GELD-Magazin, Dez. 2021 / Jän. 2022

M it der Covid-19-Pandemie und den nationalen Lockdowns sind die Autos teilweise wochenlang unbenutzt herumgestanden, was vor allem den Versicherungen einen großen Gewinn bescherte, die ohne Schadensrisiko Prämien kassierten. Dies verschaffte Telematiktari- fen, die ihre Prämie nach den gefahrenen Kilometern (Pay-as-you-drive-Tarif: PAYD) berechnen, einen hohen Zulauf. Das briti­ sche Insurtech „By Miles“ verzeichnete wäh- rend der Pandemie einen Absatzanstieg von 75 Prozent. Eine geringe Fixgebühr von um- gerechnet 200 Euro sichert dabei das Fahr- zeug gegen Diebstahl, Parkschäden und Vandalismus ab. Für jeden gefahrenen Kilo- meter werden ab umgerechnet 3,6 Euro- Cents verrechnet, was vor allem den Wenig- Fahrern zugutekommt. Unter den fünf bil- ligsten Anbietern von Kfz-Versicherern für Fahrer unter 25 Jahren sind laut Statista in Großbritannien drei von Telematikanbie- tern. Auch der Autobauer Tesla hat ange- kündigt, künftig eine KFZ-Versicherung an- zubieten, die Fahrdaten der Fahrer in Echt- zeit auswertet (PHYD: siehe Kasten auf Sei- te 80), die als Basis zur Ermittlung der Ver- sicherungsprämie dienen sollen. Österreich bleibt abwartend Während auf der britischen Insel die Perso- nalisierung von Versicherungsprodukten vorangetrieben wird, bleibt man in Österrei- ch diesbezüglich abwartend. Trotz der posi- tiven Anreize personalisierter Versicherun­ gen, die präventive Verhaltensweisen för- dern, weil dadurch der Versicherungsneh- mer Prämienkosten reduzieren kann, blei- ben die österreichischen Versicherer diesbe- züglich auf der Bremse. Für Gábor Lehel, Vorstandsmitglied der VIG sind Telematik- tarife zwar die Zukunft, aber der Weg dort- hin wird noch ein wenig dauern. „Wir rech- nen noch mit einigen Jahren, bis sich diese Nachfrage in Österreich auf breiter Basis durchsetzen wird.“ In der Vergangenheit hatte man mit Bonifikationen und Beloh- nungen versucht, die österreichischen Kun- den an den Telematiktarif zu gewöhnen. Kunden der UNIQA konnten vor einigen Jahren bis zu 200 Euro pro Jahr an Prämie sparen, wenn sie am Steuer nicht telefo- nierten. Auch andere prämienreduzierende Anreize, wie das Stehenlassen des Autos in der Nacht am Wochenende für Kunden bis 25 Jahre wurden vom Publikum nicht ange- VERSICHERUNG . Telematik Maßgeschneidert statt von der Stange Versicherungsprodukte für das 21. Jahrhundert werden individueller und führen zu Prämienbegünstigungen für viele Versicherungsnehmer. In Österreich stecken diese Angebote jedoch noch in den Kinderschuhen. CHRISTIAN SEC Während in Großbritannien und den USA Telematiktarife auf der Überholspur sind, sind personalisierte Kfz-Tarife in Österreich noch nicht angekommen. Credits: UNIQA/Keinrath; TimeStopper/stock.adobe.com, Gabor Lehel: Ian Ehm 78 . GELD-MAGAZIN – Jänner 2022

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