GELD-Magazin, Februar 2022
Gar nicht dumm. Ethisches Investieren stellt mittlerweile ei- nen Mega-Trend dar, daran wird nicht gerüttelt. Komplizierter wird es allerdings, wenn man Fragen stellt wie: Was bedeutet Nachhaltigkeit überhaupt, wie vermeide ich Greenwashing, stimmt die Rendite usw.? Die komplexe Materie wird in dem neuen Buch von Alexandra Bolena möglichst einfach und an- schaulich dargestellt. Sie ist Unternehmensberaterin zum The- ma „alternative Geldanlage“ sowie nachhaltige und ökolo- gische Investments, als ausgewiesene Expertin veröffentlicht sie auch immer wieder Gastbeiträge im GELD-Magazin. Das Buch richtet sich nun bei weitem nicht nur an „dummies“ wie es im Titel heißt, sondern gibt auch Ratschläge für weiter „Fortgeschrittene“. Bolena hat Tipps für die Auswahl von nachhaltigen Aktien, Anleihen, ESG-konformen Fonds und ETFs parat; sie erklärt auch Green und Social Bonds, Invest- ments in nachhaltige Sachwerte, Mikrofinanz oder Crowdinve- sting. Es wird also ein breites Spektrum abgedeckt, dennoch kommt die Ausführlichkeit nicht zu kurz. So ist etwa dem Immobilienbereich ein eigenes Kapitel gewidmet: Vorgestellt werden zum Beispiel Immobilienfonds, die auch ökologische und soziale Kriterien berücksichtigen, oder Beteiligungen über geschlossene Fonds. Bolena: „Wer in Unternehmen investiert, kauft üblicherweise Aktien und nicht gleich eine ganze Firma. Und auch wer in nachhaltige Immobilien investieren möchte, hat andere Möglichkeiten, als ein ganzes Haus – oder eine Wohnung – zu erwerben. Sie können in Aktien oder Fonds in- vestieren, Anleihen kaufen oder die in Österreich beliebte Vor- sorgewohnung erwerben.“ Abgerundet wird das Buch mit Kri- terien zur Selbsteinschätzung, Motto: Welcher Investorentyp bin ich? Jedenfalls kein „dummie“. Nachhaltig investieren für dummies Alexandra Bolena. Verlag: Wiley-VCH. 317 Seiten. ISBN: 978-3-527-71823-8 BUCHTIPPS . Neuerscheinungen & Pflichtlektüre Credits: beigestellt In Gefahr. Das vorliegende Werk ist in seiner englischspra- chigen Originalausgabe bereits erstmals im Jahr 2018 erschie- nen. Mittlerweile schon längst ins Deutsche übersetzt, hat es nichts an seiner brennenden Aktualität verloren. „Wie Demo- kratien sterben“ der beiden Harvard-Professoren Steven Levi- tsky und Daniel Ziblatt kann heute bereits als moderner Klas- siker der Politikwissenschaft bezeichnet werden. Nicht zuletzt mit Blick auf die Stürmung des US-Kapitols im Jänner vor einem Jahr, lohnt es sich, das Buch aus dem Regal zu kramen. Die Experten stellen sich die Frage, wie fest die Demokratie ei- gentlich im Sattel sitzt, vor allem in den Vereinigten Staaten aber auch rund um den Globus. Die Antwort fällt nicht gerade rosig aus: „Heute gewinnt man zunehmend den Eindruck, dass die Demokratie sich weltweit auf dem Rückzug befindet“, heißt es. Genannt wird etwa die zweifelhafte Entwicklung in Venezuela, der Türkei, Ungarn oder Polen. Zitiert wird Larry Diamond, ein führender Demokratieforscher, der von einer Phase der „demokratischen Rezession“ spricht. Nicht ver- schwiegen werden soll, dass die Autoren auch Österreich, Deutschland, Frankreich und die Niederlande mit einiger Skepsis beobachten, die Wahlerfolge der extremen Rechten würden Befürchtungen in Bezug auf die Stabilität der westeu- ropäischen Demokratien aufkommen lassen. Ein weiteres Zi- tat: „Demokratien sterben mit einem Knall oder mit einem Wimmern (...) Doch das Dahinsiechen einer Demokratie, das Sterben mit einem Wimmern, ist alltäglicher – und gefähr- licher, weil die Bürger meist erst aufwachen, wenn es zu spät ist.“ Aber mit gezielter Gegenwehr lassen sich Demokratien auch „vom Sterbebett“ retten. Dazu benötigt es aufgeklärter Bürger, freier Medien und funktionierender Gewaltenteilung. Wie Demokratien sterben Leyitsky/Ziblatt. Verlag: Pantheon. 320 Seiten. ISBN: 978-3-570-55408-1 74 . GELD-MAGAZIN – Februar 2022
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