationsbedarf. Der direkte Ansprechpartner im Hotel ist da absolut ein Grund, sich für diesen Weg zu entscheiden.“ WIRTSCHAFT . Kurzmeldungen DIE ZAHL DES MONATS 95,7 Milliarden Forderung: Kampf gegen kalte Progression. Die Steuereinnahmen in Österrei- ch haben im Jahr 2021 die Pandemie überwunden. Mehr noch: Bis auf wenige Ausnahmen liegen sie nicht nur über dem Vorkrisenniveau von 2019, sondern sogar auf einem Allzeithoch. So die Ergebnisse einer Auswertung des wirt- schaftsliberalen Think-Tanks Agenda Austria. Demnach übertrafen die Gesamt- steuereinnahmen mit 95,7 Milliarden Euro deutlich den bisherigen Rekord von knapp 90,9 Milliarden Euro. An der Spitze liefern sich Umsatzsteuer und Lohn- steuer ein Kopf-an-Kopf-Rennen, insbesondere die Lohnsteuer verzeichnete da- bei mit 5,7 Prozent plus einen auffallend starken Anstieg. „Die Steuereinnahmen sind so hoch wie nie und Finanzminister Brunner ist trotzdem nicht bereit, die kalte Progression abzuschaffen“, hält Agenda Austria-Ökonom Marcell Göttert fest. „Dabei wäre es höchste Zeit die automatischen Steuererhöhungen zu been- den“, meint der Experte. Moderates Wachstum. Die österreichische Wirtschafts- politik stand in den letzten beiden Jahren natürlich voll und ganz im Zeichen der Co- vid-19-Krise. Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr kommen- tiert die Entwicklung: „Im in- ternationalen Vergleich liegt Österreich im Mittelfeld was die Pandemiebewältigung betrifft. Dies gilt sowohl mit Blick auf die Übersterb- lichkeit als auch auf die wirtschaftlichen Einbußen.“ Ab der zweiten Jahreshälfte 2022 wird die österrei- chische Wirtschaft auf einen moderaten Wachstums- kurs einschwenken. Nach 4,1 Prozent im Jahr 2021 wird das BIP 2022 um 5,2 Prozent und 2023 um 2,5 Prozent steigen. Trotz der derzeit erneut angespann- ten Infektionslage muss die wirtschaftspolitische Aufmerksamkeit laut dem Top-Ökonomen wieder verstärkt auf die langfristig wohlstandsrelevanten strukturellen Themen gerichtet werden. So wie zum Beispiel die Transformation des Energiesystems und Reformen der Arbeitsmarktinstitution. Gabriel Felbermayr, Direktor des Wifo Pandemie: Österreich imMittelfeld 16 . GELD-MAGAZIN – März 2022
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