GELD-Magazin, Februar 2022
So funktioniert die EZB Das Eurosystem setzt sich aus der EZB und den nationalen Zentralbanken des Euroraums zusammen. Im offiziellen Mission-Statement heißt es: „Unser vorrangiges Ziel besteht darin, Preis- stabilität zu gewährleisten, also den Wert des Euro zu wahren. Preisstabili- tät ist unabdingbar für das Wirtschafts- wachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen – zwei Ziele der Euro- päischen Union. Sie stellt den wich- tigsten Beitrag dar, den die Geldpoli- tik auf diesem Gebiet leisten kann.“ Zentrale Vorgaben Zu den Aufgaben des Eurosystems ge- hören die Festlegung und Umsetzung der Geldpolitik, die Durchführung von Devisengeschäften, das Halten und Verwalten der Währungsreserven des Euroraums, sowie die Förderung des reibungslosen Funktionierens von Zahlungssystemen. Im Rahmen des Einheitlichen Aufsichtsmechanismus (Single Supervisory Mechanism – SSM), der auch die nationalen zustän- digen Behörden umfasst, ist die EZB für die Aufsicht über Kreditinstitute verantwortlich, die im Euro-Währungs- gebiet ansässig sind (erfasst werden auch EU-Mitgliedstaaten, die nicht der Euro-Zone angehören). Die EZB trägt so zur Sicherheit und Solidität des Banken- und zur Stabilität des Finanz- systems auf Unionsebene und in den teilnehmenden Mitgliedstaaten bei. Neue Agenda Neu ist, dass die EZB auch dem Klima- wandel entgegenwirken will. Das um- fasst vor allem die Konzentration auf den Kauf von nachhaltigen Anleihen. 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 2040 2030 2020 2025 2035 Gigatonnen CO 2 ohne Kohle p.a. Gigatonnen CO 2 ohne Kohle, Öl und Gas p.a. (extrapoliert) onsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums sowie die „Green Finance Agen- da“ der Bundesregierung. „Naturgemäß ist der Beitrag einer Notenbank zur Finanzie- rung einer geordneten Klimawende be- grenzt. In erster Linie sind die Gesetzgeber gefordert, entsprechende fiskal- und ord nungspolitische Weichen zu stellen“, so die OeNB. Wobei der Klimaschutz auch die Fi- nanzwirtschaft vor Herausforderungen und gleichzeitig Chancen durch den enormen Investitionsbedarf stellt. Allein in Österreich müssen bis 2030 dreistellige Milliardenbe- träge aus öffentlichen und privaten Mitteln für die Energiewende mobilisiert werden. Noch ist der Markt für nachhaltige Finanz- produkte eine (gar nicht mehr so kleine) Ni- sche, er wächst aber dynamisch. Noch mehr Unterstützung gefordert Somit werden Investitionen in den Nachhal- tigkeitsbereich aus vielen Quellen gespeist, es sollte aber noch um einiges mehr sein. Matthias Kroll, Chefvolkswirt des WFC, hat sich eingehend mit dem Thema „grünes Wirtschaften“ beschäftigt. Er meint: „Es ist gut, dass sich auch die EZB in Richtung Nachhaltigkeit bewegt, aber sie unternimmt heute noch zu wenig. Sie sollte nicht nur be- reits bestehende Anleihen kaufen, sondern auch aktiv eingreifen, also der Wirtschaft Geld zur Verfügung stellen, damit die grüne Transformation gelingt. Dazu benötigt sie allerdings auch neue Werkzeuge.“ MutigeWege Ein Vorschlag des WFC ist in diesem Zusam- menhang die Einführung neuer Typen von grünen Anleihen und Bürgschaften zur Be- kämpfung des Klimawandels. Kroll erklärt: „Zentralbanken der Industriestaaten könn ten ohne in Schwierigkeiten zu geraten, ,vir- tuell ewige‘ Green Climate Bonds in der be- nötigten Höhe von mehreren hundert Milli- arden Dollar pro Jahr kaufen. Das wären Anleihen mit sehr langen Laufzeiten von sa- gen wir 30 bis 100 Jahren, die bei Fälligkeit durch neue Anleihen ersetzt werden. Damit würden aus rückzahlungspflichtigen Kredi ten faktisch rückzahlungsfreie Finanzhilfen. Wenn die Notenbanken fällige Vermögens- werte (aus früheren Kaufprogrammen) durch diese neuen Arten von grünen Bonds ersetzen, würden sie nicht einmal den Um- fang der Geldmenge beeinflussen. Der posi- tive Effekt wäre, dass durch die neuen An- leihen beträchtliche Summen an rückzah- lungsfreien Finanzmitteln an Entwicklungs- banken und andere ausgesuchte Finanzin- stitute fließen würden, um vor allem die Be- kämpfung des Klimawandels im globalen Süden zu forcieren.“ Globale CO 2 -Reduktion: Gezielte Maßnahmen der EZB könnten merkliche Fortschritte bringen Quelle: World Futurue Council Sollte die EZB 150 Milliarden Euro pro Jahr in „grüne Anleihen“ investieren, kann der CO 2 - Ausstoß von über 40 auf rund 10 Gigatonnen reduziert werden. Unter der Annahme, dass bis 2030 Kohlekraftwerke (schwarze Linie) und bis 2040 (gelb) auch Öl und Gas ersetzt werden. Februar 2022 – GELD-MAGAZIN . 15
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