GELD-Magazin, Februar 2022
Längerfristige Szenarien am Immobilienmarkt Immer mehr werden Immobilien- besitzer als Melkkuh des Staates entdeckt. Das hat schon die Im- mo-EST von 30 Prozent gezeigt. Folgende Themen könnten des- halb langfristig relevant sein: Leerstandsabgaben für leerste- hende unvermietete Wohnungen. Vermögenssteuern: Diese werden schon lange diskutiert und würden voraussichtlich primär das reichs- te Prozent der Bevölkerung treffen. Ökoauflagen zum Klimaschutz: Vor allem bei älteren Gebäuden sind thermische Sanierungen ein Thema. Im Zusammenhang ener- gietechnischer Verbesserungen ist auch die Einführung der Mindest- dotierung einer Rücklage von 90 Cent pro Quadratmeter Nutzfläche aller Wohnungseigentumsobjekte ab Juli zu betrachten. mehr leisten kann. Jene Käufergruppen hin- gegen, die über die zukünftig geforderten Eigenmittel verfügen, werden attraktive Im- mobilien weiter erwerben, was wiederum einen Einfluss auf die Preise haben wird. Die Preissteigerungen werden voraussichtlich in den nächsten Jahren weiter da sein, aber moderater ausfallen.“ Wichtige geldpolitische Einfluss faktoren der weiteren Entwicklung Geldmengenexpansion und Niedrigzinsen beflügelten lange die Immobilienpreise. Doch beides steht in den kommenden Jah- ren auf dem Spiel, vor allem dann, wenn die Pandemie vorbei ist. Während sich die Fed vom Pandemie-Modus bereits mit einem Paukenschlag verabschiedet hat, zieht sich auch die EZB schrittweise zurück. Ende März enden die Pandemieaufkäufe. Und sollte die milder verlaufende aber anste- ckendere Omikron-Variante mittelfristig zur Herdenimmunität führen und somit das Ende der Pandemie herbeiführen, dann wäre die nächste Stufe nach einer Beendi- gung der Ankäufe von Vermögenswerten (APP) eine schrittweise Anhebung der nega- tiven Einlagezinsen Richtung Null. Erst dann sollten Anhebungen des Hauptrefinanzie- rungssatzes ein Thema sein. Doch bis dahin könnte noch einige Zeit vergehen. Zwar spricht die aktuelle Inflationsrate von mitt- lerweile fünf Prozent im Euroraum für ein schnelles Entgegensteuern, doch Angebot und Nachfrage sollten nach der Pandemie bald wieder im Gleichgewicht sein und dann ist sicherlich mit rückläufigen Inflationsra- ten zu rechnen. Hinzu kommt die Tatsache, dass von 2010 bis 2020 die Staatsschuldenquote im Euro- raum bereits von 85,8 auf 98 Prozent gestie- gen ist, verglichen mit 66 Prozent vor der Fi- nanzkrise. Im Jahr 2011, in dem von April bis Juli die EZB ihren wichtigsten Leitzins zwischenzeitlich von 1,0 auf 1,5 Prozent an- hob, lag allerdings die Inflationsrate des Eu- roraums nur bei 2,7 Prozent. Laut Meinung des Autors ist daher bis zum Jahr 2024 le- diglich eine marginale Anhebung von null auf maximal 0,375 Prozent zu erwarten, was eventuell in manchen Segmenten des Wohnungsmarktes leicht zweistellige Preis- korrekturen auslösen würde. Trotzdem noch Eigentum schaffen? Die Frage ist nur, von welchem Niveau diese Korrektur ausgeht, denn laut RE/MAX Real Estate Future Index, der Summe von ca. 600 Immo-Experten-Meinungen in ganz Öster- reich, werden 2022 im mittleren und nied- rigeren Preissegment der Wohnimmobilien Preissteigerungen von 7,4 bzw. 8,6 Prozent erwartet. Der Trend zu den eigenen vier Wänden und Corona-bedingte Nachholef- fekte spielen hier hinein. Noch kann zu rela- tiv guten Rahmenbedingungen Wohneigen- tum geschaffen werden. Dazu Draxl: „Auch wenn aktuell das Immo- bilienpreisniveau entsprechend hoch ist bzw. vom Preis her zugelegt hat, bietet sich für den Käufer und Kreditnehmer die Chance, eine günstige Finanzierung zu bekommen. Das derzeit noch sehr günstige Zinsniveau ermöglicht vielen Interessenten den Kauf von Immobilien mit leistbaren Kreditraten. Vor allem kann sich der Kreditnehmer über die Vereinbarung langfristiger Fixzinssätze eine hohe Planungssicherheit einkaufen.“ Infina hat Zugang zu Fixzinsbindungen bis zu höchstzulässigen Laufzeiten und dies zu relativ günstigen Konditionen. Februar 2022 – GELD-MAGAZIN . 67 Strengere Vorgaben der Regulatoren für die Vergabe von Immobilienkrediten könnten die Nachfrage nach Wohnungseigentum und damit auch dessen Preisentwicklung bremsen.
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