GELD-Magazin, Februar 2022

U nsere Welt giert nach Energie: Im Vergleich zum Niveau vor Aus- bruch der Pandemie 2019 könnte der Bedarf bis 2030 laut Internationaler En- ergieagentur um rund zehn Prozent steigen. Konservativen Prognosen zufolge klettert der globale Verbrauch bis 2050 um insge- samt rund 40 Prozent. Dein Freund das Atom Gleichzeitig ist das Bewusstsein gestiegen, dass der Klimawandel die menschliche Exi- stenzgrundlage massiv gefährdet. Wäre es deshalb nicht naheliegend, den aufgrund seiner CO 2 -Bilanz angeblich sauberen Atomstrom zu forcieren? Dieser Vorstoß ist bei der EU-Kommission angelangt, wonach Nuklearenergie als nachhaltig eingestuft werden soll. Damit locken Förderungen; das Image von AKWs würde außerdem einen „grünen Anstrich“ erhalten und sich verbes- sern. Eine treibende Kraft hinter der Initia­ tive ist die europäische Atommacht Frank- reich. Präsident Macron: „Frankreich hat Glück, denn Frankreich hat Atomkraft“. Aber auch in der Wissenschaft ist Kernener- gie nicht abgeschrieben. So meint etwa der bekannte Physiker und „Science-Buster“ Werner Gruber in der Tageszeitung „Ku- rier“, dass man um Atomenergie aufgrund des steigenden Energiebedarfs nicht herum- kommen würde. Mit folgendem wichtigen Nachsatz: „Das wichtigste, was wir tun kön- nen ist, jedes Kilowatt, das nur irgendwie möglich ist, einzusparen.“ Wobei wissens- wert ist, dass unser globales Energiesystem nicht auf Gedeih und Verderb von Atom- kraft abhängt, denn sie deckt heute nur knapp fünf Prozent des weltweiten Energie- bedarfs. Ob dieser Anteil nun steigt oder fällt, ist eine politische Entscheidung. In einem Bericht des World Energy Council (WEC) heißt es dazu, der Zubau an Atom- Kapazitäten sei nur in den Ländern zu er- warten, in denen eine starke Regierungsun- terstützung zugunsten dieser Technologie erfolgt. Das gilt insbesondere für China, In- dien, Russland, den Mittleren Osten sowie einigen Staaten in Europa. In den Industrie- staaten, insbesondere in Europa, aber auch in den USA, werde der Marktanteil der Kernenergie laut den Experten künftig zu- rückgehen. Verbrauch bremsen Kernenergie sollte also nicht der Königsweg sein, dem können Umweltexperten nur bei- pflichten: „Ja, es ist selbstverständlich mög- lich, auf Atomkraft zu verzichten. Wichtig ist aber, nicht nur die Energiequelle zu BRENNPUNKT . Nachhaltigkeit Atomkraft: „Billige“ Lösung Für die Mehrheit in Österreich ist Kernenergie ein No-Go. Das ändert nichts daran, dass Atomkraft jetzt auf EU-Ebene „grün angestrichen“ wird und eine kräftige Renaissance erleben dürfte. Der falsche Weg? HARALD KOLERUS Kern des Anstoßes: Atomkraft soll als nach- haltig eingestuft werden. Credit: wikimedia/Casa Rosada (Argentina Presidency of the Nation); Ezume Images/stock.adobe.com 10 . GELD-MAGAZIN – Februar 2022 „Frankreich hat Glück, denn Frankreich hat Atomkraft.“ Frankreichs Präsident Emmanuel Macron

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=