GELD-Magazin, Dez. 2021 / Jän. 2022

Nachdem der DAX Mitte November bei fast 16300 Punkten ein neues Rekord- hoch erreichen konnte, ging es im An- schluss daran deutlich nach unten. Zeit- weise geriet sogar die Marke von 15.000 Punkten in Gefahr, durchbrochen zu werden. Damit dürfte eine starke Weih- nachts-Rally abgeblasen sein. Anleger sollten zwar weiter investiert bleiben, je- doch die Marke von 14.800 Punkten als Stop-Loss-Limit beachten. AKTIEN . Deutschland H ohe Preise für das Tanken und Hei- zen haben die deutsche Inflations- rate im November erstmals seit fast 30 Jahren (1992) über die Marke von fünf Prozent getrieben. Waren und Dienstlei- stungen kosteten 5,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Nach europäischer Berech- nungsweise (harmonisierter Verbraucher- preisindex HVPI) lag die deutsche Inflati- onsrate sogar auf dem Rekordhoch von 6,0 Prozent. Während die Europäische Zentral- bank (EZB) den Höhepunkt damit erreicht und daher keinen Grund für schnell stei- gende Zinsen sieht, warnen manche Öko- nomen wegen der extrem lockeren Geldpoli- tik vor einem dauerhaft hohen Preisniveau. Immerhin: die Wohnungsmieten zogen nur um 1,4 Prozent an. Negativ ist zu vermer- ken, dass die Preise mittlerweile auf breiter Front zulegen, es geht nicht mehr nur um Energie und einige besonders von Corona betroffene Güter. Manche Ökonomen erwar- ten eine Spirale aus stark steigenden Preisen und Löhnen, durch die sich die Inflation ver- festigen könnte. Der wichtige vorauslaufen- de Konjunkturindikator, der Ifo-Geschäfts- klima-Index, sank den fünften Monat in Fol- ge auf 96,5 Punkte von 97,7 Zählern im Ok- tober. Der Krisen-Cocktail aus Lieferketten- problemen, Corona-Fällen und Inflation hat die deutsche Wirtschaft immer fester im Griff. Pessimisten befürchten, dass das Brut- toinlandsprodukt Ende 2021 schrumpft, nachdem es im Frühling und Sommer noch je ein Wachstum von knapp zwei Prozent ge- geben hatte. Die Situation ist paradox: Die Auftragsbücher sind voll, aber trotzdem sinkt wegen der Lieferengpässe die Produk- tion. Eine deutliche Mehrheit der Unterneh- men plant, die Preise zu erhöhen. Positiv ist die überraschend schnelle Bildung der neu- en Regierung. Im Koalitionsvertrag wird eine raschere Digitalisierung angestrebt. Dazu kommt ein Klimapaket mit dem Ziel, bis 2030 auf deutschen Straßen die E-Mobi- lität auf 15 Millionen E-Autos auszubauen. Corona-Profiteure Die seit November 2020 tendenziell schwä- cher performenden Titel der Corona-Profi- teure konnten deutlich zulegen. Ein Beispiel ist HelloFresh. Der Kochboxen-Versender hob die Umsatzprognose für das Gesamtjahr erneut an. Währungsbereinigt werde nun mit einem Erlösplus zwischen 57 und 62 (bisher 45 bis 55) Prozent gerechnet. Somit würde der Umsatz auf mehr als sechs Milli- arden Euro steigen. Allerdings: HelloFresh baut sein Angebot kontinuierlich aus und ex- pandiert. Das wirkt sich auf das Betriebser- gebnis aus. Das bereinigte Ebitda sank im dritten Quartal um 30 Prozent auf knapp 80 Millionen Euro. An schwachen Tagen bleibt die Aktie dennoch ein guter Kauf. Weniger stark entwickelten sich der Online-Shop- ping-Riese Zalando sowie der Essensliefer- dienst Delivery Hero. Das eröffnet attraktive Einstiegschancen, auch bei Home24. Letzte- re Aktie war nach einer Senkung der Ge- winnprognose stark eingebrochen. Autowerte schwach Volkswagen musste inmitten der Transfor- mation einen Rückschlag einstecken und seine Absatzerwartungen für das laufende Jahr senken. Wegen des anhaltenden Chip- Mangels fiel das operative Ergebnis vor Son- dereinflüssen im dritten Quartal um zwölf Prozent auf rund 2,8 Milliarden Euro. Ana- lysten hatten einen geringeren Rückgang er- wartet. Volkswagen will nach dem Gewinn- rückgang die Kosten kräftiger drücken und Jahresausblick in Gefahr Eine Inflationsrate von sechs Prozent sowie nachlassendeWachstumsindi- katoren haben deutsche Börsianer verunsichert. Dazu kommt das Risiko einer neuen, infektiöseren Corona-Variante. WOLFGANG REGNER denkt über einen weiteren Personalabbau nach. Die Versorgungsengpässe bei elektro- nischen Bauteilen haben vor Augen geführt, dass der Konzern nicht widerstandsfähig ge- nug gegen Auslastungsschwankungen ist. VW will nun in allen Bereichen an seinen Kostenstrukturen und der Produktivität ar- beiten. Vor allem das schwach ausgelastete Stammwerk in Wolfsburg steht im Fokus. Dieses hat als eines der wenigen VW-Werke noch keinen Zuschlag zum Bau eines volu- menfähigen Elektroautos, das für genügend Auslastung sorgen könnte. Wie stark Volks- wagen unter Druck steht, wurde beim Aus- blick deutlich. Die Auslieferungen dürften 2021 nur noch auf dem Niveau des Vor- jahres liegen, statt wie bisher erwartet spür- DAX . Rückschlag Credit: lily/stock.adobe.com 14.000 14.500 15.500 16.000 16.500 15.000 13.500 Jän. Feb. Mär. Apr. Mai Jun. Jul. Aug. Sep. Okt. Nov. 60 . GELD-MAGAZIN – Jänner 2022

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