GELD-Magazin, Dez. 2021 / Jän. 2022
Qualitäts-Siegel Das FNG blickt dabei auf eine lange Experti- se zurück: Es ist seit 2001 der Fachverband für Nachhaltige Geldanlagen im deutsch- sprachigen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz). Zu den rund 200 FNG-Mitglie- dern zählen Banken, Kapitalanlagegesell- schaften, Ratingagenturen, Finanzberater, wissenschaftliche Institutionen, Versiche- rungen, NGOs und Privatpersonen. Zielset- zung ist es, den Dialog und Informations- austausch zwischen Wirtschaft, Wissen- schaft und Politik zu fördern sowie die poli- tischen Rahmenbedingungen für nachhal- tige Investments zu verbessern. Und nicht zuletzt wurde mit dem FNG-Siegel ein viel- beachteter Qualitätsstandard geschaffen. „Dieses ganzheitliche Label für glaubwür- dige und professionell verwaltete nachhal- tige Investmentfonds ist gerade in Zeiten der Angebots-Schwemme und der Viel- schichtigkeit der Anlagestile eine stabile Orientierungshilfe. Allein schon, um ein wichtiges Ziel der EU – die Vermeidung von Greenwashing – sicherzustellen“, sagt Ro- land Kölsch, Geschäftsführer der QNG, die als Tochter des FNG das Siegel verantwor- tet. Wobei Orientierungshilfen in einem zu- nehmend komplexen Markt bitter notwen- dig sind (siehe Interview unten). Als wis- senschaftlich basierter „Wegweiser“ hilft das FNG-Siegel, Anlegerinnen und Anle- gern, aber auch Versicherungen, Dach- fondsmanagern, Stiftungen und anderen in- stitutionellen Anlegern, die richtigen Pro- dukte herauszufiltern. So, wie bekannte Bio-Gütesiegel aus dem Lebensmittelbe- reich für einfache Wiedererkennbarkeit nachhaltiger Waren sorgen, ist das FNG-Sie- gel seit 2015 als Label für ESG-Geldanlage ein am Markt heiß begehrter Standard. Neue Rekorde Das wurde zuletzt auch wieder im vergan- genen November unter Beweis gestellt: Der Zulauf zum FNG-Siegel hält ungebrochen an. Auf der diesjährigen Vergabefeier wur- den 257 Fonds, die sich einer wissenschaft- lich umfassenden Prüfung unterzogen ha- ben, mit dem unabhängigen Gütesiegel aus- gezeichnet. Zum ersten Mal sind auch nach- haltige ETFs dabei. Beworben hatten sich 281 Fonds, was einer Steigerung von 60 Prozent zum Vorjahr entspricht. Damit hält das hohe Wachstumstempo der Vorjahre un- gemindert an. Die Zahl der sich bewer- benden Fondshäuser stieg von 73 auf 102. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass knapp zehn Prozent der eingereichten In- vestmentfonds die Mindestanforderungen nicht erfüllt haben. Beeindruckend: Die ausgezeichneten Fonds verwalten ein Österreichische Anleger sind am ESG-Markt im internationalen Vergleich stark vertreten, haben Sie dafür eine Erklärung? Den Stein ins Rollen brachten in Österreich instituti- onelle Investoren. Vorsorgekassen begannen bereits Anfang der 2000er Jahre damit, sich immer nach- haltiger, unter anderem in ihrer Geldanlage, zu ori- entieren. 2004 wurde auch das Österreichische Um- weltzeichen als ältestes SRI-Label (socially responsi- ble investing) in Europa auf ESG-Investmentpro- dukte erweitert. Fondsgesellschaften sind dem posi- tiven Beispiel der Vorsorgekassen gefolgt, um die steigende Nachfrage nach nachhaltiger Veranlagung zu befriedigen. Man kann sagen, dass sich österrei- chische Asset Manager in der Breite rund zehn Jahre länger mit dem Thema beschäftigen als Vermögens- verwalter in Deutschland. Mit dem ESG-Boom steigt auch die Gefahr von Greenwashing, wie können sich Anleger dagegen am besten wappnen? Was für ihn nachhaltig ist, bestimmt maßgeblich letztlich der Investor selbst. Nicht aufeinander abge- stimmte Regulatorien auf EU- und auf nationaler Ebene schaffen derzeit leider oft sogar zusätzliche Verwirrung. Leicht zu erkennende Gütesiegel, die nach wissenschaftlicher Methodik gewisse Mindest- standards verfolgen, bringen Ordnung ins Chaos. Roland Kölsch, QNG-Geschäftsführer . INTERVIEW „Gütesiegel bringen Ornung ins Chaos.“ Jänner 2022 – GELD-MAGAZIN . 43 Prozent der Bewerber konnten nicht die Mindestanforderungen für das Siegel erfüllen 10 Fondshäuser bewarben sich, im Vorjahr waren es 73 102
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