GELD-Magazin, Dez. 2021 / Jän. 2022

nommen. Die Allianz hatte bereits im Jahr 2015 Telematik-Produkte in Österreich auf den Markt gebracht, die sich zwar mehr auf personalisiertes Service und nicht auf per- sonalisierte Prämien erstreckten – sowohl im Gewerbebereich als auch für Privatper- sonen, wie zum Beispiel Soforthilfe nach Unfällen mit Crashsensoren oder Diebstahl- sicherung –, aber diese jedoch mittlerweile wieder aus dem Angebot genommen. „Was wir feststellen, ist, dass die Nachfrage nach derartigen Produkten seitens der Kunden noch nicht in entsprechendem Ausmaß ge- geben ist“, so die Allianz. Diesbezüglich argumentiert man jedoch völlig diametral zu den Ergebnissen des World Insurance Reports 2020 der interna- tionalen Beratungsfirma Capgemini. Nut- zenbasierte- und personalisierte Angebote werden von den Kunden gefordert, aber nur im geringen Maße von den klassischen Ver- sicherern angeboten, lautet das Fazit des in- ternationalen Beratungsunternehmens. Trotz aller erfolgloser Versuche hierzulan- de, stärker auf personalisierte Produkte zu setzen, gibt es immer wieder mutige Ver- suche, ein Stück Individualismus in die KFZ- Versicherung zu stecken. Eine interessante Form des Telematik-Tarifs bietet die VIG- Tochter Donau-Versicherung an. Für be- stimmte Hybridautos hängt die Prämie von den elektrisch gefahrenen Kilometern ab. „Das Fahrzeug ist vernetzt und der Fahrer lernt, wie er sein Hybridfahrzeug so effizi- ent und schonend wie möglich fahren kann. Davon sollten Kunden und die Umwelt pro- fitieren“, erklärt Lehel. Technologisch gibt es jedenfalls keine Hürden, so Lehel weiter. Viele moderne Fahrzeuge beinhalten bereits die notwendige Technologie und manche Hersteller stellen diese Daten – nach Zu- stimmung des Kunden – auch bereits Dritt­ anbietern via Schnittstelle zur Verfügung. Die aufgezeichnete Gesundheit Aber nicht nur bei der KFZ-Versicherung, sondern auch in anderen Bereichen, steht man erst am Anfang der Entwicklung, was personalisierte Versicherungen betrifft. Pay- as-you-Live (PAYL) beschreibt ein Versiche- rungsmodell, in dem Gesundheitsdaten di- gital erfasst werden, und der Versicherungs- beitrag bei biometrischen Versicherungen verhaltensbasiert ausfällt. Dies passt her- vorragend zum Trend der Selbstvermes- sung. So erfreuen sich Wearables und Tra- cker immer größerer Beliebtheit und solche Tools werden auch verstärkt bei der Perso- nalisierung von Versicherungsleistungen eingesetzt. „Bei der Datenerfassung ist die „Personalisierte Produkte sind mit der Datenschutz- Grundverordnung gut vereinbar.“ Peter Humer, Vorstand für Kunde & Markt Österreich der UNIQA Österreich AG „Telematiktarife sind zwar die Zukunft, aber der Weg dorthin wird noch ein wenig dauern.“ Gábor Lehel, Vorstandsmitglied der VIG Technologie schon auf einem hohen Niveau, aber noch nicht am Zenit. Bei der Datenana- lyse stehen alle Branchen noch eher am Be- ginn der Reise“, so Lehel von der VIG. Die breite Verfügbarkeit von digitaler Technolo- gie, z.B. über Apps, direkt in Geräten integ- rierten Technologien oder kleiner Sensor- Geräte ist eine große Chance für die Versi- cherungen, wie Peter Humer, Vorstandsmit- glied der UNIQA, verantwortlich für Kun- den und Markt, erklärt. „Das bietet enormes Potential für Produktinnovationen auch am Versicherungssektor.“ Mit Vitality belohnt Generali sportliche Betätigung sowie gesun- de Lebensführung. Wer nachweislich etwas für seine Gesundheit unternimmt, erhält als Mitglied Belohnungen in Form von Gut- scheinen von Partnerunternehmen. Zusätz- liche Punkte bringen Vorsorgeuntersuchun­ gen, Impfungen oder Bewegung. In der Ge- nerali-App laden Nutzer freiwillig Nach- weise ihres gesunden Lebensstils hoch, Eine Voraussetzung für Telematiktarife ist die fortschreitende Digitalisierung der Autoflotte. Globaler Absatz von Autos mit eingebetteter Telematik Quelle: Statista 2016 2017 2018 2019 2015 2014 2013 2012 2011 0 5 10 15 20 25 30 Absatz in Mio. Autos 24,1 28,5 23,0 19,0 15,4 11,1 6,5 3,5 1,3 Jänner 2022 – GELD-MAGAZIN . 79

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=