GELD-Magazin, Februar 2022

S chon im Mai 2020 hatte Börsenle- gende Warren Buffett auf der Hauptversammlung seiner Invest- mentgesellschaft Berkshire Hathaway ge- warnt: „Wir erleben eine substanzielle Infla- tion. Unsere Lieferanten erhöhen die Preise, wir erhöhen die Preise, und alles wird ein- fach akzeptiert.“ Gleichzeitig werden Ar- beitskräfte knapp, die Stundensätze steigen. In den USA lag die Teuerungsrate im De- zember bei 7,0 Prozent – der höchste Wert seit über 30 Jahren. Auch in Europa ziehen die Preise kräftig an. Hier lag die Rate im Dezembe bei 5,0 Prozent, in Deutschland sogar darüber. Für Anleger stellt sich nun die Frage, wie sie sich positionieren sollen, um die Kaufkraft zu erhalten. Investment- guru Buffett sieht – wenig überraschend – neben Immobilien vor allem Aktien als ge- eigneten Inflationsschutz an. Damit die Di- vidende die Geldentwertung dauerhaft aus- gleichen kann, sind für das Orakel von Omaha zwei Voraussetzungen nötig: Die Unternehmen sollten erstens in der Lage sein, ihre Preise entsprechend der Inflati- onsrate zu erhöhen, ohne dabei Geschäft zu verlieren. Der zweite zentrale Punkt sind die potenziellen Kapitalkosten. Das im infla- tionären Umfeld erzielbare zusätzliche Ge- schäft muss größer sein als der Anstieg der Investitionskosten. Daher ist die Strategie von sogenannten Dividendenfonds, also In- vestmentfonds mit expliziter Dividenden- Strategie, darauf ausgerichtet, auf Unter- nehmen mit Preismacht und guter Profitabi- lität sowie starken Cash Flows und hoher Substanz zu setzen. Langfristig überlegen Für Anleger sollte sich dies lohnen, wie auch eine Studie der Investmentgesellschaft Allianz Global Investors zeigt: Demnach werden die Dividendenausschüttungen 2022 in Europa einen Rekord aufstellen. AGI prognostiziert einen Anstieg der Divi- dendenausschüttungen in Europa um etwa 8,2 Prozent auf rund 410 Milliarden Euro. „Etwas anders als beim Konjunkturbild zeigte sich bei den Dividendenausschüt- tungen 2021 eine ausgeprägte V-förmige Entwicklung“, erläutert Jörg de Vries-Hip- pen, CIO Equity Europe bei AGI. Für Kern- europa (Eurozone) sieht der Experte nied- rige zweistellige Wachstumsraten bei den Dividendenausschüttungen (Zuwächse von zehn bis 13 Prozent) voraus. Noch klarer MÄRKTE & FONDS . Zinswende Der Inflation ein Schnippchen schlagen Für Anleger wird es schwieriger, ihr Vermögen zu erhalten. Die Inflation ist auf dem Vormarsch, immer mehr Banken verlangen Verwahrentgelte fürs Ersparte. Aktien mit hohen Dividendenrenditen schützen davor. WOLFGANG REGNER Anleger unterschätzen die Macht der Dividen- den. Dabei lassen sich rund 40 Prozent der langfristigen Performance der Aktienmärkte auf die Ausschüttungen der börsenotierten Unternehmen zurückführen. Credits: beigestellt/Archiv; Dilok/stock.adobe.com 30 . GELD-MAGAZIN – Februar 2022

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