GELD-Magazin, Dez. 2021 / Jän. 2022
K urzfristig zu denken hat sich für Anleger in der Medizin noch nie ausgezahlt. Selbst angesichts ei- niger Belastungsfaktoren stimmt die Invest- mentstory auf mittlere Sicht. „In der medi- zinischen Biotechnologie sehe ich drei be- deutende Wachstumsbereiche: die mRNA- Technologie, die Präzisionsmedizin sowie Gen Editing. Über Covid hinaus könnten mRNA-basierte Vakzine und Therapeutika auch in vielen anderen Indikationen, wie zum Beispiel zur Krebstherapie, eingesetzt werden“, sagt Mario Linimeier, Fondsmana- ger des Medical BioHealth. Alnylam hat ei- nen Ansatz entwickelt, um die Auswir- kungen schädlicher Gene mit Hilfe der RNA-Interferenz (RNAi) wirksam zu redu- zieren und ihr Fortschreiten zu verhindern. Hier wird die krankheitsverursachende RNA durch komplementäre RNA-Schnipsel außer Gefecht gesetzt. Der zweite wichtige Wachstumsbereich ist die Präzisionsmedi- zin, die eine maßgeschneiderte Behandlung ermöglicht. Das erhöht die Effizienz und auch die Wirksamkeit dieser Therapien. Onkologie-Meilensteine Das klassische Therapiefeld ist die Onkolo- gie. „Zum Beispiel ist die Entwicklung des krebsspezifischen Präparats Lumakras ein Meilenstein in der personalisierten Medizin. Rund ein Viertel aller Patienten mit nicht- kleinzelligem Lungenkrebs sind von Tumo- ren mit KRAS-Mutationen betroffen. Bis dato galten solche Krebszellen als therapie- resistent. Das dritte vielversprechende Ge- biet ist Gen Editing. Hier werden moleku- lare Scheren (auch Genscheren genannt) genutzt, um das menschliche Genom (DNA) zu verändern und damit lebensbedrohliche Erkrankungen potenziell zu heilen. Das Bio- tech-Unternehmen Intellia publizierte erste positive klinische Daten bei der Stoffwech- selstörung Amyloidose, bei der es zu to- xischen Ablagerungen im Körper kommt. Das krankheitsverursachende Protein konn- te mittels Genschere um ca. 50-90 Prozent reduziert werden“, erklärt Linimeier. Und die große Stärke des gezielten Gene-Edi- ting-Verfahrens liegt ebenfalls an der hohen Präzision: Hier wird das defekte Gen direkt im Körper repariert, ohne die Einbringung von externem Genmaterial. Wachstumsthemen für 2022 Vinay Thapar, Portfoliomanager des AB In- ternational Health Care Portfolio, hat drei Investmentthemen identifiziert, die Markt opportunitäten eröffnen. „Erstens die Dia- gnostik. Frühzeitiges Testing wird eine Schlüsselrolle bei der möglichst frühen Dia- gnose von Erkrankungen spielen. Wir glau- ben, dass z.B. Krebs mittels spezieller Blut- tests in einem früheren Stadium diagnosti- ziert werden kann. Derzeit gibt es noch kei- ne derartigen Tests. Dazu kommt das se- quenzierte menschliche Genom, das uns da- Biotech mit Aufholpotenzial Im laufenden Jahr haben selbst breit aufgestellte Health Care-Fonds deutlich underperformt. In besonderem Maße gilt dies für das Segment Biotechnologie. Die Belastungsfaktoren sollten 2022 wieder abflauen: damit gibt es Aufholpotenzial. WOLFGANG REGNER Credits: beigestellt/Archiv; ipopba/stock.adobe.com „Nur kosteneffiziente Medikamente werden in Zukunft von den Krankenkassen übernommen.“ Anne Marden, Fondsmanagerin JP Morgan Global Health Care gehört zu den defensiven Branchen, deren Umsätze selbst bei schwacher Konjunktur zumindest leicht wachsen. Daher blieben die Gewinne des Gesundheitssektors bis- her von Covid-19 relativ unbeeinträchtigt. 2022 sollte wieder ein gutes Jahr werden. Stabile Gewinnzuwächse im Global Healthcare-Sektor MÄRKTE & FONDS - Ausblick 2022 . Healthcare Quelle: J.P. Morgan Asset Mgmt., Stand: 02. Juli 2021 in Mrd. USD 300 200 400 450 350 250 +7% +6% +8% +14% +8% +5% 2023 436 276 2017 295 2018 311 2019 335 2020 383 2021 414 2022 36 . GELD-MAGAZIN – Jänner 2022
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