GELD-Magazin, Februar 2022

E-Euro vs. Bitcoin „Krypto-Assets“ unterscheiden sich grundlegend von Zentralbankgeld: ihre Kurse schwanken häufig, sodass Krypto-Assets nur schwer als Zah­ lungsmittel oder Recheneinheit zu verwenden sind. Auch steht hinter ihnen keine vertrauenswürdige Insti­ tution. In einen digitalen Euro hinge­ gen könnten die Menschen dasselbe Vertrauen setzen wie in Euro-Bargeld. Denn hinter beiden stünde eine Zen­ tralbank“, so die einfache Erklärung der EZB. Der E-Euro kann mit Bitcoin bestenfalls die Blockchain-Techno­ logie gemeinsam haben, ansonsten bestehen gravierende Unterschiede. Der größte ist dabei, dass Bitcoin eine dezentralisierte Kryptowährung ist, die starken Wertschwankungen un­ terliegt und auch aufgrund der hohen Transaktionsaufwendungen gar nicht für die Zahlungsabwicklung geeig­ net ist. Hingegen sollte der E-Euro von der EZB zentral verwaltet werden und faktisch nichts anderes als die elektronische Version des Euro sein. Zentralbanken des Euroraums gemeinsam mit Teilnehmern aus Wissenschaft und pri- vatem Sektor eine praktische Erprobung in vier Teilbereichen durchgeführt, nämlich: Kontenbuch für den digitalen Euro; Daten- schutz und Bekämpfung von Geldwäsche; Limitierung der Menge des umlaufenden di- gitalen Euro; Offline-Zugang für Endnutzer und Förderung der Inklusion durch geeig- nete Geräte. Es gab keine nennenswerten technischen Hürden. Ein wesentlicher Vor- teil im Vergleich zum Bitcoin ist der niedrige Energieverbrauch für die Durchführung zehntausender Transaktionen. Laut Ein- schätzung von EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta käme der E-Euro frühestens im Jahr 2026. So könnte der E-Euro aussehen Wie muss man sich nun den E-Euro konkret vorstellen? Dazu der Bankenexperte und Unternehmensberater Alexander Picker ge- genüber dem GELD-Magazin: „Es sind noch viele Fragen offen. Grundsätzlich sollte die- se Version des Euro, also der digitale oder E-Euro, auf der Blockchain, also dezentral, laufen. Da die Zentralbank aber die Kontrol- le behalten will, ist der E-Euro eigentlich nichts anderes als Giralgeld, das Geld das z.B. auf Ihrem Bank-Konto liegt. Nur liegt es eben nicht auf einem Konto bei einer Bank, sondern in einer speziellen Brieftasche: dem Wallet. Wir werden sehen, ob die Zentral- bank diesen Wallet selbst bei sich behalten, d.h. „hosten“, will, oder ob sie das auch den Banken übertragen wird. Der Vorteil einer Überweisung von einem Wallet ist, dass es schneller und wahrschein- lich kostengünstiger – besonders für kleine Beträge – vonstattengeht. Sonst besteht kein Unterschied zu einer Kreditkarten- oder Banküberweisung. Bereits kleinere Beträge für elektronische Zahlungen attraktiv zu machen, fördert dabei – lt.Meinung des Au- tors (Kordovsky) – den Rückzug aus dem Bargeld. Vor allem die jüngere Generation wird dies gerne annehmen. Mögliche Szenarien Die Limitierung der Menge des umlau- fenden E-Euro könnte ein Punkt sein, der diesen zu einer begehrten Möglichkeit des Geldparkens machen könnte. Bargeld würde dadurch noch mehr an Bedeutung verlieren, ohne dass es abgeschafft werden müsste. Al- lerdings ist von einer möglichen Begrenzung der E-Euro-Bestände auf 3000 Euro pro Kunde die Rede. Weitere Punkte sind vor allem Fragen der Transaktionstechnologie. Dazu Picker: „Die veröffentlichten Papiere sehen keinen Unterschied zwischen dem E- Euro und dem Euro vor. Meiner Meinung nach besteht der wesentliche Vorteil in der Transaktionsgeschwindigkeit und den mög- licherweise geringeren Kosten.“ Bezüglich einer zunehmenden Verbannung der Kryptowährungen mit dem Vormarsch des elektronischen Notenbankgeldes gehen die Meinungen auseinander. China hat be- reits ein Machtwort gesprochen. In den USA äußerte bereits Ende Februar 2021 Finanz- ministerin Janet Yellen Bedenken bezüglich Bitcoin & Co: Sie glaube nicht, dass Bitcoin weiterhin als Transaktionsmechanismus ver- wendet werde. Sie befürchte den Einsatz für „illegale Finanzierungen“ und bemängelte auch die für das Minen erforderlichen Strommengen. Die EZB will aber in ihren Maßnahmen den Klimawandel berücksichti- gen, was in Europa langfristig für ein Bit- coin-Verbot sprechen würde. Aber es gibt auch andere Sichtweisen: „China hat die Kryptos verboten, weil sie eben dezentral sind und nicht zentral gesteuert werden können. Ich denke, dass Europa eine gute Argumentation brauchen würde, um Kryp- tos zu verbieten. Diese Argumentation sehe ich momentan nicht“, so Picker. „Da die Zentralbank die Kontrolle behalten will, ist der E-Euro eigentlich nichts anderes als Giralgeld, das Geld das z.B. auf Ihrem Bank-Konto liegt.“ Alexander Picker, Unternehmensberater Februar 2022 – GELD-MAGAZIN . 21

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=